Google Street Fog

Googles Münchner Büro residiert nahe dem Marienplatz im Alten Hof, einem historischen Gebäude, über der Manufactum-Filiale.

Wer das Haus sehen will, darf es nicht in Streetview suchen, sondern muss die Website des Edel-Kaufhauses ansteuern. Wer die Vernebelungsaktion ausgerechnet für dieses Haus veranlasst hat, war heute morgen noch unklar. Jedenfalls gibt es jetzt Selbsthilfegruppen von Betroffenen, die gerne sichtbar wären. Eines der Opfer beherrscht die Klaviatur der digitalen Gegenwehr schon mal sehr gut: Kommunikationsberater Björn Eichstädt.

Mich brauchen Sie übrigens in Street View nicht zu suchen: Bei uns Landeiern ist der Kamerawagen nie gewesen.

Betriebsunfall beim Crash-Report

Es scheint, als sollte ich mal meine Tageszeitung wechseln, damit ich in der Rubrik „Ja liest denn keiner mehr gegen?“ nicht dauernd  die Süddeutsche erwähnen muss.

Ich hatte mir den gestrigen „Geld“-Teil an mein für stille, nicht dringende Lektüre bevorzugtes Örtchen gelegt, um die Reportage über den „Crash-Kreis“ zu lesen: Autos mit dem Kennzeichen KF, also Kaufbeuren oder landschaftlich „Kaafbaira“, führen die Unfallstatistik der Versicherer an, darum wollte die Geld-Reporterin mal nach dem Rechten sehen.

Irgendetwas kam mir gleich komisch vor: Crash-KREIS? Im Bildtext steht tatsächlich passend dazu: „Seit Jahren belegt der Landkreis Kaufbeuren den ersten Platz.“ Nun liegt Kaufbeuren von hier aus gesehen fast um die Ecke; die meisten Autos, die einem zwischen hier und dort begegnen, tragen mitnichten ein „KF“ auf dem Nummernschild, sondern ein „OAL“ für Ostallgäu. Wo liegt bloß der Landkreis Kaufbeuren?

Klare Antwort: Nirgends. Es gibt ihn nicht mehr. Und zwar schon seit der Gebietsreform von 1972. Damals zog das Landratamt nach Marktoberdorf, Kaufbeuren wurde kreisfreie Stadt.

Der Autorin war das vermutlich klar. In ihrem amüsanten Text kommt kein Landrat vor, nur ein Bürgermeister. Dumm, wenn das am Newsdesk ein Redakteur auf den Schirm kriegt, der nicht ganz up to date ist.

Google: Das alte Bild der Erde („Besser Online“-Edition)

Gut, dass Daten wenigstens nicht verstauben. Viele der Luft- und Satellitenaufnahmen, mit denen Google ein Abbild der Erdkugel im 21. Jahrhundert bereitzustellen vorgibt, wären sonst schon unter einer dicken Flockenschicht und dichten Spinnweben verborgen.

So aber kommen die Bild scheinbar frisch daher, und nur der Ortskundige verdreht die Augen. Es schaut ja auch nicht jeder bei Google Earth links unten an den Bildrand, wo das vermeintliche Aufnahmedatum eingeblendet ist. Bei uns in der Gegend wurden rein zufällig alle Fotos am ersten Tag mit einer „2“ in der Jahreszahl geschossen: am 1. Januar 2000. Einem Tag, an dem alle Informatiker weltweit sich den Angstschweiß von der Stirn wischten: Sie hatten ihre Systeme noch rechtzeitig vor dem „Millennium Bug“ gerettet und den Untergang der digitalen Welt verhindert.

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Weltrevolution aus Wolfratshausen

Was kommt aus der Springer-Druckerei, brüllt reißerische Schlagzeilen in die Welt und ist zu erkennen an einem weißen Vier-Buchstaben-Wort auf einem roten Quadrat? Richtig, die Bild.

Was kommt aus der Bertelsmannschen Akzidenzdruckerei Vogel, brüllt reißerische Schlagzeilen in die Welt, für die sich vermutlich sogar Kai Diekmann genieren würde, und ist zu erkennen an zwei weißen Vier-Buchstaben-Worten auf einem roten Quadrat? Die raum & zeit.

Das von der Wolfratshauser Verlegerin und Chefredakteurin Käthe Ehlers zu verantwortende Heft verspricht in der aktuellen Ausgabe, die ich heute als Wartezimmer-Lektüre entdeckt und spontan konfisziert habe, nichts weniger als die Lösung des größten Problems der Menschheit.

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Söder, Stöckel, Kubitschek weiß-blau dekoriert

Für "streng vertrauliche Ruhmestaten", so die Süddeutsche Zeitung (offline, 28. Juli 2010, Bayern, S. 34), werden 57 Bürger mit dem Bayerischen Verdienstorden geehrt. Die Verdienste nenne die Staatskanzlei zwecks Schutz der Privatsphäre der Betroffenen Dekorierten nicht, erklärt das Blatt.

Wie einer von der SZ vorab publizierten Liste zu entnehmen ist, gehört zu den für ihre heimlichen Verdienste Belobigten auch der Nürnberger Journalist Dr. Wolfgang Stöckel, Redakteur a.D. und langjähriger Erster Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbandes. BJV-Kommunikationsreferent Bernd Aumiller steht nun vor einer veritablen Mission Impossible: Eigentlich wäre es sein Job, die Nachricht vom Orden für den Chef per Pressemitteilung zu verkünden. Aber die Regeln des Nachrichtenhandwerks gebieten nun einmal, nicht nur die Tatsache an sich zu melden, sondern auch zu erklären, für welche Meriten das weiß-blaue Verdienstkreuz am blau-weißen Bande verliehen wird. Dazu bedürfte es jedoch einer zitablen Quelle. Vielleicht verrät Landtagspräsidentin Barbara Stamm Wolfgang Stöckel sogar im Vertrauen, wie er zu der Ehre kommt. Die dürfte es wissen. Doch eine Info "unter Drei" ist für PR-Zwecke leider völlig wertlos.

Immerhin weiß sich der bescheidene Stöckel in allerbester Society Gesellschaft. Laut SZ erhalten auch folgende Zelebritäten von Horst Seehofer den Orden: Friederike-von-Unruh-Darstellerin Ruth Maria Kubitschek, Bulle-von-Tölz-Amigo Gerd Anthoff, Fassbinder-Star Hanna Schygulla, Kameraprofessor Michael Ballhaus, BMW-Chef Norbert Reithofer, Audi-Chef Rupert Stadler, Friedenskomponist Ralph Siegel, Pathologe Wolfgang Eisenmenger und die CSU-Markusse Ferber, Söder und Sackmann.