Lidl kann’s nicht lassen

An einem Smartphone für 99,99 Euro verdient offenbar auch Lidl nichts. Das Android-Gerät Huawei Ideos X3 war nämlich heute morgen um 8 Uhr schon ausverkauft – ein reiner Lockvogel.

Man soll ja als guter Mensch eigentlich nicht bei Lidl einkaufen. Ich tu’s auch nur selten und mit schlechtem Gewissen. Aber die haben das beste und leckerste Vanille- und Schokoeis, genauer gesagt: richtige Eiskrem, nicht nur den Margarinefraß, der einem selbst von Premiummarken vorgesetzt wird, weil Pflanzenfett billiger ist als alles, was von der Kuh kommt.

Heute wollte ich mal etwas anderes kaufen, den chinesischen Iphone-Ersatz von Huawei. Wenn man überall nur Ausbeuterware bekommt, die in der Volksrepublik gebaut wird, ist’s in ethischer Hinsicht eh schon wurscht. Smartphones sind Sünde, aber in meinem Job kein solches Teil zu haben, ist peinlich.

Also: Um acht Uhr öffnet die Filiale. Als ich um 7:59 Uhr mit dem Fahrrad den Parkplatz erreiche, stehen schon etliche Autos da – und kein Kunde mehr vor der Tür.

Während der ersten offiziellen Minute der regulären Verkaufszeit betrete ich den Laden, finde kein Handy, spreche eine Mitarbeiterin an, die mich an die Kassiererin verweist. Um 8:03 Uhr stehe ich an der einzigen geöffneten Kasse. Niemand vor mir kauft ein Handy, doch als ich um 8:04 Uhr an der Reihe bin, heißt es: „Die waren sofort ausverkauft.“

Die Filialleiterin, deren Armbanduhr übrigens dieselbe Zeit anzeigt wie meine, streitet die unumstößliche Tatsache ab, dass der Laden um 8 Uhr bereits offen war. Angeblich wurde der Laden von ein paar jungen Leuten gestürmt, die sofort zur Kasse rannten und alles wegkauften. Wie wenige Geräte die Filiale hatte, dürfe sie nicht sagen. Da ich nicht locker ließ, erbarmte sie sich, für mich in einer Filiale in der Kreisstadt anzurufen, die noch ein Exemplar vorrätig hatte. Um 8:17 Uhr war dort dann auch der gesamte Vorrat weg – eine andere Kundin, die von einer dritten Filiale geschickt worden war, und ich kauften die letzten zwei Stück.

Wie groß war denn der Vorrat? Eine Mitarbeiterin dieser Filiale hatte keine Angst, dass ich von der Konkurrenz sei und sie nachher wegen Hochverrats gefeuert würde. Sechs Stück hätten sie bekommen.

Lidl, wegen grotesk geringer Bevorratung groß beworbener Artikel rechtskräftig verurteilt, hat sich also nicht gebessert.

P.S.: Ich habe natürlich volles Verständnis dafür, wenn die Mitarbeiterinnen für die Söhne von Bekannten den Laden mal zwei Minuten zu früh aufmachen – oder wie immer das gelaufen ist. Bei der Bezahlung muss man schon mal ausnutzen, dass man an der Quelle sitzt. Hätte die Zentrale die Mengen geordert, die sie hätte ordern müssen, hätte es ja keinen Engpass gegeben.

 

P.S.: Kurz vor Ladenschluss war die Hotline von Lidl erreichbar. Angeblich kommt noch eine Nachlieferung. Aber schon komisch, dass das Personal im Laden darüber nicht informiert war.

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2 Antworten auf „Lidl kann’s nicht lassen“

  1. Auch meine Freundin war um 8h bei Lidl, hat sich nach den Smartphones erkundigt. Die gäbe es an der Kasse, als Sie dort um 8.05h dran kam, waren alle Geräte schon verkauft. Die Verkäuferin wollte keine Auskunft über die Anzahl der Geräte geben.
    http://www.matthias-kessler.com/2011/09/01/huawei-ideos-x3-bei-lidl-bereits-um-kurz-nach-8h-ausverkauft-lockvogelangebot/
    Laut einen Kommentar in meinem Blog waren in seiner Filiale genau 5 Geräte vorhanden.

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