Sensibler Witwenschüttler

Wenn korrekt ist, was das Bildblog schreibt – und daran zu zweifeln gibt es nach Lage der Dinge keinen vernünftigen Grund –, ist einem so genannten Witwenschüttler seine Arbeit so peinlich, dass er Bildblog-Posts vergessen machen möchte, die sich seiner „Arbeit“ widmen. Genauer gesagt: Er reklamierte bei Google das neue Recht auf digitale Amnesie für sich. Wenn schon das Netz an sich ihn nicht vergisst, soll sich wenigstens die Suchmaschine nicht mehr an ihn erinnern dürfen.

Da der Mann Alexander Blum heißt, kamen die Bildblogger auf die geniale Überschrift „Die verlorene Ehre des Alexander Blum“.

Blum ist übrigens wohl jemand, für den sich ein Journalist noch mehr fremdschämen muss als für einen klassischen Witwenschüttler. Den Angaben aus dem Bildblog zufolge ist der Mann wohl eher der Kategorie Kinderschüttler zuzurechnen:

„Bild“ benutzt Kinder für Recherchen

„Bild“ benutzt Kinder für Recherchen II

Auch sonst gereicht die Arbeitsweise des Kollegen unserem Berufsstand nicht zu besonderer Ehre:

Von Dreckschweinen und Wiederholungstätern

Polizei deckt „BamS“-Ente auf

Wohl denn, möge er über das WWW lernen, was die ungleich sympathischere Barbra Streisand schon lange weiß!

Otti Fischer, die Moral und die Medien

Damit das klar ist: Die Methoden der Bild-Zeitung, Prominente zu Interviews zu bewegen, sind indiskutabel. Und wenn ein Prominenter ins Freudenhaus geht, ist das so lange seine Privatsache, wie er nicht öffentlich eheliche Treue oder gar den Zölibat predigt.

Aber deshalb muss man mit Ottfried Fischer, dem Darsteller des modernen Pater-Brown-Remakes, noch lange kein Mitleid bekommen. Der XXXL-Bayer hat nämlich wirklich etwas zu büßen und beichten: seine jahrelangen Werbe-Auftritte für die Möbelkette, die nach dem Ableben des Herrn Hiendl endgültig den Boden des kaufmännischen Anstands verlassen hat.

Die österreichischen Marktschreier posaunten nämlich unlängst heraus, sie gäben 19 Prozent Rabatt – angeblich die Mehrwertsteuer, was in jeder Hinsicht, auch und gerade in mathematischer, Quatsch ist – auf „Möbel, Küchen, Matratzen und Teppiche“.

Die mit dem roten Stuhl? Im Zeitalter von EHEC und Denglisch eine etwas makabre Aufforderung...

Im Kleinstgedruckten (6-Punkt-Schrift) folgt eine Liste mit fast 140 Marken, die davon ausgenommen sind, plus weitere Einschränkungen. Ich weiß nicht, wie viele nennenswerte Marken in so einem ottifischerhaft überdimensionierten XXXL-Möbelhaus Platz haben. Aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es weniger Platz in der Anzeige verschlungen hätte, die Marken aufzuzählen, auf die es tatsächlich Rabatt gibt.