Und die Pegidioten lachen sich ins Fäustchen

Leute, ich finde es beschämend, dass meine lieben Kollegen von der Nachrichtensparte heute morgen nichts Besseres zu tun hatten, als ihr Nichtwissen über das, was in Sydney passiert, in aufgeregte Meldungen zu pressen. Ich habe selten so unprofessionelle Arbeit erlebt wie in den Frühnachrichten im Bayerischen Rundfunk. Bekannt war lediglich, dass ein einzelner Täter Geiseln genommen hat und das irgendeinen arabischen oder vielleicht islam/ist/ischen Hintergrund haben soll; außerdem waren mehrere Geiseln freigekommen, nur gab es von denen und über sie nullkommanull Infos. (Und bei den Kollegen einen Reflex, ungeachtet der Recherchelage berichten zu müssen.)
Das ist, sorry, erst mal etwas für die Lokalnachrichten in Sydney. Es hat keinerlei globale Relevanz, es sei denn, man will partout die allgegenwärtige Gefahr beschwören, die die Gegenwart von Muslimen in einem christlichen Land angeblich mit sich bringt. Wenn man den Pegidisten (Pegidioten?) und Brandstiftern Rechtfertigungen für ihr Tun liefern und ihnen Zulauf verschaffen will, muss man es genau so anstellen. Eine mediale Deeskalation wäre geboten. Man kann erst mal abwarten, ob etwas Schlimmes passiert oder ob das ein durchgeknallter Einzelgänger ist und ob die örtliche Polizei mit ihm fertig wird. Statt dessen benehmen sich vermeintlich gestandene Nachrichtenleute wie aufgescheuchte Hühner.
Über das, was in Westafrika los ist, habe ich übrigens nichts gehört. Da sind Täter am Werk, die sich mit Geiselnahmen nicht aufhalten, sondern gleich morden. Aber mental ist Nigeria ja weiter weg als Australien.

Pfui, Matuschke!

Eigentlich höre ich ja den Matuschke ganz gern. Nicht nur weil er sich traut, auf  Bayern 3 den guten alten Hugo Strasser (91) zu spielen, sondern auch wegen seines konsequent bekloppten Moderationsstils.

Aber das nehme ich ihm doch krumm:

 

Aus meinem Archiv: DAB

Die Süddeutsche widmet heute ihre komplette Medienseite dem verkorksten Versuch, das Digitalradio DAB mit dem Zusatz „Plus“ doch noch durchzusetzen („Das große Wellenbrechen“).

Eine schöne, kritische Aufarbeitung eines Projekts, das bei mir ein déja vu auslöst. Dass DAB ohne realistischen „Business Case“ aufgesetzt wurde, ist so gar nicht neu.

Das, äh, die Grauen im Bayerischen Rundfunkrat

"In Bayern scheinen die Uhren immer noch anders zu gehen als im Rest der Republik."

"Amtsmüde Parteisprecher aller Couleurs dürfen sich jetzt wieder Hoffnungen machen, dass sie eines Tages mit lukrativen Posten bei öffentlich-rechtlichen Sendern belohnt werden."

epd

Der aktuelle BJVreport befasst sich mit dem bevorstehenden Wechsel von Regierungssprecher Ulrich Wilhelm auf den Intendantenposten beim BR und auch mit der Rolle von Dr. Wolfgang Stöckel, dem 1. Vorsitzenden des BJV und stellvertretenden Vorsitzenden des Fernsehausschusses im Rundfunkrat. Einige Informationen daraus sind durchaus diskussionswürdig. Immerhin brachte Stöckel…

"Im BR-Rundfunkrat hätten die unabhängigen Mitglieder gar keine Chance, einen Kandidaten durchzusetzen, der nicht CSU-nah sei, sagte Rundfunkratsmitglied Wolfgang Stöckel dem epd."

epd

…etwas Transparenz in die Funktionsweise bayerischer Hinterzimmerdiplomatie. Der Redakteurin offenbarte er, im Rundfunkrat Mitglied eines Zirkels um den emeritierten Professor Hans Georg Lößl gewesen zu sein, der am Rosenmontag (also am 15. Februar 2010) im Münchner Bahnhofshotel seinen Favoriten Wilhelm beschnuppert (und dann dessen Wahl forciert) habe. „Das, äh, die Grauen im Bayerischen Rundfunkrat“ weiterlesen

Der Antimaterie-Prantl – oder: Staatsfunk in Bayern

Wenn man als Student und Jungjournalist die Auseinandersetzungen um den Straußschen Einfluss auf den Bayerischen Rundfunk miterlebt hat, kommt man sich heute vor wie im falschen Fernseh-Film: Offenbar ist es ausgemachte Sache, dass der schrecklich nette Uli Wilhelm Intendant des BR wird, doch niemand in der Medienszene regt sich angemessen auf. Selbst die Süddeutsche Zeitung und die taz ließen Kollegen schreiben, die ihre sachte Kritik an der Personalie in Samt verpackten.

Ist es denn anno 2010 kein Skandal mehr, wenn ein Berlinerisch-Münchnerischer Machtklüngel kalt lächelnd beschließt, dass der Regierungssprecher (!), der Sprecher der Bundeskanzlerin (!), der frühere Sprecher und langjährige Vertraute von Edmund Stoiber (!), den Reportern, Redakteuren, Korrespondenten des Bayerischen Rundfunks als oberster Dienstherr vor die Nase gesetzt wird? Ist es normal, dass praktisch der gesamte Rundfunkrat belämmert stille schweigt, statt öffentlich die Farce eine Farce zu schimpfen?

Wenn der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer in einer Vorstandssitzung seiner Partei über einen sagt: „Mit dem haben wir in Bayern noch Großes vor“, kann es sich nur um eine Personalie besonderer Art handeln. „Das „große Vorhaben“ wäre, so eine Nachfrage unserer Redaktion, die Position des Intendanten des Bayerischen Rundfunks (BR).“

Scoop von „rup“ in der Augsburger Allgemeinen vom 27.1.2010

Nein, der freundliche CSU-Karrierist Wilhelm kann nicht Intendant werden, jedenfalls nicht auf dem Boden der Freiheitlich-Demokratischen Grundordnung, solange das Verfassungsgericht den Funkanstalten Staatsferne gebietet „Der Antimaterie-Prantl – oder: Staatsfunk in Bayern“ weiterlesen