Nachtrag zur märchenhaften Verbands-AG DFJV

Kürzlich hatte ich an dieser Stelle über ein Fake-Jubiläum geschrieben, darüber, dass es vor 20 Jahren mitnichten einen Deutschen Fachjournalisten-Verband gab und heute nur eine Aktiengesellschaft, die sich erstaunlicherweise so nennen darf.

Diese Firma beruft sich ja seit jeher darauf, Rechtsnachfolgerin des Vereins zu sein, der von 1999 bis 2006 unter diesem Namen auftrat. Dies sei sie im Wege der Singularsukzession geworden, sprich: der Einzelrechtsnachfolge.

Das klingt oberflächlich betrachtet gut, bei näherem Hinsehen abenteuerlich.  Erstens ist die Singularsukzession per definitionem ein Vorgang, der sich nur auf ein einziges Rechtsverhältnis bezieht; typische Fälle finden sich im Erbrecht. Wenn der alte DFJV e.V. beispielsweise drei Angestellte hatte, die danach für die DFJV AG tätig wurden, gab es drei Singularsukzessionen. Also quasi Sukzession im Plural. Der Mietvertrag für die Geschäftsstelle war dementsprechend eine weitere Singularsukzession.

Interessant wird es bei Tausenden von Vereinsmitgliedern: Wenn wir mal der Einlassung folgen, es sei überhaupt möglich, die Rechtspflichten eines Vereins gegenüber einem Mitglied 1:1 auf eine Kapitalgesellschaft zu übertragen, hätte es sich hier um Tausende Singularsukzessionen gehandelt. Wo es aber nicht einen einzelnen Vorgang gab, muss auch jeder Einzelfall getrennt betrachtet werden. Damit bricht die öffentliche Darstellung des vermeintlichen Rechtsformwandels wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

Wie aber soll, bitteschön, ein Apfel – d.h. die Vereinsmitgliedschaft – per Singularsukzession überhaupt zur Birne (oder besser zum Pullover oder Wienerschnitzel oder was auch immer) – d.h. zum Kundenverhältnis – werden können?  „Nachtrag zur märchenhaften Verbands-AG DFJV“ weiterlesen

DFJV kann das Märchenerzählen nicht lassen

Lesen Sie auch diesen Nachtrag vom 5. Februar.

Es war einmal ein eingetragener Verein, der nannte sich „Deutscher Fachjournalisten-Verband e.V.“, kurz DFJV. Kaum länger als sieben Jahre nahm der Verein dieses Namens Mitglieder auf, vom Sommer 1999 bis zum Herbst 2006…

Da eine märchenhafte, aber wahre Geschichte zu erzählen ist, die im 21. Jahrhundert spielt, muss ich von der Grimmschen Erzählweise leider abweichen. Es gibt kein „und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er wohl noch heute“. Unser „Er“ ist mausetot, seit 2007 schon, und das ist amtlich unwiderlegbar dokumentiert. Er wurde aus kühlem Kalkül vorsätzlich liquidiert – von seinen eigenen Funktionären, die zuvor sämtliche Mitglieder hinauskomplimentiert hatten, ohne ihnen ein Mitspracherecht auch nur anzubieten. Doch wie von Hexenhand entstand über ein Jahr vor dem Exitus des Vereins ein Gebilde, das ihm frappierend ähnelt und seinen Namen trägt, obwohl es keine Mitglieder haben kann und nicht die Kriterien für einen Berufsverband erfüllt. Haben wir es etwa mit einer Art Schrödingerscher Katze unter den Journalistenverbänden zu tun?

Für Eingeweihte war die unlängst aus Berlin eintrudelnde Kunde, „der DFJV“ feiere sein 20-jähriges Bestehen, vielleicht irritierend, aber fast zu erwarten. Schließlich gab es zehn Jahre zuvor ein ebenso fiktives Zehnjähriges. Inszeniert wurde dieses angebliche Jubiläum von einem vor elf Jahren gegründeten Wirtschaftsunternehmen, dessen Name in voller Länge „Deutscher Fachjournalisten-Verband Aktiengesellschaft“ lautet und im Handelsregister unter HRB 104390 B zu finden ist.

20 Jahre? Nix da. Der Name DFJV war beim Erscheinen des „Fachjournalist“-Jubiläums-Hefts erst 18 Jahre alt, die Firma gerade mal 11.

Der kommerzielle Wiedergänger des liquidierten Vereins gibt sich seit jeher alle Mühe, sich die AG-Eigenschaft nicht mehr als unbedingt nötig anmerken zu lassen. Wobei einiges für die Ansicht spricht, es sei mehr nötig, zum Beispiel hier bei der Schulungs-Tochterfirma:

Seine Kunden – eigenen Angaben zufolge rund 12.000 Menschen – nennt das Unternehmen „Mitglieder“. Eine bemerkenswerte Wortwahl, denn Mitglieder haben in Aktiengesellschaften doch eigentlich nur die Vorstände und Aufsichtsräte, oder? Selbige bezahlen allerdings keine Beiträge, sondern erhalten Vergütungen. Allenfalls bei Krankenkassen und Fitnessstudios sind „Kunde“ und „Mitglied“ Synonyme. Das Wort ist ergo ein Marketing-Euphemismus, eine klassische Werbelüge. „Verband“ auch. What You See Ain‘t What You Get. „DFJV kann das Märchenerzählen nicht lassen“ weiterlesen

Die geheimen Geschäfte des Vespisto

aus: BJVreport 4/2009

Wer steckt hinter dem „Journalistenzentrum Deutschland“? Eine Spurensuche.

Die Infobriefe kommen aus Hamburg, Absender ist das Journalistenzentrum Deutschland e.V., eine Art Ein-Mann-Dachverband. Er wirbt für Presseausweise, Kreditkarten, Versicherungen, Weiterbildung – genauer: für die Offerten des DPV (Deutscher Presse-Verband) und seines Klons bdfj (Bundesvereinigung der Fachjournalisten). Der Kaufmann, der diese und weitere Vereine hochgezogen hat, lässt sich nicht in die Karten schauen. Selbst seinen Namen verrät er nicht jedem: Christian Zarm.

Makler rühmen die Lagunensiedlung Carolands als bestgehüteten Geheimtip von Bonita Springs. Zur Grundausstattung gehören Palmen vor dem Haus und Bootsstege dahinter. In Minuten sind die Freizeit-Skipper im Golf von Mexiko. Eine typische Villa mit Pool im Wintergarten kostet trotz Rezession noch 1.999.995 Dollar.

Rückzüge in dieses Bilderbuch-Millionärsghetto in Südwestflorida kann sich Christian Zarm (43) seit 1997 erlauben. Damals bekam der Hamburger Kaufmann von der 83-jährigen Charlotte Parge-Zarm einen Bungalow in herrlicher Lage überschrieben. Später wertete der mutmaßliche Enkel Omas Ferienhaus durch ein Obergeschoss auf.

Nicht nur die US-Immobilie deutet darauf hin, dass Zarm – der Journalist sein will, aber noch nie durch Ehrgeiz auffiel, sich als Schreiber einen Namen zu machen – ein privilegiertes Leben führt. Wie es aussieht, lässt der Vespa-Freak gern mal alles stehen und liegen, um ganze Kontinente auf alten Motorrollern zu durchqueren – inkognito mit einem Vereinskameraden. „Die geheimen Geschäfte des Vespisto“ weiterlesen