Vom Mode- zum Werk-Stoff

Westeuropa produziert kaum noch Bekleidung. Die Textilwirtschaft hat aber gelernt, sich neue Märkte zu erschließen. So entstehen neue Werk-Stoffe – sogar für Architekten.

»Textil+Mode« lautet der Kurzname des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Bekleidllngsindustrie. Als Internetdomain haben sich die Branchenlobbyisten allerdings nicht »textilundmode.de« registrieren lassen, sondern »textil-mode.de«. Daher antworten Mitarbeiter des Verbandes, nach ihrer Mailadresse gefragt, »Mustermann ät Textil minus Mode D E«.

Nichts könnte den Wandel der Traditionsindustrie knapper auf den Punkt bringen als dieses negative Vorzeichen. Bekleidung bildet zwar bei weitem das umsatzstärkste Segment der Textilbranche, doch etwa 95 Prozent dessen, was die Deutschen am Leib tragen, ist Importware. Taktgeber sind global tätige Logistikkonzerne wie H&M und Inditex, nach deren Geschäftsmodell Mode nichts anderes ist als Fastfood zum Anziehen. „Vom Mode- zum Werk-Stoff“ weiterlesen

Kleidung mit Köpfchen

Sensoren im Futter, Computer im Ärmel, Ohrstöpsel am Kragen – die Textilindustrie arbeitet an der Verschmelzung von Stoff und Elektronik. Doch damit den Markt zu erobern ist mühsam.

Warum bloß ist das Prädikat „Hidden Champion“ in Deutschland immer wörtlich zu nehmen? Auch die Garnschmiede Novonic am Hightech-Standort Weiler-Simmerberg ist ohne Navi kaum zu finden: Besser als an diesem beschaulichen Flecken in Bayerns Südwesten – dem Schweizer Kanton Appenzell-Ausserrhoden nicht nur geografisch näher als der Fashion-Metropole München – kann sich im Freistaat kein Betrieb verstecken.

Dabei hat das Unternehmen, zu dem Novonic gehört – die Garnfabrik W. Zimmermann –, keinen Grund, mit seinen technischen Errungenschaften hinter dem Berg zu halten, im Gegenteil. Die Firma ist vor Jahren den Schritt gegangen, den viele ihrer traditionellen Abnehmer aus der Bekleidungsindustrie noch scheuen: hin zu innovativen Funktionstextilien, die der unter Preisdruck ächzenden Branche Wachstumsimpulse und eine höhere Wertschöpfung versprechen. „Kleidung mit Köpfchen“ weiterlesen

Spin-Off: Edel und hilfreich

Das Starnberger Unternehmen Interactive Wear integriert Elektronik in luxuriöse Kleidung – und wenn alles glattgeht, bald auch in ganz normale Arbeitsanzüge.

Der Backofen ist gefüllt und auch schon heiß, doch von Essensduft keine Spur. Auch der Blick durch das beschlagene Sichtfenster lässt einen rätseln: Seit wann dünstet man Tagliatelle im Ofen? Erst von Nahem betrachtet entpuppen sich die geruchsneutralen Bandnudeln als Textilbänder mit eingewebten Leiterbahnen – Komponenten für das, was in der Modebranche „intelligente Kleidung“ heißt und bei Techies „Wearables“.

Im Konzert mit zwei Waschmaschinen und einem Wäschetrockner macht der zweckentfremdete Herd die Küche der Starnberger Interactive Wear GmbH zum veritablen Forschungslabor. Markus Strecker, im zweiköpfigen Vorstand für Technik zuständig, „Spin-Off: Edel und hilfreich“ weiterlesen