Stehkonvent der ganzen Menschheit im Saarland

„Wussten Sie, dass alle 6,9 Milliarden heute lebenden Menschen locker auf 60 Prozent der Fläche des Saarlandes passen – ohne zu drängeln?“

Holger Thuß, „Präsident“ des virtuellen „Europäischen Instituts für Klima und Energie“ (EIKE), geht offenbar davon aus, dass der durchschnittliche Erdenbewohner stark unterernährt ist. Würden sich die Menschen zu einer Vollversammlung auf 60 Prozent des Saarlandes treffen, müssten sich neun Menschen zwei Quadratmeter teilen. Ein Bus wäre mit solch einer Körperdichte schon überbesetzt: Vier Fahrgäste pro Quadratmeter galten im ÖPNV bereits als Maximum, als der Body-Mass-Index noch geringer war als heute.

Aber der Zyniker und Freund selbsterkannter Wahrheiten Thuß dürfte Recht haben. Dass auf manchem Quadratmeter höchstens zwei Amerikaner oder drei Deutsche stehen könnten, ohne einander mit ihren Bäuchen allzu drangvoll nahezukommen, gleichen ausgemergelte schlanke Mitmenschen aus Zimbabwe oder Bangladesh sicher lässig aus. Wenn jeder von denen ein Neuntel Quadratmeter abbekommt, ist das für einen Herrn Thuß demnach wohl noch locker. Wie ein Mensch halt so tickt, der vom menschengemachten Klimawandel nichts wissen will und glaubt, dass man DDT nie hätte verbieten dürfen, wenn man die Malaria ausrotten wollte. In Wahrheit ist DDT, das die Malaria nicht auszurotten vermochte, nicht einmal völlig verboten.

Keine große Erleuchtung

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) tut viel für den Umweltschutz, aber in manchen Dingen sind ihre Mitarbeiter nicht vor blindem Eifer gefeit. Kürzlich verschickte sie eine Pressemitteilung mit der Headline…

„Handelsketten untergraben EU-Verordnung zum Glühlampenausstieg“

Der Skandal: In  diversen Bau-, Verbraucher- und Drogeriemärkten hatten von der DUH beauftragte Denunzianten Testkäufer matte Glühlampen mit mehr als 60 Watt und sogar 100-Watt-Exemplare entdeckt. Dass diese Lampen schon am Lager gewesen seien und nur noch abverkauft würden – das wäre legal – will die DUH den Händlern nicht abkaufen.

Was aber, wenn die Existenz solcher Altbestände die Folge dessen wäre, dass schlichtweg die Nachfrage nach solchen ungemütlich hellen Leuchtmitteln gesunken ist? Wer kauft denn ohne triftigen Grund eine 100-Watt-Birne? „Keine große Erleuchtung“ weiterlesen

Einfacher kommunizieren mit kleinem Weh

„PwC kommuniziert in Zukunft einfacher, klarer und kürzer und hat daher den Namen von PricewaterhouseCoopers in PwC geändert. Im Text mit großem ‚P‘ und großem ‚C‘ – nur im Logo sind alle Buchstaben kleingeschrieben.“

Stefan Bießenecker, PwC-Presseabteilung

Google muss noch viel lernen

Ich weiß ja nicht, warum diese Veranstaltungen des zuständigen DJV-Fachausschusses immer „Besser Online“ heißen. Das ist zumindest missverständlich, denn es klingt wie: „Hätte er besser jemanden gefragt, der sich damit auskennt!“ Also besser online als offline. Eigentlich ist es aber wohl ein Postulat: Im Online-Segment des Journalismus und auch der PR gibt es Vieles, das verbesserungswürdig wäre.

Zum Beispiel die Pressearbeit des angeblich allwissenden, laut Volks- und Medienmeinung buchstäblich alles unter Kontrolle habenden Konzerns Google. Die ließ bisher so schwer zu wünschen übrig, dass ich eher von Presseuntätigkeit oder Heimlichkeitsarbeit reden würde „Google muss noch viel lernen“ weiterlesen

GM stopfen? Nein, FGM stoppen!

Bin gerade bei Twittwoch gestrandet, bei einer Seite zum Deutschen Social Media Preis 2010.

René Heymann, Chef der Berliner Werbeagentur HBDG AG (Heymann, Brandt, de Gelmini) promotet dort seine bereits anderweitig preisgekrönte Kampagne gegen weibliche Genitalverstümmelung. Auf gut Englisch heißt dieses Delikt Female Genital Mutilation oder kurz FGM. Darum nennt sich die Kampagne: „Stop FGM Now!“

Tja, bei Facebook liest sich das leider so:

http://www.facebook.com/stopfgmnow

Da mir die Abk. FGM noch vollk. unbek. war, habe ich natürl. gelesen: „Stopf GM now“. Dass General Motors ein löchriger Socken sei, war sicherlich keine beabsichtigte Assoziation. Vielleicht sollten Werber, die sich für Cracks der „Sozialen Medien“ halten, mal etwas weniger über schickes Design der Websites nachdenken als darüber, wie man möglichst viele Menschen erreicht, die nicht in fremdsprachigen Akronymen denken. Zwei Bindestriche wie in der Web-Domain

www.stop-fgm-now.com

wären ein Anfang. Die Leute wüssten zwar immer noch nicht, wofür FGM steht, aber sie wüssten, dass sie etwas stoppen sollen, und würden vielleicht neugierig. Noch besser wäre natürlich, man würde sich die Arbeit machen, statt einer einzigen internationalen Kampagne viele machen, die die Sprachen der Adressaten sprechen.