Faktencheck zu Tempo 30

Die Freunde der Entschleunigung im Straßenverkehr lassen nicht locker hier bei uns in Kaufering. Ich unterstelle mal, dass diese Leute nicht absichtlich ihre Mitbürger ärgern wollen, wenn sie sagen, sie würden am liebsten den ganzen Ort zur flächendeckenden Tempo-30-Zone erklären. Wahrscheinlich glauben sie wirklich, dass sie die Verkehrssicherheit und den Umweltschutz fördern würden.

Was ist das beste Mittel gegen Aberglauben? Fakten. Man findet sogar im Internet zu unserem lokalpolitischen Aufregerthema Fakten, die nicht den alternativen Selbigen zuzurechnen sind.

Wohl denn. Werfen wir zuerst mal einen Blick auf die Argumente der radikalen 30-Befürworter, die gerne mal mit akademischen Titeln Autorität vortäuschen, obwohl sie nicht vom Fach sind. Pars pro toto greife ich Maria Limbourg heraus, Professorin am Fachbereich Bildungswissenschaften (!) der Uni Duisburg-Essen, wo man interessanterweise eine „AG Mobilität und Verkehr“ gegründet hat.

Das Thesenpapier dieser Arbeitsgruppe behauptet also Folgendes:

„Bei Tempo 30 ereignen sich weniger Unfälle“

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Ja zu Vorfahrtsstraßen, nein zu Schikanen

Jetzt sieht auch Kauferings Bürgermeister Erich Püttner, so las ich im Landsberger Tagblatt, die von seinem Vorgänger im ganzen Ort verstreuten Tempo-30-Schilder als problematisch an („Wo Tempo 30 eigentlich verboten ist“, Romi Löbhard im LT vom 27.1.2017). Alex Glaser hatte das schon früher gesagt. So weit, so gut. Nur: Was ist die Konsequenz? Ein „Fachmann für Verkehrsrecht“ soll jetzt prüfen, ob Kaufering wieder ein paar echte Vorfahrtsstraßen bekommt: Iglinger Straße, Bahnhofstraße, Dr.-Gerbl-Straße, Ottostraße, Kolpingstraße.

Dafür engagiert man also einen Experten. Unfassbar. Diese Straßen wurden als Vorfahrtsstraßen angelegt, und das sieht man ihnen an. Nur um einigen Gemeinderäten auszureden, dass sie mit Schwellen, Engstellen oder anderen Schikanen gewaltsam entschleunigt würden, braucht man kein Gutachten. Man braucht sie nur mal in einem Sanka mitfahren zu lassen, dessen Insassen durch derartigen Straßenverbauwahnsinn schikaniert werden (ich empfehle als Teststrecke Puchheim-Bahnhof, und zwar die Straße am Diakonie-Altersheim).

Gerade in einem Ort mit vielen alten Menschen wie Kaufering sollte man nicht künstlich die Zeit verlängern, bis der Notarzt oder der Krankenwagen da ist bzw. bis er das Krankenhaus erreicht. Vernünftige Verkehrsplanung bedeutet: Es gibt ein Netz von Vorfahrtsstraßen mit Tempo 50 (!), in den Nebenstraßen kann man getrost Tempo-30-Zonen einrichten.

Wenn aber denn schon ein Profi herkommen muss und Gage kriegt – ein Berater hat oft ja nur die Aufgabe, als Neutraler von außen etwas Vernünftiges akzeptabel zu machen – sollte er sich bei der Gelegenheit anschauen, was man mit ein paar anderen Straßen anstellen könnte, bei denen Soll und Ist nicht wirklich zusammen passen.

Bei Haidenbucher- und Albert-Schweitzer-Straße ist es noch am einfachsten. Sie sind übersichtliche, breite Vorfahrtsstraßen und sollten es bleiben. Mein Vorschlag: Einfach die Tempo-30-Schilder abmontieren! Auf der Haidenbucherstraße wäre Tempo 50 kein Problem; auf der Albert-Schweitzer-Straße könnte man es erlauben, weil man dort – bis auf ein kurzes Stück – eh nicht so schnell fahren kann.

Auf dem Ahornring wiederum ist Tempo 50 erlaubt, doch wer da mit mehr als 40 Sachen unterwegs ist, hat das Gefühl, er sei ein Raser. Allerdings benehmen sich praktisch alle Autofahrer auf dem Ahornring, als hätten sie Vorfahrt. Dann kann man ihnen diese auch offiziell gewähren.

Schließlich wäre da noch die Theodor-Heuss-Straße. Sie ist eigentlich wie eine typische Tempo-30-Zonen-Straße angelegt, bekam aber zwischen Albert-Schweitzer-Straße und Ahornring Vorfahrt spendiert – wohl nur deshalb, weil der Ortsbus durch musste. Das ist ein alter Planungsfehler: Die  Albert-Schweitzer-Straße, also unser Kirschblütenboulevard, ist vorfahrtstechnisch eine veritable Stichstraße. Am Bürgermeister-Jung-Platz (Ärztehaus) endet sie ohne ernsthafte Ableitung. Da das nicht zu ändern ist, kann man auch rechts und links je ein 30-Zonen-Schild hinpflanzen.

So, jetzt bin ich gespannt, was der Fachmann sagt.

 

 

Stop and go in Kaufering

Ich wohne ja sehr gerne in Kaufering. Noch nie habe ich irgendwo länger gewohnt, nicht einmal in München. Die Gemeinde Marktgemeinde bietet eine Lebensqualität, um die uns viele Menschen beneiden würden. Bis vielleicht auf das lahme Internet – unser Ortsnetz soll jetzt immerhin bis Ende 2017 per Telekom-Remonopolisierung (Vectoring) auf das Bandbreitenniveau gehoben werden, das Großstädter und Bewohner umliegender Kuhdörfer landwirtschaftlich geprägter Gemeinden im Umland schon lange genießen – und die Verkehrsregelung.Kauferinger 30-Zone „Stop and go in Kaufering“ weiterlesen

Pokémon Drive – such das Quadratspiegelei

UJF_5409 kleinDie Vorfahrt gewährenden Quadratspiegeleier in Kaufering werden weniger, die beiden Exemplare an der Hilscher-Kreuzung wurden zum Beispiel nach meinem Blogpost abgehängt. Falls Sie sie vermissen und über Pfadfindertalente verfügen, kommen Sie in die Theodor-Heuss-Straße. Hier gibt es zwischen Albert-Schweitzer-Straße und Ahornring noch welche zu bewundern – hübsch in frisches Grün eingebettet. Tipp: Schauen Sie hinter den als Sichtschutz vor den 30er-Schildern gepflanzten Bäumen nicht in Richtung Boden (da hocken nur Pokémon-Go-Mönsterchen), sondern leicht nach oben. Und voilà: Hinter den Ahornblättern sehen Sie es gelb und weiß schimmern.

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Eine Frage der Zeit, bis es kracht

Der Schilderwald von Kaufering ist legendär, vor allem wegen der unkonventionellen Stellen, an denen die Marktgemeinde die Pfosten in den Boden rammt. Jetzt wird er gelichtet – aber Wie…

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Tempo-30-Schilder stehen in unserer Gemeinde, Verzeihung: Marktgemeinde, traditionell unmittelbar vor Kreuzungen und Einmündungen, damit Fahrer einbiegender Autos sie nicht sehen. Man fand sie bevorzugt an übersichtlichen Durchgangsstraßen, während in schmalen, gehsteiglosen Nebenstraßen oft Tempo 50 zulässig war – sogar in meiner Straße, die in den Achtzigern eigentlich als Spielstraße geplant worden war.

Kauferinger 30-ZoneVorfahrtzeichen werden bei uns gerne dezent ins Blattwerk des prächtigen Straßenbegleitgrüns eingeflochten oder hinter Stämmen postiert, sprich: Man sieht vor lauter Hecken, Sträuchern, Ahörnern, Kastanien und Kirschbäumen den Schilderwald nicht. In manch ruhigem Wohnviertel konnte man um ganze Häuserblöcke brettern, ohne von einem 30-Schild gemäßigt zu werden, obwohl wenige Meter weiter vorn und hinten in den jeweiligen Straßen durchaus der Wille des Rates Ausdruck fand, den gemeinen Kraftfahrer mittels des Streckenverbotszeichens 274 zum Entlasten seines Bleifußes anzuhalten. Damit war Kaufering ein Lehrbuchbeispiel für die unmotivierte Anwendung einer Gesetzeslücke, die Fahrlehrer so beschreiben: „Eine Frage der Zeit, bis es kracht“ weiterlesen