Die Kraft der Marke

Erfolgreiche Unternehmen erkennt man daran, dass man ihren Namen gerne mitbezahlt – wie beim Einkauf, so auf dem Parkett.

Hand aufs Herz: Können Sie sich ein wertbeständigeres Aushängeschild der Marktwirtschaft vorstellen als den guten Stern auf allen Straßen? Welches Symbol erfolgreichen kapitalistischen Wirkens kann schon mit dem Mercedes-Logo konkurrieren? Taxifahrer und Trucker waren immer stolz wie Kanzlerchauffeure, das schlichte Emblem auf ihrem Lenkrad zu haben, stand es doch in der ganzen Welt für eine beneidenswerte Art der Fortbewegung: Lord, won’t you buy me a Mercedes-Benz?

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Ein Selbstverteidigungskurs

Beim Kampf gegen die Rezession muss sich jeder Einzelne bewegen.

Kollegenschelte kann verdienstvoll sein und Erbsenzählerei erhellend. Der BerlinerJournalist Oliver Gehrs, Erfinder eines Magazins mit dem ironisch-tiefstaplerischen Titel „Dummy“, hat sich den morbiden Spaß gemacht, in Deutschlands Intelligenzblättern die Referenzen auf den bevorstehenden wirtschaftlichen Untergang zu zählen. „Von Mitte Juli bis Mitte November“, zog Gehrs im Medium-Magazin seine Zwischenbilanz eines publizistischen Höllenritts, „erschien das Wort Rezession allein in der Süddeutschen Zeitung in 399 (verschiedenen!) Artikeln, bei der Welt sah es mit rund 300-maliger Nennung des Wortes Rezession ähnlich schlimm aus, den Vogel schoss die FAZ mit über 500 Rezessionen ab.“ Des leidenschaftlichen Nestbeschmutzers genüsslich ausgewalzte Diagnose lässt sich zu einem Satz komprimieren: Im Glauben, beim Löschen zu helfen, gossen die Kollegen aller Ressorts barrelweise Öl ins Feuer.

 

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Casino Morale

EINIGE GIERIGE, SKRUPELLOSE MANAGER HABEN DAS GESAMTE WIRTSCHAFTSSYSTEM IN MISSKREDIT GEBRACHT. „VERTRAUEN“ IST DAS WORT DES JAHRES. ES STEHT FÜR EIN GUT, DESSEN WAHREN WERT DER MENSCH ERST ERKENNT, WENN ER ES VERLIERT.

Um aus allen Wolken fallen zu können, muss man (noch) auf einer schweben. Insofern war Ulli in einer privilegierten Position, als im September der große Sturm aufbrauste und der Besatzung von Wolke 7 unsanften Bodenkontakt verschaffte. Ulli ist ein cooler Typ, ein Leistungsträger, dessen Profil als Mustervorlage für Stellenanzeigen dienen könnte: gut ausgebildet, so pflicht- wie selbstbewusst, aber kein Jasager. Als aktiver Triathlet ist er körperlich in Bestform, flexibel, mobil, engagiert. Jung genug, um dynamisch zu sein, und alt genug, um souverän seine Erfahrung ausspielen zu können. Als Automationsspezialist trägt Ulli sein Scherflein zu den Produktivitätssreigerungen bei, die den Industriestandort Deutschland lebendig halten. Sein Verstand sagt ihm auch, dass er wohl eher zu den Letzten gehören wird, bei denen die Krise ankommt. Locker und entspannt von seiner Arbeit zu reden, gelingt ihm dennoch schon lange nicht mehr. Der Techniker brauchte weder Lehman Brothers noch Kaupthing Edge noch irgendeine deutsche Bank für seine ganz persönliche Fehlerdiagnose: „Das Urvertrauen ist weg.“

Die Entscheidung, die Ullis Urvertrauen ausradierte, lange bevor der Subprime-Tornado mit den Milliardenzockern aus dem Wall-Street-Casino „Domino Day“ spielte, fiel in der Chefetage eines Dax-Konzerns, dem seine damalige Firma zuarbeitete. Sein Arbeitgeber hatte voll und ganz vertraut auf diesen langjährigen Großkunden. Dessen neuer Vorstand „Casino Morale“ weiterlesen