Der AA++-Politiker

Glaubt jemand, dass Zuschüsse für effiziente Kühlschränke dem Klima helfen? Hier der Gegenbeweis:

Bayerische Journalisten kennen den berühmtesten Müllermeister der CSU dafür, dass er auf Besuch in seiner unterfränkischen Heimat schon mal frischgemut drauflosplaudert. Mit etwas Pech steht am nächsten Tag ein Zitat in der Zeitung, das nicht unbedingt von innigster Zuneigung von Minister Michael Glos zur Mathematik zeugt. In Berlin hält sich der oberste Vertreter deutscher Wirtschaft und Technologie Experten, die es mit dem Rechnen offenbar auch nicht genauer nehmen als er. Will der Chef Stromsparer fördern und hat zufällig etwas Geld aus dem Verkauf von CO2-Emissionsrechten übrig, denkt sich eine „Projektgruppe Energiepolitisches Programm“ (Pepp) fix starke Sachen aus: Wie wär’s mit Subventionen auf supereffiziente A++-Kühlschränke? Um die größte Not Energiekosten-geplagter Familien zu lindern, schlägt die Pepp einen Zuschuss von 150 Euro vor.

Glosens Oberexperte Stephan Kohler hatte ja bereits verkündet, er wolle „auch Hartz-IV-Empfänger“ mit Geräten beglücken, die jährlich 80 Strom-Euros sparen und so ihren Kaufpreis in nur sechs Jahren wieder einspielen. Lassen wir mal die Frage beiseite, woher die Ärmsten die 330 Euro Eigenanteil für einen 480-Euro-Kühlschrank nehmen sollen. Allemal interessanter ist Kohlers Aussage zum Einsparpotenzial: Sie weckt die Hoffnung, fortan 400 kWh weniger auf der Jahresstromrechnung zu finden – das kommt hin, aber nur, wenn im fraglichen Haushalt vorher einer der letzten Kühl-Gefrier-Dinos aus den Achtzigerjahren Dienst tat.

Nun sind zum Glück nicht alle A++-Kühlschränke so teuer wie die Modelle, die Kohler so kennt. Ein Importfabrikat gibt es schon für 231 Euro, minus Glos-Bonus bleiben 81. Selbst der klamme Hartzagentur-Kunde könnte sich die Anschaffung leisten, denn bei Ebay wird er einen Dummen finden, der den Alten kauft. Das ist zwar nicht prima fürs Klima. Aber zum Aufpeppen der CO2-Bilanz taugen Kühlschränke sowieso nicht: Glos‘ Zuschuss-Budget reicht nur für gut fünf Millionen Exemplare; die sparen bis zu ihrer Verschrottung acht, vielleicht zehn Terawattstunden Strom. Klingt viel? Es wäre: nicht mal ein Promille des Energieverbrauchs der deutschen Privathaushalte. Und wenn wir alle auf A++ umstiegen,  freiwillig und auch ohne Zuschuss? Ein halbes Prozent.

Aus der Technology Review 10/2008, Kolumne FROITZELEIEN