Schreiben für den Insolvenzverwalter

Meine Ex-Kollegin Katja Kullmann – sie war sehr jung damals, anno 2001 bei BIZZ – hat ein Buch über die prekäre wirtschaftliche Lage unserer Zunft geschrieben. Das Werk ist Rezensenten von FAZ bis SZ lange Riemen in prominenter Platzierung wert. Wenn jetzt viele Menschen das Buch kaufen, wenn es womöglich ein Bestseller wird, was hat Katja davon? Finanziell erst mal Null Komma gar nix, denn der Verlag heißt Eichborn – ist also, wie man weiß, selbst in prekärer Lage, nämlich insolvent.

Wenn der Inso-Verwalter eines Verlags durch Bestseller Geld in die Kasse kriegt, dann mag das schön sein für die Gläubiger. Aber ungleich schöner als für die Bestsellerautoren ist es für jene Gläubiger, bei denen der Verlag bereits tief in der Kreide stand, bevor das Buch erschien.

So weit sind wir gekommen, dass man sich heute nicht mehr freuen kann, einen bekannten Verlag für sein Buch gefunden zu haben. Man muss auch dessen Bonität prüfen – und notfalls nein sagen. Die Zeiten, als Verleger die Lizenz zum Gelddrucken hatten, sind vorbei.

Sollten Sie die Leserkommentare zu den Rezensionen lesen, wundern Sie sich nicht. Da quatschen – wie in solchen Fällen leider üblich – auch einige Leute mit, die altklug daherreden, keine Ahnung haben, Katja Kullmann nicht kennen und in die „Irgendwas mit Medien“-Ecke stecken. Ja, sie war irgendwann bei der „Petra“ gelandet, und natürlich war das ein Fehler – ein nachvollziehbarer, entschuldbarer Fehler.

Viel wichtiger ist aber, dass sie Charakter bewiesen und gekündigt hat, als es Zeit war, „Nein“ zu sagen. Leute, die einfach „irgendwas“ mit Medien machen wollen, tun das nicht. Die bleiben hocken, solange sie können. Die kennen keine Grenzen, an denen sie „Halt!“ rufen.

Uns das ist das eigentlich Traurige und Beschämende: Der Prozentsatz der „Kollegen“ der Irgendwas-Fraktion in unserer Branche steigt unaufhörlich.

Nachtrag:

Katja Kullmann ist vorsichtig optimistisch, dass es am Ende nicht so schlimm kommt, wie es kommen könnte. Möge der Insolvenzverwalter einen guten Job machen!

Sie sind der oder die 1994. Leser/in dieses Beitrags.

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