Neues aus der Werbe-Anstalt

Das Zweite Deutsche Fernsehen ist bekanntlich eine Anstalt mit einem bemerkenswert schmerzfreien Umgang mit Dingen, die anderswo „Werbung“ heißen würden. Oder, niedlich bagatellisiert, „Schleich“-Werbung. Da gibt es schon mal eine Kooperation mit der Gartencenter-Firma Kölle, in deren Rahmen nicht nur die Unternehmerin Angelika Kölle gebührensparend als Expertin eingesetzt wird, die sich ihr Kommen etwas kosten lässt statt Honorar zu verlangen, sondern auch noch Win-win-Zeitungsannoncen geschaltet werden mit den Logos von Pflanzen Kölle und dem ZDF-Fernsehgarten:

„Angelika Kölle zu Gast im ZDF-Fernsehgarten.“ Diese unverhüllte Co-Branding geschah, nachdem Fernsehgärtnerin Andrea „Kiwi“ Kiewel dafür schon öffentlich gesteinigt worden war, obwohl sie doch nur die kleine Verkäuferin ist und nicht der Geschäftsführer des Ladens; der heißt Markus Schächter. Wenn schon draufhauen, prügle man doch bitte den Richtigen!

Dass die nette Kiwi nicht an allem schuld ist, was das 2DF für die Wirtschaft tut, beweist die Sendung „Küchenschlacht“, in der die Weightwatcherin wirklich keine Rolle spielt. Da wirbt das 2weite ohne jeden Hinweis darauf, dass jetzt die Mainzelmännchen kommen, für Dienstleistungen des US-Unternehmers Marc Zuckerberg. „Neues aus der Werbe-Anstalt“ weiterlesen

Gutes Klima für Wettertainment

Dass viele Bürger Wetter und Klima nicht mehr als gottgegeben erdulden, hat viel mit einem Wandel in den Medien zu tun – mit der erfolgreichen Popularisierung und Kommerzialisierung des Wissenschaftsthemas Meteorologie.

»Alle reden übers Wetter. Wir nicht«, warb die Bahn vor Jahren – und beschrieb damit auch sehr treffend die damaligen Medienformate der Meteorologen: Es konnte schütten, stürmen, schneien oder hageln, der Wetterbericht war und blieb knochentrocken. Er kam so abstrakt daher wie eine wissenschaftliche Abhandlung, ganz egal, ob das Publikum nur Bahnhof verstand. Zeitungen und Fernsehsender traktierten ihre Zuschauer und Leser mit Isobaren (also Linien gleichen Luftdrucks), Isothermen (Linien gleicher Temperatur), die eine Landkarte zur unübersichtlichen Wetterkarte machten. Amtlich-ernste Nachrichtensprecher verschreckten die Hörer mit Martialischem wie »Frontensystemen« und »Niederschlägen«. Bestenfalls langweilten die Sendeanstalten die »Teilnehmer« mit Segelflug-Wetterberichten oder mit Wasserstandsmeldungen, die meist nur ein Häuflein Binnenschiffer tangierten. Kurzum: Die Kommunikation des Themas Wetter verfehlte die Zielgruppe »normale Menschen«. „Gutes Klima für Wettertainment“ weiterlesen

Interaktives Fernsehen – Teurer Blick in die Röhre

Nach dem ersten Multimedia-Rausch macht sich in der gesamten Telekommunikationsbranche Ernüchterung breit. Bevor Otto Normalzuschauer tatsächlich zwischen 500 Fernsehkanälen wählen kann, ist noch enorm viel Arbeit angesagt.

Top/Business 8/1994

Der Österreicher Michael Meirer, beruflich seit einiger Zeit in Kalifornien zu Hause, strahlt wie ein Lotteriegewinner. „Wir haben durch einen glücklichen Zufall zur richtigen Zeit den richtigen Rechner entwickelt“, resümiert der Chef der Silicon-Valley-Firma nCube Computer Corp. stolz. Konnte er seine „massiv parallelen“ Zahlenfresser bisher fast nur an Forschungsinstitute und Entwicklungsabteilungen der Industrie verkaufen, ist plötzlich die ersehnte „Killer-Anwendung“ für die ultraschnellen Computer aus Foster City in Sicht: Sie sind nämlich der ideale Umschlagbahnhof für die immensen Datenmassen von Video on Demand (VOD), dem digitalen Pantoffelkino des Jahres 2000 mit schier unbegrenzter Auswahl an sekundenschnell abrufbaren Filmen.

Blendende Laune ist bei Managern, die mit dem Fernsehen der Zukunft zu tun haben, sonst eher die Ausnahme. Bei vielen Unternehmen läßt die Multimedia-Begeisterung, die vor einem halben Jahr im kühnsten Fusionsversuch der Wirtschaftsgeschichte gegipfelt hatte, merklich nach. „Interaktives Fernsehen – Teurer Blick in die Röhre“ weiterlesen