Tunichtgut & Sprichnichtdrüber

"Öffentlichkeit machen" – so hieß etwas unscharf das Motto des Kongresses, bei dem ich soeben die Ehre hatte, mich auf dem Podium zuerst in einen sonderbar plüschigen Sessel und sodann in die Nesseln setzen zu dürfen. Mein Publikum: Mitglieder des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), die sich für PR interessieren, viele von ihnen Freie, die ohne Einkommen aus der "Auftragskommunikation" kein so gutes Auskommen hätten. Mein Part in der Diskussionsrunde war der des kritischen Wirtschafts- und Medienjournalisten, der zwischen Oberkommunikatoren von Bahn und Post, einem Krisenkommunikationsexperten und dem PR-Magazin-Chef Thomas "Roki" Rommerskirchen die Sicht derer vertrat, deren Arbeit dem einen oder anderen Unternehmenskommunikator die eine oder andere Kommunikationskrise einbrockt: Eine Krise liegt bekanntlich nicht dann vor, wenn irgendwo etwas Schlimmes passiert ist, sondern wenn die Öffentlichkeit erfährt, es sei irgendwo etwas Schlimmes passiert. Nur was die Leute wissen, macht sie heiß (unabhängig vom Wahrheitsgehalt, wie jeder Spin Doctor weiß).

Machen wir unseren Job gut, sind die Welt und ihr mediales Abbild weitgehend deckungsgleich: Dann berichten wir über alles, was schlimm ist, und es ist auch wirklich alles schlimm, von dem wir behaupten, es sei schlimm. „Tunichtgut & Sprichnichtdrüber“ weiterlesen

Medienpartner? Jawosammadenn?

Ach, jetzt werd‘ ich auf meine alten Tage doch noch zum Blogger, und zwar zum fiesen Anti-PR-Blogger. Schickt mir doch eine Agentur, deren Inhaber früher mal ein netter Journalistenkollege war, zum x-ten Mal einen nichtsnutzigen Online-Waschzettel, in dessen Anschreiben ich als "Medienpartner" angeschwätzt werde.

Medienpartner? Das schreiben doch Veranstalter kulturell minder merkenswerter "Events" immer hin, wenn sie einen Kooperationsvertrag mit einem Sender oder einer Zeitung geschlossen haben, der die Redaktion zum Nihil-nisi-bene-Journalismus zwingt.

Eine Medienpartnerschaft sorgt nicht nur dafür, dass in dem Partnermedium kein böses Wort über den Schmarrn landet, sondern dass auch die Konkurrenz die Schnauze hält – frei nach dem Motto: Wer sind wir denn, dass wir für ein Event unserer Rivalen Arbeitskraft vergeuden würden?

Das Wort ist eine noch üblere Sprachkrankheit als der einst so beliebte "Pressevertreter", den ich gerne mit dem Argument abgewehrt habe, ich sei doch kein Drücker, der als freier Handelsvertreter arglosen Menschen Abonnements von Blättern andreht, für die ich nie schreiben würde.