2DF duldet keine überzogene Satire

Das 2te Deutsche Fernsehen, kurz 2DF, ist eine erstaunlicher Sender. Chefredakteure müssen dem Ministerpräsidenten des benachbarten Bundeslandes Hessen gefallen, Satiriker dürfen sich aber in der Anstalt hemmungslos austoben und sogar eine Marx-Büste herzeigen.

Das einzige, was Satire in Mainz nicht darf, ist überziehen. Deshalb schaut Urban Priol gegen Ende der Sendung immer hektisch zur Uhr, um dann in hechelndem Dieter-Thomas-Heck-Sprechtempo in letzter Sekunde fertig zu werden, bevor die gnadenlose Regie auf den Abschaltknopf drückt und das wirklich Wichtige on air geht: Programmhinweise.

Oliver Welke hat es gestern abend nicht ganz geschafft. Der Anchorman der Heute-Show hatte anstelle seines üblichen Sidekicks Christian Ehring den schandmäuligen Ober-Bayern Michael Mittermeier am Tisch, die beiden sprachen über Atomfetischisten und Markus Söder. Bevor Welke abmoderieren konnte, verfinsterte sich der Bildschirm. Wir dachten zuerst, der Fernseher wäre kaputt, doch in der Ecke prangte noch das Logo „2DF HD“.

Die Höhere Macht vom Lerchenberg hatte also auf den Ausschaltknopf gedrückt, den ihr Peter Lustig vorher in einem Einspieler gezeigt hatte. Nach den unvermeidlichen Programmhinweisen – darunter auf die total RTLige Südpol-Dokusoap – erschien ausgerechnet das Gesicht von aspekte-Chef Wolfgang Herles auf dem Bildschirm, der eben noch als Anne Wills „Atomkraft-Befürworter“ derbleckt worden war.

Mal sehen, ob Kress heute einen Quotenabbruch um 23.31 Uhr meldet. Jedenfalls wissen wir jetzt, was Satire darf und was nicht: Überziehen ist allenfalls inhaltlich erlaubt, aber auf keinen Fall zeitlich. Eine Ausstrahlung jenseits der kritischen Höchstdosis von 30 Minuten ist tunlichst zu vermeiden, sonst kommt es noch zu einer Kontamination mit subversivem Gedankengut.

Übrigens: In der Mediathek stand das Werk hernach in voller Länge. Es war nicht einmal eine Minute, die fehlte.

P.S. (1. April 2011, kein Scherz):

Die Heute-Show wird normalerweise um 18 Uhr aufgezeichnet, der Sendeablauf wird vom Computer gesteuert, und den muss irgendein Fachdödel richtig programmieren. Einige Webgenossen hielten das wohl wirklich für Zensur, die Michael Hanfeld von der FAZ sogar für grundsätzlich der Qualität der Sendung angemessen gehalten hätte.

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