Das Streiflicht war auch schon mal besser…

…als heute. Die Glosse auf Seite 1 der Süddeutschen widmet sich dem Mars-Produkt Raider alias Twix („sonst ändert sich nix“). Twix heißt jetzt, wie die SZ behauptet, wieder Raider. Das ist laider nur die halbe Wahrheit. Der Streiflicht-Autor zieht mehrere Vergleiche an den Haaren herbei (was für ein Streiflicht genretypisch und somit okay wäre, auch wenn Vergleiche keine Haare haben), lässt den Leser aber mit einem Irrtum zurück. Also: Raider entspricht namenstechnisch nicht Karl-Marx-Stadt, auch nicht Wolgograd, sondern Carlos Estévez. Letzterer nannte sich die meiste Zeit Charly Sheen, übernahm also den Künstlerfamiliennamen seines Vaters Martin, tritt jetzt eines Films wegen vorübergehend unter seinem spanischen Geburtsnamen auf und wird dann wieder als Sheen durch die Welt gehen. Das Ex-Raider Twix heißt lediglich für zwei Monate Raider, danach wieder Twix. Vielleicht hätte es die Pointe geschwächt, wenn der Redakteur zugegeben hätte, dass sein heutiges Sujet nur ein kurzfristiger Werbegag ist und kein echtes Back to the roots.

Dieses rhetorische Foulspiel ist aber noch nicht so peinlich wie die merkwürdigen Englischkenntnisse des Autors. Raider heiße Räuber, meint er. Ja, das kann es heißen, aber „to raid“ ist das, was der Einbrecher tut, wenn er den Erbschmuck zwischen der Unterwäsche sucht. Ein Raider ist ein Plünderer, der es auf die Wertsachen abgesehen hat. Carlos und Martin Sheen hatten es übrigens mal mit einem Corporate Raider zu tun, der hieß Gordon Gekko (oder Michael Douglas) und plünderte Firmen aus. Da hätte man was draus machen können im Streiflicht. Verschenkt.

„Twix“ wiederum soll „Biskuit“ bedeuten und das wiederum „zweimal gebackenes Brot“ (meine Güte, so etwas nennt man hierzulande Zwieback!). Keine Ahnung, wo der Kollege das mit den Biskuits gefunden hat, das Wort Twix mit ix gibt es jedenfalls gar nicht. Beziehungsweise: Es ist eine Marketingkreation und kommt von „Twigs“, also „Zweige“. So ähnlich sehen die Dinger ja auch aus, und so hießen sie in den USA bereits, als Mars das Produkt in Europa als Raider auf den Markt warf. Twix ist nix – als die amerikanischen Analogie zum deutschen Marzipan-Nugat-Baumstamm.

Dann schwadroniert der Streiflichter noch über ein weiteres Karamelzeug desselben Herstellers: „Mars ist ein sehr bekannter Schokoriegel, der Kraft und Energie mit dem Begriff der Männlichkeit verbinden soll.“ Ja hallo, um Kraft und Energie mit Männlichkeit zu verbinden, braucht ein Werbetexter doch keinen Kriegsgott. Und nein: Der Produktname ist nicht der Fantasie von Marketingheinis entsprungen. Der Riegel ist – wie die ganze Firma – nach dem Gründer benannt, Forrest Mars senior. Wer einen so schönen Namen trägt, der schreibt ihn einfach auf die Ware. Das hat einst auch der Deutschkanadier James Kraft getan, und es hat seinen Erben sehr dabei geholfen, den deutschen Markt zu beglücken.

 

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