Enthüllt: Den Mac gibt’s seit 1977

Eine sensationelle Information versteckt die Süddeutsche ganz beiläufig im heutigen Wirtschaftsaufmacher. Es geht um den Apple-Chef und Transplantationspatienten Steve Jobs und seine Erfolgsprodukte.

„Im April 1976 gründete er mit Steve Wozniak eine Computerfirma, nannte sie Apple. Ein Jahr später verkauften sie den ersten Macintosh, den Computer mit der Maus.“

Bisher hatte alle Welt geglaubt, der erste Mac sei 1984 in den Handel gekommen und der im April 1977 vorgestellte Computer, der die beiden Steves zu Millionären machte, habe erstens Apple II geheißen und sei zweitens noch mauslos gewesen.

Aber man lernt ja nie aus. Von dem zweiköpfigen Autorenteam, das sich den interessanten Text aus den Fingern gesogen erarbeitet hat, stammt auch die bemerkenswerte medizinische Einordnung der Jobs’schen Lebererkrankung als „Rückfall“ nach seinem Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Bewunderung verlangt mir auch das Rechenkunststück des Duos ab, die Aktie von Apple habe gestern „an den deutschen Börsen zeitweise fast ein Zehntel ihres Werts“ eingebüßt, „mehr als 15 Milliarden Euro“. Meines bescheidenen Wissens lag der Wert der Aktie eher um die 250 Euro. Der Wert des ganzen Unternehmens wiederum liegt nach Ansicht der wahrscheinlich schlecht informierten Redaktion von Onvista bei 240 Milliarden Euro bzw. 320 Milliarden Dollar. Der zum Starrsinn neigende virtuelle Taschenrechner meines Macbooks behauptet, 15 Milliarden seien 6,25 Prozent von 240 Milliarden, nicht fast zehn Prozent.

Leider kann ich dieses unzuverlässige Gerät nicht mehr umtauschen. Ich meine: SZ-Wirtschaftsredakteure können ja nicht irren, oder?

P.S.: Einen Kommentar hat das Blatt auch noch dazu geschrieben. Darin zieht der (am Bericht nicht beteiligte) Autor einen putzigen Vergleich zwischen Jobs und dem 87-jährigen Hariboss Hans Riegel junior, Bonn. Naja, Vergleich? Bekanntlich ist ja nicht alles, was hinkt… Beim kinderlosen Goldbärentycoon geht es eigentlich nur um die Frage, wer den Laden erbt. Bei Apple geht es vor allem darum, dass Tim Cook das Charisma abgeht und es schwer wird, den Medienhype am Kochen zu halten, falls der Star tatsächlich nicht mehr auf die Bühne zurückkehren sollte. Dass Jobs, der seinen Gesundheitszustand in letzter Zeit wohl kaum ignoriert haben dürfte, nicht vorgeplant haben soll, ist schon eine mutige Unterstellung. Er war halt nie der Typ, der das an die große Glocke hängen würde.

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3 Antworten auf „Enthüllt: Den Mac gibt’s seit 1977“

  1. na daß es 1977 in Landsberg noch keine BigMacs gab, hätte ich gewußt, das große M hat doch erst zur Jahrtausendwende eröffnet :o)

    Aber woher soll so ein armer Journalist das denn auch wissen, wenn es nicht mal der deutsche Apple-Geschäftsführer weiß:

    Jan Sperlich von Apple eröffnete schließlich die letzte, gnadenlos kommerzielle Runde mit erstaunlichen Wissenslücken über die Firmengeschichte: Die Aussage, dass die Marke Apple mit dem angebissenen Apfel erst mit dem ersten Mac entstanden sei, hätte sich unsereins [local] niemals erlauben können. Doch vom Apple II muss man als Apple-Geschäftsführer wohl nicht unbedingt etwas gehört haben.

  2. Es ist immer ärgerlich wenn Zeitungsmenschen über Themen schreiben von denen sie nichts wissen. Bei Apple mag das nicht tragisch sein weil es nur einen begrenzten Interessentenkreis betrifft aber wenn es auch bei anderen Themen so ist…nunja.
    Ich glaube Jobs ist nicht mehr so essentiell für Apple. Die Produkte verkaufen sich mittlerweile wie von selbst. Der Stein rollt gut.

    1. Danke für den Link zu dem interessanten Charttechnik-Beitrag. Da habe ich wieder etwas über den Aktienmarkt gelernt.
      Über die Aufgeregtheit der Kollegen von der Tagespresse habe ich mich von Anfang an gewundert. Statt voreilige Prophezeiungen in die Welt zu setzen, hätte man ja erst mal abwarten können, was sich tut – und dann darüber berichten. Klar ist, dass hinter dem Aktienkurs von Apple zwei starke Windquellen stehen: der Jobs-Faktor (schon seit Jahren) und die prächtigen Renditen. Hätte ich Apple-Aktien, wäre mir vielleicht auch mulmig – weniger aus Sorge, dass Apple ohne Jobs nichts Neues mehr einfällt, sondern wegen der Nebenwirkungen der von den Medien angeheizten Fixierung auf die Person: Wenn die Kollegen auf Verdacht bzw. ohne harte Faktengrundlage die Bären mit dem Ruf „wenn Jobs stirbt, ist auch Apple tot“ in Panik versetzen, nimmt ein gutschwäbischer Anleger lieber schnell noch seine Gewinne mit.

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