Ich kriege zeitgleich eine Gänsehaut

Redakteuren der Süddeutschen, aber wohl auch der dpa und etlicher anderer Redaktionen ist es bei Prügelstrafe nicht unter zehn Schlägen aufs Gesäß verboten, das Wort „gleichzeitig“ zu verwenden. Damit sie das verpönte Tabuwort gar nicht erst verwenden und die Planstelle des hauseigenen Folterknechts eingespart werden kann, ist die Autokorrektur der führenden Redaktionssysteme inzwischen so eingestellt, dass „gleichzeitig“ schon während des Tippens durch das Modewort „zeitgleich“ ersetzt wird. 

Soviel nur zur Richtigstellung, weil ich bisher immer behauptet hatte, die Kollegen sprächen so ein blamables Deutsch, dass die den Unterschied nicht kennten zwischen „gleichzeitig“ (simultan, zur selben Zeit stattfindend) und „zeitgleich“ (von gleicher Dauer, in der Regel zeitversetzt). In Wahrheit können sie nichts dafür.

Gleichwohl kriege ich jedesmal eine Gänsehaut, wenn ich „zeitgleich“ lese oder höre. Der Effekt ereignet sich fast gleichzeitig mit dem Lesen, und nur wenn ich Glück habe, auch zeitgleich – dann glättet sich die Haut schon in dem Moment, in dem mein Blick zum nächsten Absatz springt.

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