Hilfe! Fatale Sache! RSS-Macke!

Liebe Mit-Wortpresser,

weiß jemand, was an diesem Error in Zeile 539 von includes/rss.php so fatal ist?

Da sehe ich nur eine Schweifklammer.

Danke für guten Rat!

Lieber Martin Balle, lieber Herr Professor Dr. Juniorverleger!

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer gelungenen Berufswahl – wenn Sie mir die literarische Freiheit gestatten, „Sohn“ als Profession zu werten. In die Fußstapfen Ihres werten Herrn Vaters zu treten, der im Verlag der Landshuter Zeitung und des Straubinger Tagblatts seinerseits seinem Schwiegervater nachgefolgt war, dürfte ein weiser Ratschluss gewesen sein. Wie sonst wären Sie je in die Lage gekommen, nach Herzenslust und Laune in der Zeitung schwadronieren, ja unredigiert Texte absondern zu dürfen, die Ihnen – wären Sie normalsterblicher Journalist geworden – jeder halbwegs professionelle Jungredakteur links und rechts um die immergrünen Löffel gehauen hätte?
Die Gnade der Geburt als Spross der richtigen Familie hat Sie einst vor dem herben Schicksal bewahrt, Ihre publizistische Ambition als freier Mitarbeiter im Reich des alten Balle, des als „Bayerischer Sparlöwe“ berühmt gewordenen Großverlegers, testen zu müssen, ergo als junger Mensch für geschätzte 17,8 Pfennige pro Druckzeile aus den Niederungen des niederbayerischen Vereinslebens Ihrer niederbayerischen Heimat Niederbayern Bericht zu erstatten, bevor Ihnen bei guter Führung eventuell ein Volontariat, ein Pauschalistenposten und irgendwann eine Redakteursplanstelle gewährt geworden wäre.
Dankbar, wie Sie dem Herrn sowie Ihrem Alten Herrn sind, kam Ihnen eines Tages in den Sinn, die Leser-Blatt-Bindung mittels feinsinniger, in jeglicher Hinsicht offener Briefe an bayerische Persönlichkeiten zu stärken (und gleichzeitig das Honorarbudget Ihrer Redaktion um stolze 100 Zeilen zu entlasten). Jeder Leser, jede Leserin des Straubinger Tagblatts und der Landshuter Zeitung sollte sich schadenfroh ergötzen dürfen an Ihrer so phantasievollen wie monologischen, nun ja, Korrespondenz mit Menschen, die auf Ihre Bekanntschaft vermutlich nicht ungern verzichtet hätten und auf Ihre eigenwilligen An-die-Leser-Briefe allemal.
Nehmen wir den ST-Rezipienten, JU-Veteranen und gebürtigen Straubinger Bernd Sibler (37), dessen Berufung zum Staatssekretär im Kultusministerium Sie für einen „Aprilscherz“ gehalten haben wollen, obwohl ein Blick in den Kalender Ihnen verraten hätte, dass es längst Oktober war. Möglicherweise könnte man sich darauf einigen, dass der christsoziale Aufsteiger wirklich (noch) kein Weltstaatsmann ist, über den eine respektable deutsche oder auch bayerische Tageszeitung viele Worte verlieren müsste, es sei denn, er träte öfter als bisher mit klugen Gedanken aus dem ministeriellen Schatten hervor. Ihnen aber war der vormalige „Stadionsprecher mit Nebenjob im Bayerischen Landtag“ eine satte vierspaltige Kolumne wert, deren hauptsächlicher Reiz für den Leser darin bestand, dass am Ende gar nicht der vermeintlich Derbleckte wie ein Depp da stand, sondern – mit Verlaub – der Autor der Brief-förmigen Kolumne, nämlich Sie.
Damit die knapp 10.000 Mitleser dieses Briefes an Sie verstehen, wovon ich schreibe, hier ein exemplarischer Auszug ballejuniorscher Holperprosa: „Dass Sie weit mehr Macht und Einfluss haben als andere Stadionsprecher, das fiel mir immer wieder auf. Oft begegneten wir wichtigen Personen der Zeitgeschichte. In der Regel machten Sie mich dann darauf aufmerksam, dass Sie denen zu ihrem Amt verholfen hätten.“ Mit einer knackigen Pointe nach diesem vergeigten Anlauf hätten Sie die Kurve vielleicht noch gekriegt.
Statt dessen zeilenschinderten (oder heißt es „zeilenschunden“?) Sie weiter mit dem sprachlichen und logischen Feingefühl eines Kreisligafestredners: „Schulamtsleiter, leitende Finanzbeamte, Krankenhausdirektoren, Flughafenkonstrukteure, Hochseeschiffskapitäne, dem Dalai Lama, der Witwe von John F. Kennedy.“ Falls Sie damit Staatssekretär Sibler als Reinkarnation von Lee Harvey Oswald karikieren wollten, hätten Sie das schon ein wenig deutlicher sagen können!
Auch wenn Sie, lieber Herr Professor Dr. Balle, im Fachbereich Medientechnik der Fachhochschule Deggendorf Vorlesungen über Darstellungsformen im Fach Journalismus halten dürfen, welches sie selbst nie studiert haben; auch wenn Sie mit den Studiosi medienethische Fragestellungen diskutieren und Exkursionen zu Ihrem Straubinger Tagblatt unternehmen: In einer Zeitung, die nicht im Besitz Ihrer Familie ist, wäre jener Text im Papierkorb gelandet. Und zwar nicht aus Mitleid mit dem armen Herrn Sibler oder aus Angst vor juristischen Konsequenzen, die solch ein textliches Elaborat nur adeln würden. Sondern aus Verantwortung der Redaktion gegenüber dem Autor, der sich im Falle eines Abdrucks für eine Spontanverbannung in den trostlosesten Landstrich des Verbreitungsgebiets Isar-Donau-Wald qualifiziert hätte. Dass niemand Sie gebremst hat bei Ihrem Generalangriff auf die eigene Reputation, lässt zwei Interpretationen zu: Entweder hat sich niemand getraut. Oder Sie waren vollständig beratungsresistent.
So war es an Mitgliedern der CSU-Prominenz, Sie in jene Verlegenheit zu bringen, die Ihnen in der folgenden Woche Anlass zum beherzten Kopfsprung ins nächste Fettnäpfchen gab. „Ich hatte niemals die Absicht Ihnen zu schreiben“, schrieben Sie in einer dadaistischen Volte an Siblers Staatssekretärskollegen Markus Sackmann, dem Sie in einem Postskriptum ebendiesen Brief angedroht hatten, „mein Hinweis, dass ich auch Ihnen schreiben wollte, war nur ein kleiner literarischer Einfall.“ Somit ist ein Kulturbanause, wer Ihnen jetzt nachsagen würde, Sie hätten sich in den folgenden Absätzen um Kopf und Kragen fabuliert. „Die Menschen, an die ich schreibe, verwandeln sich mir unter der Hand in Figuren, die – so scheint es – mit ihrer eigenen Wirklichkeit plötzlich nur noch zum Teil zu tun haben…“
Die Höflichkeit gegenüber meinen Lesern gebietet es mir, nicht noch mehr Beispiele Ihres Geschwurbels wiederzugeben, dieser grotesken Mixtur aus halbherziger Verunglimpfung und hasenfüßigem Sichherauswinden aus dem gesellschaftlichen Abseits, in das Sie sich selbst manövriert haben. Es bleibt Ihren natürlich unbenommen, weiter in Ihrer literarischen Welt zu leben, die Sie sich so ausmalen, wie Sie sie sich vorstellen. (Oh Verzeihung, jetzt habe ich doch schon wieder Balle zitiert!) Hauptsache, Sie verwechseln diese Balletristik nie wieder mit Journalismus.

Mit einem herzlichen Vergeltsgott für die weise publizistische Selbstbeschränkung, die Sie sich seither auferlegt haben, verbleibe ich

Ihr Ulf J. Froitzheim
Diplom-Journalist und Kolumnist

P.S.: Wer sich die Original-Kolumnen partout in voller Länge antun möchte, findet sie im kostenpflichtigen Online-Archiv von idowa.de, Suchbegriffe „Sibler“ und „Sackmann“.

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Soweit meine Persiflage auf Martin Balles Kolumnen aus dem Herbst 2008. Da die Originaltexte leider nicht mehr abrufbar sind, erlaube ich mir im Folgenden zwecks besseren Textverständnisses ausnahmsweise eine Vollzitation.   UJF, Juni 2014

Balle Sibler

Balle Sackmann

Lieber Bernd Sibler, lieber Herr Staatssekretär!

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer, Beförderung! Es ist also doch wahr. Am Anfang dachten wir alle noch eher an einen Aprilscherz. Aber jetzt ist alles amtlich und steht schwarz auf weiß in den Zeitungen dieser Welt: Sie, Bernd Sibler, sind Staatssekretär!

Ich kann mich noch gut an unser erstes Zusammentreffen vor zehn Jahren erinnern: Sie waren damals Stadionsprecher bei einem Plattlinger Fußballverein. Gerade war allerdings deren Vereinsheim abgebrannt. Nach einer Trikotspende unserer Zeitung, weil buchstäblich alles verbrannt war, kam ich nicht umhin, auch noch das nachfolgende Fußballspiel anzuschauen. Das Spiel war eher mittelmäßig. Außergewöhnlich war nur Ihre hochdynamische Begleitung dieses mittelmäßigen Spiels durch die verrosteten Stadionmikrophone. Offensichtlich blitzte dort Ihr rhetorisches Talent auf.
Nach dem Spiel lernen wir uns dann kennen. Sie wurden mir als Stadionsprecher vorgestellt – im Nebenberuf freilich Landtagsabgeordneter. Sie waren so jung, dass ich beides kaum glauben konnte. Ich kenne Stadionsprecher. Die sind sonst immer eher etwas verlebt. Häufig sieht man ihnen an, dass sie die letzte Nacht wieder nicht zu Hause waren. Bei lhnen war das merklich anders: Sie standen schon so blitzblank geputzt in der frischen Herbstsonne, dass mir gleich klar war, dass auf Sie eine politische Karriere wartet. Auch weil Sie eben schon damals diesen Nebenjob im Bayerischen Landtag hatten. Die anderen Stadionsprecher haben in der Regel keine Nebenjobs, jedenfalls keine, die man in eimer seriösen Zeitung ansprechen wollte.
Wir sind uns dann immer wieder begegnet. Dass Sie weit mehr Macht und Einfluss haben als andere Stadionsprecher, das fiel mir immer wieder auf. Oft begegneten wir wichtigen Personen der Zeitgeschichte. In der Regel machten Sie mich dann darauf aufmerksam, dass Sie denen zu ihrem Amt verholfen hätten. Bauamtsleiter, leitende Finanzbeamte, Krankenhausdirektoren, Flughafenkonstrukteure, Hochseeschiffskapitäne, dem Dalai Lama, der Witwe von John F. Kennedy. „Mei, dem hob‘ I damals a g’holfn, dass a werd, was a is“, pflegten Sie dann in aller Zurückhaltung und großer Vertraulichkeit zu mir zu sagen.
Nur am Anfang war ich überrascht, wie weit Ihr Einfluss reichte. Manchmal freilich, wenn ich schlecht einschlafen konnte, überlegte auch ich mir, ob auch ich Ihnen meinen Posten zu verdanken hatte. Ich schlief dann schlecht, träumte unruhig, erwachte am Morgen wie gerädert. Nur die ersten Sonnenstrahlen und ein versichernder Blick auf mein verstaubendes Studienzeugnis in einer lange nicht mehr geöffneten Schublade klärten mir meine Situation einigermaßen.
Einmal sind wir uns auf einem Podium zur Situation der Bildung in Bayern begegnet. Ich kann mich noch gut erinnern. Als ich beklagte, dass die jungen Menschen heute kaum mehr Goethe und Schiller, geschweige denn Hölderlin kennten, erwiderten Sie, dass das auch gar nicht mehr so wichtig sei. Wichtig seien vielmehr neue Kommunikationsformen wie E-Mail oder SMS per Handy. Textanalyse einer Botschaft also wie: „Hallo Schatz, bin schon da; wo bist Du?“ Da wurde mir schnell klar, dass Sie jetzt zum innersten Zirkel der CSU-Fraktion im Landtag gehören, zu den Intellektuellen gleichsam. Ich dachte mir zudem, dass Sie wahrscheinlich sogar für das G 8 verantwortlich sind. Geht es nicht auf eine Idee von Ihnen zurück? Sicher, die Entschlackung der Lehrpläne von überflüssigem Bildungsmüll war längst überfällig. So wurde mir klar: Sie werden entweder Staatssekretär im Umwelt- oder sogar im Kultusministerium.
Ich bin heute übrigens der Meinung, dass Sie sogar der heimliche Minister sind. Denn das tapfere Schneiderlein ist ja eher Volksschullehrer, Sie aber durften sogar einmal am Gymnasium unterrichten! Und das noch an einem, das Sie zu dem gemacht haben, was es heute ist, das Sie also gleichsam selbst verursacht haben.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, was Staatssekretäre überhaupt tun. Mein Bild vom Leben und Arbeiten eines Staatssekretärs stammt aus der Fernsehserie „Monaco Franze“. Dort kommt ein Staatssekretär vor, der allerdings gar nichts arbeitet, sondern immer nur versucht die Frau vom „Monaco“, das „Spatzl“, zu verführen. Im richtigen Leben kenne ich zwar flüchtig einen Staatssekretär aus einem anderen Ministerium, der genauso aussieht wie der aus dem Film und sich auch genauso verhält, aber ich weiß nie, ob der’s ernst meint oder nur die Figur aus dem Film imitiert.
Und deshalb wünsche ich Ihnen, dass Sie Ihren Weg erfolgreich weitergehen auf den sicheren Schneisen, die Ihnen die CSU jetzt in Ihre Zukunft schlägt.

 

Mit fast untertänigem Gruß

Ihr Professor Dr. Martin Balle,
Verleger und Herausgeber

 

P.S. Den Brief an den Kollegen Sackmann schreibe ich dann nächste Woche.

 

 

Lieber Markus Sackmann, lieber Herr Staatssekretär!

 

Ich bin in einer Verlegenheit. Ich habe letzte Woche an gleicher Stelle einen Brief an Ihren Kollegen Bemd Sibler geschrieben. In einem Postscriptum hahe ich etwas gedankenverloren hinzugefügt, dass ich diese Woche auch Ihnen schreiben würde. Um die Wahrheit zu sagen: Ich hatte niemals die Absicht, Ihnen zu schreiben. Mein Hinweis, dass ich auch Ihren schreiben wollte, war nur ein kleiner literarischer Einfall. Eine Erfindung sozusagen – ohne ernsthafte Absicht.
Mein Brief an Ihren Kollegen Bernd Sibler allerdings ist – weitgehend ohne mein
Zutun – offensichtlich einer größeren Anzahl von Lesern zugänglich gemacht worden. Die fordern jetzt von mir einen zweiten Brief. Diesmal an Sie. Ich aber weigere mich standhaft, Ihnen morgen zu schreiben.
Schon mein letzter Brief an Ihren Kollegen hat mich in eine ernsthafte Verlegenheit gebracht. Meine Briefe sind allesamt eher literarische Entwürfe.
Die Menschen, an die ich schreibe, verwandeln sich mir unter der Hand in Figuren, die – so scheint es – mit ihrer eigenen Wirklichkeit plötzlich nur noch zum Teil zu tun haben. Unangenehm für mich freilich wird es immer dann, wenn mir die wirklichen Personen in nächster Zeit auch noch wirklich begegnen. Oder mir selbst einen Brief schreiben. Oder mich sogar anrufen. So rief mich diese Woche Ihr ehemaliger Fraktionsvorsitzender Alois Glück an und rügte mich deutlich für meinen Brief an Bernd Sibler.
Weil ich Alois Glück doch schätze und es draußen auch noch regnete, war mein Tag war mein Tag insgesamt recht verdorben. Und dass der echte Alois Glück angerufen hatte und nicht ein von mir auf brieflichem Weg erfundener, das verschärfte meine Situation abermals. Auch mein Hinweis, dass eine Glosse letztlich ein literarischer Text sei, der von einer gewissen Ironie lebe, wurde von Alois Glück mit dem Hinweis gekontert, dass am Ende echte Menschen solche Ironie ausbaden müssten.
Deshalb habe ich entschieden, Ihnen morgen nicht zu schreiben.
Das hat auch für mich Vorteile. Denn weil viele Leser den Unterschied zwischen Realität und Erfindung so allzu genau unterscheiden wollen, habe ich mit meinen fiktiven Entwürfen oft die größten Schwierigkeiten. So schrieb mir jetzt ebenfalls der richtige Bemd Sibler und nicht der von mir brieflich erfundene, dass seine Zeit als Stadionsprecher der Spielvereinigung Plattling deutlich vor seinem ersten Landtagsmandat liege. Und auch das mit Goethe und Schiller verhalte sich doch wenigstens etwas anders, als ich das brieflich erinnerte.
Und deshalb schreibe ich Ihnen morgen nicht: Weil ich nicht möchte, dass sich meine Vorstellung von der Welt und die Welt, wie sich sich selber sieht, immer mehr entzweiten. Es gibt einen wunderbaren Satz des Schriftstellers Martin Walser in seinem Roman „Halbzeit“. Er fühle sich wie Don Quijote, nachdem er las, was Cervantes über ihn schrieb.
Ich persönlich möchte lieber weiter in meiner literarischen Welt leben.
Eine Welt, die ich mir so ausmale, wie ich sie mir vorstelle. Und ich möchte nicht weiter darauf hingewiesen werden, dass die Welt sich anders verhält oder sich wenigstens anders sieht. Nicht von Cervantes, nicht von Ihrem Kollegen Bernd Sibler und eben auch nicht von lhnen.

Und deshalb schreibe ich Ihnen morgen also nicht
und grüße Sie hiermit herziich.

 

Ihr Professor Dr. Martin Balle
Verleger und Herausgeber

Has(s)te la Vista, Baby?

Die neue Windows-Generation polarisiert. Anwender bejubeln überfällige Fortschritte, doch IT-Chefs treten auf die Bremse: Vielen scheint die nötige Aufrüstung der PC zu aufwendig. Richtig geplant, kann ein Umstieg aber durchaus lohnen.

Text: Ulf J. Froitzheim

Capital 7/2007

Falls der Greenpeace-Aktivist Beau Baconguis Recht hat, ist Microsoft ein beängstigend gutes Produkt gelungen. Dann sorgt Vista, die sechste Generation des Betriebssystems Windows, in Firmen und Privathaushalten für einen Innovationsschub von ungeahnter Breitenwirkung – auf Kosten der Umwelt, die unter einer giftigen „Sintflut von Elektronikmüll“ leiden wird, die sich aus den reichen Industrieländern in die Dritte Welt ergießt.

Software als ökologische Bedrohung? Die in der Blogosphäre zirkulierende Warnung des Umweltschützers aus Manila ist nicht ganz aus der Luft gegriffen. Baconguis beruft sich auf Marktforschungsdaten der US-Firma Softchoice. Denen zufolge wäre jeder zweite PC rnit der neuen Basissoftware überfordert und gerade einmal sechs Prozent der Geräte könnten die Top-Version Vista Ultimate ausschöpfen.

Mit seiner Befürchtung, Microsoft-Kunden würden nun massenhaft funktionierende Computer das auf den Schrott werfen, nur um das neue Windows zu nutzen, steht der Greenpeace-Mann allerdings ziemlich allein. Tatsächlich müssen sich technikbegeisterte Mitarbeiter in den meisten Betrieben viel länger mit dem Umstieg gedulden, als ihnen lieb ist. „Wir warten ab, bis die Privatkunden Vista in der Praxis gründlich ausgetestet haben“, sagt der IT-Chef eines großen deutschen Automobilzulieferers hinter vorgehaltener Hand. Stabil und zuverlässig laufe eine neue Windows-Version erfahrungsgemäß erst ab dem zweiten Servicepack – so nennt Microsoft seine voluminösen Datenpakete, die ein, zwei Jahre nach Markteinführung geliefert werden, um die Kinderkrankheiten der Erstversion zu kurieren. Mit seiner Skepsis steht der EDV-Manager nicht allein: Als der Onlinefachdienst Silicon.com zum Vista-Start im November 2006 ein Dutzend britische Chief Information Officers nach ihren Plänen befragte, sprach sich nur ein einziger für eine rasche Nutzung aus. Auch Unternehmensberatungen wie die Gartner Group warnen konsequent vor zu schnellem Aktionismus.

Die wenigen Großkunden, die jetzt schon auf Vista setzen, haben dies von langer Hand vorbereitet – wie niedersächsische Justizministerium. Es rüstet die 15000 Computerarbeitsplätze seiner 180 Dienststellen bis Ende 2008 mit Vista aus. Die Behörde gehört seit 2004 zu den Pilotkunden, denen der US-Softwareriese alle Prototypen zum Testen überlassen hat. „Wir überspringen zwei Windows-Versionen“, freut sich Staatssekretär Jürgen Oehlerking, „damit sparen wir erhebliche Umstellungskosten.“ Trotz der groß angelegten Modernisierung, die unter dem Motto „E-Government“ steht, bekommen aber längst nicht alle Beamte neue PC. Ausgemustert werden fast nur Geräte, die ohnehin fällig gewesen wären.

Viele Computer lassen sich nämlich so nachrüsten, dass wesentliche Vista-Angebote funktionieren – beispielsweise die beschleunigte Suche nach Dokumenten, die im digitalen Dickicht verschütt gegangen sind. „Oft reicht es schon, den Arbeitsspeicher zu erweitern“, kontert Microsoft-Manager Bastian Braun den nicht nur von Greenpeace erhobenen Vorwurf, sein Unternehmen habe ein ressourcenhungriges Softwaremonster in die Welt gesetzt.

Der Einbau eines zusätzlichen Chip-Riegels zum Preis von 50 bis 100 Euro ist in der Tat keine große Sache. Auch die anderen technischen Hürden sind für einen halbwegs versierten Computerbesitzer überwindbar: Auf dem Startlaufwerk muss er notfalls 15 Gigabyte freischaufeln, bevor er Vista installieren kann. Außerdem könnte eine bessere Grafikkarte erforderlich sein. Was genau geht und was fehlt, kann der PC-Besitzer mit einem kostenlosen Diagnoseprogramm aus dem Web feststellen. Das findet sich über die Suche nach dem Upgrade Advisor auf Microsoft.de. Sofern der Administrator keinen
Riegel vorgeschoben hat, funktioniert dieser Test auch mit dem PC im Büro.

In der Praxis wird es nicht leicht fallen, die IT-Verantwortlichen zu überzeugen, Vista auf dem Firmen-PC oder -Notebook zu installieren – obwohl das System neue Sicherheitsfunktionen hat und im Vergleich zu XP die Arbeit erleichtert. Hauptproblem ist die Anwendungssoftware. Außer Microsofts Vielzweckwaffe Office 2007, die in der niedersächsischen Justiz gleichzeitig mit Vista eingeführt wird, sind erst wenige Produkte auf das neue Windows abgestimmt. Anwender des Büropakets Lotus Notes etwa müssen sich bis zum Sommer gedulden. Noch heikler ist es für Unternehmen, die viele individuell entwickelte Programme einsetzen. Diese sind oft noch nicht einmal an den Vista-Vorgänger XP angepasst. Darum besteht mancher Geschäftskunde bei der Anschaffung neuer Rechner sogar auf einem Uraltbetriebssystem.
Für Techies ist das ein echtes Problem: Da kann es passieren, dass der neue Arbeitsplatzrechner dem betagten PC im heimischen Kinderzimmer um Jahre hinterherhinkt.

Kampf den alten Windows-Macken

Das neue System bietet unbestreitbar große Vorteile. Für Privatanwender halten sich die nötigen Investitionen im Rahmen.
Schnelle Suche. Das Auffinden von Dokumenten geht flotter. Wie Apples System OS X erstellt Vista zu jeder Datei einen Index-Eintrag; die Trefferliste erscheint nach Sekunden. Die Anzahl falscher Ergebnisse kann der Nutzer minimieren, indem er neuen Dateien eigene Markierungen anhängt.
Besserer Schutz. Das neue Windows hat mehr Sicherheitsfunktionen als sein Vorgänger XP, etwa zur Abwehr von Phishing-Attacken durch Passwortdiebe.
Weniger Abstürze. Aero, die neue Benutzeroberfläche, ist für Puristen nur Blendwerk mit einem Touch von Apple-Chic. Dahinter steckt eine Technik, die auch jene Abstürze verhindern soll, bei denen Nutzer plötzlich vor einem blauen Bildschirm sitzen. So nimmt die Grafikkarte dem Hauptprozessor einen großen Teil der Aufgaben ab, die ihn bei XP überforderten. Nebeneffekt: Fensterrahmen ziehen beim Verschieben keinen Schweif mehr hinter sich her.
Gefräßiger Speicher. Offiziell braucht Vista ein halbes Gigabyte Hauptspeicher,
Experten raten zu einem, besser zwei Gigabyte. Zudem sind die Systemdateien so voluminös, dass auf dem Startlaufwerk (meist C:) mindestens 15 Gigabyte frei sein müssen – plus Reserve. Die elegante Aero-Oberfläche funktioniert nur, wenn der interne Speicher der Grafikkarte auf dem neuesten Stand der Technik ist.
Mehr Versionen. Startete der Vorgänger XP 2001 mit zwei Varianten, kann sich der Vista-Käufer nun für Home Basic oder für eins von vier weiteren Produkten entscheiden. Wer seinen Heim-PC aufrüsten will, bekommt beim Paket Home Premium alles Wesentliche für 199 Euro. Firmen haben die Wahl zwischen der Grundversion Business und der Großabnehmervariante Enterprise. Der mobile Manager wird allerdings das Top-Modell Ultimate vorziehen. Es kombiniert die Unternehmensfunktionen mit den Multimediaextras der Heimcomputerversion.

TELEFONKOSTEN: Ungeniert kassiert

Wirtschaftswoche-Mitarbeiter Ulf J. Froitzheim über Tarifnepp, Pannen und Servicemängel.

WIRTSCHAFTSWOCHE 24/1999

Wenn mich Freunde, Familie und Kollegen je um etwas beneideten, dann um mein Zahlengedächtnis. Als Student konnte ich die wichtigsten Preise im Supermarkt mit der Präzision einer Aldi-Kassiererin herunterrattern. Später wußte ich Umsatz und Gewinn sämtlicher Computerhersteller auswendig, aber auch die Geheimzahlen fast aller Plastikkarten in meiner Geldbörse. Zwölfstellige Telefonnummern, die ich einmal gewählt hatte, tippte ich fortan zielsicher wie ein Gottschalkscher Wettkönig in die Tasten.

Für das Überleben in der ziffernfixierten Telewirtschaft der Jahrtausendwendezeit schien ich der fitteste Verbraucher zu sein, den man sich denken kann – einer, den man immer fragen kann, unter welcher Nummer es noch ein bißchen billiger geht.

Denkste. Eineinhalb Jahre Call-by-call-Telefonieren haben gereicht, mein Selbstvertrauen nachhaltig zu zerstören. Bei jedem Auslands- und Handygespräch, das ich nicht über den Kurzwahlspeicher führen kann, vergleiche ich sorgsam das Display mit meinem Spickzettel. „TELEFONKOSTEN: Ungeniert kassiert“ weiterlesen

TELEKOMMUNIKATION: Mit hohem Tempo

Die Telekom führt Mitte des Jahres die Datenautobahn für jedermann ein. Die Konkurrenz steht außen vor.

 

WIRTSCHAFTSWOCHE 12/1999

Noch drei Monate, dann schaltet die Telekom den T-Online-Turbolader ein. Am Unternehmenssitz Bonn und in sieben weiteren Großstädten (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart) können Surfer dann mit zigfacher ISDN-Geschwindigkeit durchs internet brettern. Sie bekommen bis zu einem Megabit pro Sekunde frei Haus. Das neue T-DSL, außerhalb des Konzerns als ADSL (Asymmetrie Digital Subscriber Line) bekannt, läßt selbst die überladensten WWW-Seiten ohne merkliche Verzögerung auf dem Monitor erscheinen. T-DSL funktioniert allerdings nur bei Anschlüssen, die maximal fünf Kilometer von der nächsten Vermittlungsstelle der Telekom entfernt sind. „Mit der schnellen Einführung dieser Technologie nimmt die Deutsche Telekom eine Pionierstellung in Europa ein“, klopft sich Vorstandsmitglied Gerd Tenzer auf die eigene Schulter.

Deutsche Webaholics mögen in den Jubel noch nicht einstimmen. Im Februar sickerte durch, daß der rosa Riese ordentlich hinlangen will wie in alten Monopolistentagen. 250 Mark (128 Euro) monatlich soll die Hochdruckdatendüse kosten. Mit dem happigen Pauschaltarif wären allerdings 25 Onlinestunden abgegolten; für jede weitere Stunde kämen nach diesem Plan sechs oder acht Mark hinzu. Das wäre zwar attraktiv für Telearbeiter und kleinere Firmen, entspräche aber kaum den Budgets von Privatleuten, die sich für „leistungsfähiges Entertainment mit Videoclips, Spielen oder 3-D-Animationen“ interessieren, wie es in der Telekom-Werbung heißt.

Harald A. Summa vom Branchenverband Electronic Commerce Forum (ECO) findet diese Preispolitik fatal: „Solange sich nur Minderheiten ADSL leisten können, lohnt es sich kaum, für deutsche Konsumenten innovative Multimediaangebote zu entwickeln.“ Um beispielsweise einen voll digitalen Vertrieb für Software, Musik, virtuelle Bücher oder Videos aufzubauen, brauche man mehr als die maximal 100.000 Kunden, die die Telekom bis Ende des Jahres mit T-DSL versorgen will. Dabei wäre das Interesse der heute acht Millionen Internetnutzer an schnelleren, erschwinglichen Netzzugängen nach Ansicht von Experten schon heute sehr groß. Der „etwas prohibitive“ Mindestumsatz von 250 Mark diene wohl hauptsächlich dazu, die Nachfrage während der Startphase unter Kontrolle zu halten, vermutet Werner Knetsch, Geschäftsführer beim Beratungskonzern Arthur D. Little in Berlin. „Nächstes Jahr gehen die Tarife spürbar nach unten“, glaubt er.

Amerikanische Carrier führen unterdessen vor, was sie unter einer schnellen Einführung neuer Technik verstehen. Seit dem vorigen Sommer drängen regionale Telefongesellschaften wie Bell Atlantic, US West und SBC vehement mit ADSL in den Massenmarkt. Mit Pauschalpreisen weit unterhalb der künftigen Telekom-Gebühr ködern sie jene Netzbewohner, die zur abendlichen Internet-Prime-Time ganze Ortsnetze an den Rand des Kollapses surfen und chatten.

Das hohe Tempo, das einige Dienstleister bei der Einführung ihrer Megabitnetze an den Tag legen, hat freilich auch damit zu tun, daß ihnen neue Konkurrenten die regionalen Monopole streitig machen. Alle großen Kabelfernsehunternehmen der USA drängen in die Telekommunikation. Mittels Kabelmodem machen sie die Buchse des Kabelfernsehnetzes zur ultimativen Multimediasteckdose, Telefon und Internet inklusive.

Der wichtigste Drahtzieher heißt Michael Armstrong: Der Chef des Fernmeldekonzerns AT&T kaufte dieses Jahr für 48 Milliarden Dollar den führenden Kabel-TV-Netzbetreiber TCI, der wiederum den Kabelmodempionier @Home Networks kontrolliert. So stellt Sanierer Armstrong den Zugang zu den Ortsnetzen wieder her, der seinem Arbeitgeber per Gesetz von 1984 bis 1996 verwehrt war.

Weil die Technik der Kabelmodems größere Datenmengen über weitere Entfernungen transportieren kann als ADSL, entscheiden sich mittlerweile jeden Monat mehrere zehntausend für die Offerten von @Home und dem Time-Warner-Ableger Road Runner. Sie zahlen dafür nur einen Bruchteil dessen, was das langsamere T-DSL kosten soll: Für 39,95 Dollar (36 Euro) gibt es eine „always on“-Verbindung – eine Art Standleitung – zum World Wide Web. Die Telefongesellschaft SBC Communications aus San Antonio/Texas, die derzeit über 500 Vermittlungsstellen mit ADSL-Modems ausrüstet, ist notgedrungen auf den @Home-Preis eingestiegen: Die „Flatrate“ für die permanente 1,5-Megabit-Connection liegt jetzt bei 39 Dollar (35 Euro).

Von solchen Schnäppchen können die meisten deutschen Internetfans nur träumen. Denn bei Hochgeschwindigkeitszugängen zum Internet steht die Telekom trotz Deregulierung praktisch konkurrenzlos da.

Wettbewerber, die ADSL anbieten, brauchen einen Zugang zu den Telekom-Ortsvermittlungsstellen. Daraus wird so schnell nichts. Seit Klaus-Dieter Scheurle, Chef der Regulierungsbehörde, die monatliche Miete, die die Telekom-Konkurrenten für die letzte Meile zum Kunden berappen sollen, oberhalb der Telefongrundgebühr fixiert hat, ist den Wettbewerbern der Appetit aufs multimediale Massengeschäft erst einmal vergangen. Der Ausbau von Lokalnetzen für jedermann, von Mannesmann Arcor noch im Dezember für 1999 angekündigt, liegt vorerst auf Eis. Gerichte sollen jetzt entscheiden, ob die Scheurle-Entscheidung Rechtens war; bis dahin konzentrieren sich die neuen Telefongesellschaften auf das Geschäft mit Geschäftskunden.

Die Alternative, das Fernsehkabel zusätzlich zum Telefonieren und als Zugang zum Internet zu nutzen, wird derzeit nur in Berlin verfolgt. Für 10.000 Mieter im Bezirk Mitte ist das Telefonieren über das Fernsehkabel schon Realität. Als nächstes will die Augsburger Telekabel Service Süd (TSS), die die Berliner Anlage installiert hat und betreibt, schnelle Internetzugänge zu attraktiven Tarifen anbieten.

TSS-Geschäftsführer Peter Stritzl hofft jetzt, das Konzept auf weitere Bezirke der Hauptstadt übertragen zu dürfen. Wenn es nach Scheurles Vize Arne Börnsen geht, könnte er die Genehmigung bald bekommen. Bei einer Visite in Washington verblüffte der Sozialdemokrat seine Gesprächspartner mit der Drohung an die Adresse des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom, Ron Sommer, die beantragten Preissenkungen für Telefon und T-Online könnten nur genehmigt werden, wenn die Telekom endlich mit dem Verkauf ihrer Kabelnetze beginne.

Doch selbst wenn die Verträge sehr schnell unter Dach und Fach kommen, kann die Telekom noch eine ganze Weile ihren Vorsprung mit ADSL ausbauen. Denn es wird lange dauern, ehe die Kabelfernsehnetze zu Datenautobahnen umgebaut sind. TSS-Chef Stritzl ist allerdings sicher, daß sich Interessenten finden, die bereit sind, entsprechend zu investieren. „Wir dürfen Multimedia nicht zu einem Luxusprodukt werden lassen“, warnt Stritzl, „nur um die Aktionäre der Telekom zu befriedigen.“

ULF J.FROITZHEIM