Uns geht’s wohl zu gut – immer noch

Wer ein privates Fest in einer Gaststätte besucht, ist entweder Teil des Problems oder weiß nicht, an wem er mehr verzweifeln soll: an den Gastronomen oder den anderen Gästen. Ein Rant über unseren Umgang mit Essen und Trinken.

Das Wort „Lebensmittelverschwendung“ wird man im Jahr 2022 schon mal gehört haben. Du oder Sie auch, oder? An einem Teil der Menschen, denen ich am Wochenende zum ersten und vorläufig letzten Mal begegnet bin, muss es aber vorbeigerauscht sein, ohne irgendwelche Reaktionen im Gehirn zu hinterlassen.

Es war die Hochzeitsfeier eines guten Freundes, nicht mehr der allerjüngste Bräutigam, aber bedeutend jünger als ich. Er arbeitet in einem weltbekannten Schweizer Unternehmen in der Finanzkommunikation, seine Frau ist Kardiologin. Die beiden können es sich also leisten, in gediegenem Rahmen zu feiern. Da Freunde und Familie überwiegend im süddeutschen Raum und der Schweiz zu Hause sind, hatte sich das Brautpaar ein Hotel am Bodensee ausgesucht. Und damit jeder Gast (m/w/d) mit der Beköstigung zufrieden ist, hatte das Brautpaar auf der Antwortkarte zur Einladung abgefragt, ob die Eingeladenen unter Allergien oder Unverträglichkeiten leiden oder ob sie ein vegetarisches Gericht wünschen.

Tja, und dann landeten doch mehrere feinste Rumpsteaks im Müll. „Uns geht’s wohl zu gut – immer noch“ weiterlesen

Die Schlaukäufer

EINKAUF. Der Preisdrücker alter Schule hat ausgedient, jetzt kommt ein neues Berufsbild: Der Chief Purchasing Officer denkt strategisch – und redet im Management ganz oben mit.

Für den nächsten Führungskräftetitel, den man sich nach CEO (Chef), COO (rechte Hand vom Chef), CFO (Chefbuchhalter), CIO (Chefsoftwerker) und CTO (Cheftechniker) vorsorglich schon mal einprägen sollte, gibt es eine glänzende Eselsbrücke. Denken Sie einfach an C3-PO, den goldigen Androidenschlaks aus Star Wars. Der war zwar nicht programmiert auf die Aufgaben eines Chief Purchasing Officers. CPO und C3-PO haben aber durchaus Gemeinsamkeiten: Beide machen sich ganz eigene Gedanken und können manchmal anstrengend sein. Hat sich die Crew erst einmal an ihre Gegenwart gewöhnt, entdecken alle, wie beruhigend es ist, jemanden mit ihren Fähigkeiten an Bord zu wissen. „Die Schlaukäufer“ weiterlesen

FRANCHISING – Nichts für Amateure

Mit Cyber-Cafes fing es an. Dann kamen Spielhallen, Web-Läden und  Surfschulen für Privatleute und Firmen. Nachahmer sind durchaus erwünscht: Die Konzepte sind käuflich. Potentielle EXISTENZGRÜNDER aber halten sich noch zurück.
Cybersmith
Gast im Cybersmith Boston, 1995

Der Typ jugendlicher Surfer war Marshall Smith gewiß nicht, als er beschloß, seinen Lebensunterhalt fortan im Cyberspace zu verdienen. Der amerikanische Geschäftsmann kapierte anfangs nicht einmal, was dieses ominöse „World Wide Web“ überhaupt sein sollte. Aber mit 62 Jahren fühlte er sich zu jung, um eine vielversprechende Marktchance ungenutzt zu lassen.

Und die sah er klar vor sich: Noch vor dem Höhepunkt jenes großen Medienrummels, der die Metamorphose des Hochschulnetzes zum Freizeitmedium begleitete, stand sein Konzept für „Cybersmith„, die erste Online-Café-Kette in den USA. Während Bürgerrechtler von Key West bis Seattle über den freien Zugang aller Gesellschaftsschichten zu den Wissensschätzen des Internets theoretisierten, dachte Smith längst an harte Dollars. Und an zahlungskräftige Gäste: Jungvolk aus der Mittelschicht, dessen liebstes Spielzeug der Computer ist.

Dem Geld dieser Klientel jagen heute Nachahmer in aller Welt hinterher – „FRANCHISING – Nichts für Amateure“ weiterlesen