Jetzt sieht auch Kauferings Bürgermeister Erich Püttner, so las ich im Landsberger Tagblatt, die von seinem Vorgänger im ganzen Ort verstreuten Tempo-30-Schilder als problematisch an („Wo Tempo 30 eigentlich verboten ist“, Romi Löbhard im LT vom 27.1.2017). Alex Glaser hatte das schon früher gesagt. So weit, so gut. Nur: Was ist die Konsequenz? Ein „Fachmann für Verkehrsrecht“ soll jetzt prüfen, ob Kaufering wieder ein paar echte Vorfahrtsstraßen bekommt: Iglinger Straße, Bahnhofstraße, Dr.-Gerbl-Straße, Ottostraße, Kolpingstraße.
Dafür engagiert man also einen Experten. Unfassbar. Diese Straßen wurden als Vorfahrtsstraßen angelegt, und das sieht man ihnen an. Nur um einigen Gemeinderäten auszureden, dass sie mit Schwellen, Engstellen oder anderen Schikanen gewaltsam entschleunigt würden, braucht man kein Gutachten. Man braucht sie nur mal in einem Sanka mitfahren zu lassen, dessen Insassen durch derartigen Straßenverbauwahnsinn schikaniert werden (ich empfehle als Teststrecke Puchheim-Bahnhof, und zwar die Straße am Diakonie-Altersheim).
Gerade in einem Ort mit vielen alten Menschen wie Kaufering sollte man nicht künstlich die Zeit verlängern, bis der Notarzt oder der Krankenwagen da ist bzw. bis er das Krankenhaus erreicht. Vernünftige Verkehrsplanung bedeutet: Es gibt ein Netz von Vorfahrtsstraßen mit Tempo 50 (!), in den Nebenstraßen kann man getrost Tempo-30-Zonen einrichten.
Wenn aber denn schon ein Profi herkommen muss und Gage kriegt – ein Berater hat oft ja nur die Aufgabe, als Neutraler von außen etwas Vernünftiges akzeptabel zu machen – sollte er sich bei der Gelegenheit anschauen, was man mit ein paar anderen Straßen anstellen könnte, bei denen Soll und Ist nicht wirklich zusammen passen.
Bei Haidenbucher- und Albert-Schweitzer-Straße ist es noch am einfachsten. Sie sind übersichtliche, breite Vorfahrtsstraßen und sollten es bleiben. Mein Vorschlag: Einfach die Tempo-30-Schilder abmontieren! Auf der Haidenbucherstraße wäre Tempo 50 kein Problem; auf der Albert-Schweitzer-Straße könnte man es erlauben, weil man dort – bis auf ein kurzes Stück – eh nicht so schnell fahren kann.
Auf dem Ahornring wiederum ist Tempo 50 erlaubt, doch wer da mit mehr als 40 Sachen unterwegs ist, hat das Gefühl, er sei ein Raser. Allerdings benehmen sich praktisch alle Autofahrer auf dem Ahornring, als hätten sie Vorfahrt. Dann kann man ihnen diese auch offiziell gewähren.
Schließlich wäre da noch die Theodor-Heuss-Straße. Sie ist eigentlich wie eine typische Tempo-30-Zonen-Straße angelegt, bekam aber zwischen Albert-Schweitzer-Straße und Ahornring Vorfahrt spendiert – wohl nur deshalb, weil der Ortsbus durch musste. Das ist ein alter Planungsfehler: Die Albert-Schweitzer-Straße, also unser Kirschblütenboulevard, ist vorfahrtstechnisch eine veritable Stichstraße. Am Bürgermeister-Jung-Platz (Ärztehaus) endet sie ohne ernsthafte Ableitung. Da das nicht zu ändern ist, kann man auch rechts und links je ein 30-Zonen-Schild hinpflanzen.
So, jetzt bin ich gespannt, was der Fachmann sagt.