Weniger für mehr

Olaf Kolbrück, Autor der Online-Kolumne off the record im Medienbranchenblatt Horizont, beschreibt mit einer gastronomischen Metapher die suizidale Tendenz mancher Medienhäuser:

Verlage aber reagieren auf die ausbleibende Kundschaft wie jener anekdotischer Restaurantbesitzer, der angesichts sinkender Umsätze erst die Preise erhöht, dann die Portionen verkleinert, und weil die Rendite dann immer noch nicht stimmt, an der Qualität spart, die Blumen schießlich vom Tisch verschwinden lässt , die Vorhänge an den Fenstern nicht mehr wäscht, die Tischdecken nicht mehr austauscht, undsoweiter, bis das Tagesmenu Insolvenz lautet.

Auch mir fallen spontan einige Verlage ein, die in der Tat agieren wie besagter Wirt – oder wie Karcandorstadtquelle & Co. Dennoch würde ich diese Aussage nicht verallgemeinern. Es kommt doch sehr darauf an, wer mit der "ausbleibenden Kundschaft" gemeint ist. In diesem Fall liest es sich, als seien die Leser gemeint. Was mich bei einem Objekt mit der Zielgruppe des "Horizonts" erstaunt: Normalerweise sind ja die Leser aus Verlagssicht gerade keine Kunden. Sie sind demütige, unbezahlte Lieferanten der Handelsware "Awareness", die netterweise noch einen marginalen Deckungsbeitrag als Mitgift mitbringen (jedenfalls solange der Abo-Erlös höher ist als der EK minus WKZ der ausgelobten Espressomaschine). „Weniger für mehr“ weiterlesen

Geordnetes Sterben?

"Konsolidieren, Spezialisieren oder einfach sterben" – unter diesen Optionen können Printverlage wählen, bloggt Bernd Pitz zu einer Studie der Beratungsgesellschaft Deloitte.

“Neben den rückgängigen Werbebuchungen zeigt sich die Dramatik besonders deutlich bei den weiter ansteigenden Rabatten. Zusätzlich werden die Vertriebserlöse trotz einzelner Copy-Preiserhöhungen weiter schrumpfen. Das traditionelle Geschäftsmodell der Verlage ist gefährdet”, so Klaus Böhm, Director Media bei Deloitte, laut Pressemitteilung…

Noch mal Flatrate: Carta

Der gute Robin Meyer-Lucht spricht auf carta.info einige sehr wahre Worte zum Problem Kultur-Flatrate, unter anderem diese:

"Bei der Kulturflatrate wird jede Einheit gleich vergütet, es gibt keinen Preismechanismus: Die F.A.Z. kostet mehr als die Bild, weil die F.A.Z. pro Leser einen höheren Aufwand treibt und die Leser dies auch zu schätzen wissen. Bei der Kulturflatrate aber würde jeder Inhalt gleich vergüten. Das würde nicht nur aufwändige Produkte für kleinere Lesergruppen unmöglich machen. Wäre etwa der Seitenabruf die Basis der Vergütung, würde der Klickstrecken-Irrsinn noch stark zunehmen. Eine Kulturflatrate würde daher vor allem Massenprodukte und opportunistisches Verhalten fördern."

Etliche interessante Diskussionsbeiträge.

Fair-Irrung: Die Kultur-Flatrate

Blogwerker Marcel Weiß hat sich die Mühe gemacht, die Pros und Cons des Konzepts „Kultur-Flatrate“ aufzudröseln, das als fairer Kompromiss zwischen Kulturschaffenden und Kulturnutzern im Internet-Zeitalter gehandelt wird.

In einem Kommentar trage ich im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten dazu bei, die gut gemeinte Utopie als Fair-Irrung zu entlarven:

„Fair-Irrung: Die Kultur-Flatrate“ weiterlesen

Hajos Mainzer Medien-Mullah

Hajo Schumacher, zu ernsthaften Editorials neigender Herausgeber des manchmal zur Oberflächlichkeit neigenden Branchennewsletters ViSdP, fordert eine Art neues Cluetrain Manifesto, das den "gedanklichen Rahmen" für das Miteinander von "Menschen und Medien" legen soll. Begründung:

Unsere Bran­che ist zu kostbar, irgendeinem selbsternannten Wächterrat oder dem Mainzer Medien-Mullah die Deutungshoheit zu überlassen. Vielleicht macht carta.info ja den Anfang.

Hajo Schumacher in V.i.S.d.P 125

Auch wenn mir rund um den Lerchenberg und am Wohnsitz des obersten Recherchenetzwerkers mehrere Mediendisputanten einfielen, die einem freiheitsliebenden Menschen auf fast persische Weise unheimlich vorkommen könnten, will ich die Schumacher-Idee gerne fördern.

Mein erster (nur chronologisch, nicht prioritär gesehen) Beitrag:

Journalisten, die noch eine Antenne für den zeiträuberisch-unproduktiven Geist von Alibiveranstaltungen à la NRW-Medienforum haben, fahren diese auch dann aus, wenn das eigene Haus zu solchen Terminen ruft. Sie machen auch einen großen Bogen um so genannte Politik-Kongresse, auf denen Politiker, Spindoktoren, Public-Affairisten und Redaktionshierarchen sich nur aufhalten, damit sie dort gewesen sind.

Alles klar?