Mehr Click und weniger Mörtel

INTERVIEW MARTIN RAAB, LEITENDER E-BUSINESS-STRATEGE DER DEUTSCHEN POST, WILL DIE KUNDEN STÄRKER ONLINE BEDIENEN.

Der 40·jährige Ludwigsburger leitete vom August 1997 an die Konzernentwicklung der Deutschen Post AG. Seit Juni 2000 führt er die Geschäfte der Deutsche Post E-Business GmbH. Von 1991 bis 1997 arbeitete der promovierte Volkswirt als Berater bei McKinsey. Dort konzentrierte er sich auf die Bereiche Finanzdienstleistungen, Konsumgüterindustrie und Logistik.

 

Ziel der Postreform war es, die elektronische Kommunikation vom Brief- und Paketdienst zu trennen. Im Internet aber macht die Post der Telekom durchaus Konkurrenz.

Martin Raab: Man kann die Welt nicht mehr in elektronische und nicht-elektronische Geschäfte aufteilen. An der elektronischen Komponente kommt niemand vorbei.

Welche Rolle spielt dabei Ihre E-Business-Holding?

Raab: Zunächst machen wir unsere klassischen Produkte internetfähig: Man kann online Briefe freimachen, das Abholen von Paketen buchen und Finanzdienstleistungen abwickeln. Das Zweite sind die internen Prozesse. So soll das Buchen einer Paketabholung direkt zum Fahrer durchgeroutet werden und nicht über kosten- und fehlerträchtige Zwischenstufen wie Call-Center laufen. Die dritte Stufe sind neue Geschäftsaktivitäten. Um hier innovative Konzepte zu entwickeln, haben wir die E-Business-Holding als eine Art Inkubator abgekoppelt.

Gibt es Internet-Aktivitäten, die nicht unter Ihrer Regie laufen?

Raab: Das Web-Enabling der einzelnen Produkte liegt in der Verantwortung der Unternehmensbereiche, etwa der Postbank bei Easytrade oder des Produktmarketings Brief bei der PC-Frankierung. Wir unterstützen die Kollegen mit unserem Know-how. Meine Aufgabe ist es – neben der Steuerung der E-Business-Holding – eine übergreifende E-Business-Strategie für den Konzern zu formulieren und Initiativen anzustoßen.

Haben Sie Vorbilder im Ausland?

Raab: Auf einzelnen Feldern. Bei Evita hat uns sicherlich der Erfolg der schwedischen Post mit ihrem Portal angeregt. Unser Engagement beim Thema elektronische Signatur ergab sich aus unseren Aktivitäten bei EDI und der hybriden Post (Ausdrucken und Versand als Datei angelieferter Briefe, Kreditkarten- oder Telefonrechnungen durch die Post, Anm. d. Red.).

Welche Ziele verfolgen Sie kurz- und mittelfristig?

Raab: Es geht nicht mehr so sehr um neue Geschäftsmodelle, sondern um die Optimierung der Abläufe. Ein Projekt hat der Vorstand gerade freigegeben: Im Herbst schalten wir die elektronische Filiale live.

Nach dem Kahlschlag im Filialnetz rückt die Post dem Kunden also per Internet wieder näher?

Raab: Genau.ln Deutschland gibt es mehr als zwei Millionen Unternehmen. Die können Sie unmöglich durch eine  Außendienstorganisation abdecken. Dieses Kundensegment ist für uns ideal online ansprechbar: Fast jeder zweite Handwerksbetrieb hat heute einen Internet-Zugang.

AUS <E>MARKET 23/2001.

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