Nennt die Schweizer Journaille die Affäre um die Zürcher Boutique, in der Oprah Winfrey ihren Pretty-Woman-Moment erlebte, wirklich „Täschligate“? Das ist dann dumm, zu dumm jedenfalls, als dass der stern (von gestern) dies hätte nachplappern müssen.
Erstens: Watergate war der Name eines Hotels, das Tatort einer politisch motivierten Straftat war. Geht es hier um ein Hotel oder eine Straftat? Nein.
Zweitens: Hatte die Straftat etwas mit Wasser zu tun? Nein, wenn man davon absieht, dass das Hotel wohl Zimmer hatte, von denen aus man den Potomac River sehen konnte.
Drittens: Hat Gate – also Pforte, Schleuse oder einfach Tor – mehr mit der Straftat zu tun als das Wasser? Wieder nein.
Viertens: Kandidiert Oprah Winfrey für das Amt der amerikanischen Präsidentin und gehört die Trois-Pommes-Boutique Barack Obama? Auch das nicht, jedenfalls nach allem, was man als Nicht-NSA-Mitarbeiter weiß.
Das einzige, um was es hier geht, ist eine Verkäuferin, die sich wohl krass daneben benommen hat (dass ihre selbstbekundeten Erinnerungen, die denen von Mrs. Winfrey widersprechen, Schutzbehauptungen sind, ist zumindest plausibel, denn die Prominente hätte keinen Grund, so etwas zu erfinden).
Darum sei heute und für alle Zukunft konstatiert: An irgendein Wort „gate“ als Suffix anzuhängen, um besagtes Wort in einen Skandalkontext zu stellen, ist nicht witzig, sondern bescheuert. Ein Journalist, der „Gate“ so verwendet, ist selber einer: ein Tor. Er handelt redak-töricht.
P.S.: Gerade lese ich bei Techdirt in einem Leserkommentar „Prismgate“. Es ist eine Sucht. Addictiongate.
Sie sind der oder die 2986. Leser/in dieses Beitrags.
Es gab immer Redaktoren ohne Bindestrich – und jetzt welche mit.
Und bevor wir jetzt von Ballmers Billgate anfangen kalzuauern, hören wir lieber auf…
Na das gate ja gar nicht! 😀
Du weißt aber schon, daß es in der Schweiz ohnehin nur Redak-Toren gibt und keine Redak-Teure? 🙂
Aber bei Boris Beckers Sport-Gate war der Name dann doch irgendwie passend. Er hatte ihn ja auch selbst gewählt.