Digital-naiver Maoismus

Es ist doch immer wieder schön, wenn man sich eine nicht ganz mehrheitsfähige Meinung gebildet hat, diese so bescheiden wie beharrlich vertritt –  und plötzlich ganz überraschend ein Prominenter auf den Plan tritt, der viel weiter geht, der viel radikaler denkt, der viel stärker pointiert und polarisiert.

Deshalb bin ich Jörg Häntzschel und der Süddeutschen Zeitung dankbar, dass sie im Feuilleton der Printausgabe (wenn auch leider nicht auf der Aufmacherseite) einen Fünfspalter mit der Headline „Google ist das Äquivalent zur Kommunistischen Partei“ publiziert haben: ein Interview mit Jaron Lanier, einem amerikanischen Intellektuellen, Künstler und Unternehmer, der schon im Cyberspace unterwegs war, als die so genannten Digital Na(t)ives unserer Tage noch nicht mal am analogen Schnuller genuckelt haben. Den ersten Text über ihn bekam ich vor 20 Jahren „Digital-naiver Maoismus“ weiterlesen

Hasenbeck weck

So ganz spannungsfrei war das Verhältnis von Manfred Hasenbeck zu seinem Kompagnon Burda ja schon länger nicht mehr. Jetzt ist Mr. Yukom draußen. Die 75-Prozent-Corporate-Publishing-Tochter Burda Yukom ist nur noch Burda.

Mal gespannt, was mein Ex-Chef und Ex-Auftraggeber Manni H. als nächstes macht. Bären jagen in Russland, Schlittenhunde einspannen im alaskischen Yukon Territory? Wäre dem Dynamiker zuzutrauen, aber ganz bestimmt nicht auf Dauer. Für die Rente ist er mit 58 noch um einiges zu jung – und zu sehr Unternehmer.

Über ihn ist viel und nicht immer grundlos gelästert worden, aber da der Mann vom Steinhuder Meer selbst zu der Sorte Mensch gehört, die für eine gute Pointe die eigene Schwiegermutter verkauft, nimmt er es für gewöhnlich mit Humor. Trotz seines Wechsels ins Lager der Auftragskommunikations-Verleger hat der Erfinder der Anweisung "machen Sie aus dem Ochsen einen Brühwürfel!" und der Parole "selbst Goethe wird durch Kürzen besser" sein Faible für einen leser-orientierten Journalismus nie verleugnet.

Ich denke, man sieht sich.

Wirtschaftsmagazine, Publikumspresse, Special Interest, Corporate Publishing…

…sind seit langem mein Metier und bleiben es auch in crossmedialen Zeiten. Um Hörfunk und Fernsehen sollen sich die kümmern, die das besser können. Meine monatliche Kolumne mit Lästereien über den technischen Fortschritt ist zwar mittlerweile von den gedruckten Seiten der Technology Review ins Web umgezogen, und ich blogge schon ziemlich lange hier in meiner Wortpresse. Trotz unbestreitbarer Vorzüge des Online-Journalismus schlägt mein Herz immer noch für die Printkultur – und da wiederum reizt mich nicht das hektische (aus Freiberuflersicht auch brotarme) Nachrichtengeschäft. Ich bin & bleibe Spezialist für Zeitschriften, denn ich bin von dieser Mediengattung überzeugt und glaube, dass gut gemachte Magazine — also ein Bruchteil des heutigen Angebots — durchaus eine Zukunft haben, wenn…

…ja, wenn es ihnen denn gelingt, sich aus ihrer übermäßigen Abhängigkeit von Werbeeinnahmen zu lösen und der jeweilige Verlag nicht die Media-Agentin, sondern die Leserin als Königin Kundin betrachtet. (Gender-Disclaimer: Jede Schreibweise steht jeweils für sämtliche realen und gefühlten Geschlechter, und werx meint, Lesx und Kundx sei derdiedas einzig Wahrx, mag es sich vor seinem geistigen Ohr halt so anhören.)

Und worüber schreibe ich? Im Prinzip über alles, was interessant ist, aber es sollte schon irgendetwas mit meinem Motto Das Beste aus Wirtschaft und Technik zu tun haben.

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