CSR: Wachstum durch Werte

Wer Nachhaltigkeit und gesellschaftliches Engagement für sozialromantische Nebensächlichkeiten hält, setzt seinen wirtschaftlichen Erfolg aufs Spiel. Unternehmen mit einer Reputation als »Corporate Citizen« mit reiner Weste tun sich leichter bei allen Stakeholdern – nicht nur bei kritischen Kunden, sondern sogar an den Finanzmärkten.

Wäre die Meinung von Peter F. Drucker noch relevant, hätte sich Petra Kinzl längst einen neuen Job suchen müssen. In der WeItsicht des legendären austro-amerikanischen Management-Gurus waren Menschen vom Schlage der Augsburger Biologin pures Gift für ein Unternehmen: »Wenn Sie auf eine Führungskraft treffen, die sich soziale Verantwortung aufhalsen will, feuern Sie sie. Und zwar schnell!«

Dass sich der greise Ökonom in der Abenddärnmerung seines langen Lebens selbst von jenem Image-Sockel stürzte, den die Medien lebenden Denkmälern unterzuschieben pflegen, ist Schuld oder Verdienst von Joel Bakan. Der in Kanada lebende Jura-Professor hatte den ewigen Vordenker Drucker, der Ende 2005 im Alter von fast 96 Jahren starb, für sein Buch »The Corporation« interviewt und zum Kronzeugen seiner These gemacht, Kapitalgesellschaften seien ihrem Wesen nach psychopathische Monster: geldgierig, gewissenlos, gerissen. Nach der Lektüre von Bakans mit Originalzitaten berühmtester Business-Koryphäen gespickter Fleißarbeit – pathetischer Untertitel: »The Pathological Pursuit of Profit and Power« – ist auch dem Gutmütigsten klar, wie die Job Description eines modernen Kommunikationsmanagers aussehen muss: Sprachrohr des Teufels. Der britische Verlag war sich nicht zu schade, das Cover dieser Generalanklage des Kapitalismus mit der Silhouette eines Satans zu dekorieren, der sich in einen Business-Anzug geworfen und einen Heiligenschein aufgesetzt hat. „CSR: Wachstum durch Werte“ weiterlesen

Der Zukunftsladen

Im Future Store in Rheinberg testet die METRO Group technologische Innovationen für den Handel von morgen – unter realen Bedingungen

Auf den ersten Blick ist der Future Store ein ganz normaler Supermarkt: Hier tätigen Kunden aus Rheinberg, einer Kleinstadt bei Duisburg, ihren alltäglichen Einkauf – ob Hausfrauen mit Kindern oder das ältere Ehepaar von nebenan. Von Laboratmosphäre keine Spur. Doch der Extra-Markt der Metro Group hat es in sich. Das fällt schon im Eingangsbereich auf: In der Nische neben der Information sind keine Schließfächer untergebracht, sondern Ladestationen mit Dutzenden tragbarer Touchscreen-Computer. Über den Stirnseiten der Gondeln preisen keine Papp-Plakate die Sonderangebote an, sondern Flachbildschirme; an den Regalen zeigen elektronische Etiketten den aktuellen Preis an. Wer durch die Gänge streift, passiert immer wieder Infoterminals, die ihn als elektronische Wegweiser zu den gesuchten Waren leiten und zahlreiche Produktinformationen sowie Zubereitungstipps anbieten. Verblüffend die Obstwaage: Noch bevor sich der Kunde fragen kann, wo denn hier wohl die Tasten mit den bunten Bildchen versteckt sind, hat sie per Kameraauge seine Chiquitas erkannt „Der Zukunftsladen“ weiterlesen

…zweitens als man denkt

Titelgeschichte der mit “Silber” beim Best of Corporate Publishing Award 2006 prämierten Ausgabe des Kundenmagazins m&it (Menschen und Informationstechnik), Herausgeber: sd&m AG, München.

Der Mensch hasst die Ungewissheit. Er will wissen, was auf ihn zukommt: Er geht zu Wahrsagern, hört Horoskope im Radio, bemüht selbst ernannte Zukunftsforscher. Aber weder Geist noch Natur und Technik entwickeln sich linear. Die Extrapolation der jüngeren Vergangenheit in Richtung Zukunft ist so unzuverlässig wie langfristige Wetterprognosen.

Herman Kahn war ein hochgescheiter Mann. „Highest IQ on record“ lautet eine typische Würdigung – auch wenn nirgends verlässlich dokumentiert ist, ob der New Yorker seinen Intelligenzquotienten überhaupt je hat wissenschaftlich messen lassen. Kahn (1922–1983) war der Urtyp jener Sorte Experten, ohne die die heutige Mediengesellschaft kaum mehr vorstellbar ist: eloquente Berufsbesserwisser, die der schnöden Wirklichkeit gedanklich immer einige Schritte voraus sind. Seine Lebensaufgabe fand der frühere Wunderknabe der Air-Force-Denkfabrik RAND Corporation darin, mit seinem eigenen Think-Tank Hudson Institute die USA des jungen Computerzeitalters auf das vorzubereiten, was ihnen in naher, mittlerer und etwas fernerer Zukunft blühte: militärisch, politisch, technisch, ökonomisch – vom Atomkrieg bis zum Wirtschaftswunder. „…zweitens als man denkt“ weiterlesen

Glossar: Von BSC bis VBCoM

Balanced Scorecard
Managementmodell der Wirtschaftswissenschaftler Norton und Kaplan (USA), das in vielen großen Unternehmen zur Steuerung und Erfolgskontrolle diverser Unternehmensfunktionen genutzt wird. Dabei setzen sich einzelne Mitarbeiter oder ganze Abteilungen konkrete Ziele; deren Einhaltung wird in einem Soll-Ist-Vergleich aus mehreren Blickwinkeln evaluiert (z. B. Finanz- und Kundensicht). Der Trend bei Scorecard-Nutzern geht dahin, die übergeordneten Ziele in einer »Strategy Map« festzulegen. Die Unternehmenskommunikation gehörte übrigens ursprünglich nicht zu den explizit angepeilten Einsatzgebieten.

Communication Control Cockpit (CCC)
Die »Focal Scorecard«-Lösung des Mainzer PR-Wissenschaftlers Professor Lothar Rolke stellt den Imagewert des Unternehmens und die Pflege seiner Reputation in den Mittelpunkt. Rolke strebt nicht die Maximierung einzelner Wertgrößen an, sondern die »Optimierung der Wertbeziehungen«. Hierzu setzt er die aggregierten Imagewerte bei den verschiedenen Stakeholdern ins Verhältnis zum EVA „Glossar: Von BSC bis VBCoM“ weiterlesen

Lasst Zahlen sprechen

Wie sich die Unternehmenskommunikation vorsichtig dem Controlling öffnet – und dabei verändert

Erbsenzähler waren den Kreativen schon immer verhasst, umgekehrt mokieren sich ernsthafte Zahlenmenschen seit jeher über die disziplinlosen Bohemiens.
In Unternehmen soll die traditionelle Antipathie keine Zukunft mehr haben: Die Ressorts Corporate Communications und Controlling, die oft wie die rechte und die linke Hand des Chefs erscheinen, müssten sich zusammenraufen, so will es die neue Doktrin. Kommunikation sei zu wichtig und zu teuer, um sich einer monetären Erfolgskontrolle zu entziehen. Über das Wie wird noch gestritten.
Die radikalste Idee: Die PR-Abteilung soll einen »Return on Communication« erwirtschaften – sich also wie ein Profit Center auf Euro und Cent an ihrem hochgerechneten Beitrag zu Rendite und Wertschöpfung messen lassen.

Wer glaubt, dass PR-Berater nichts lieber tun, als leicht verdauliche Geschichten über ihre Kunden in ausgewählten Medien zu platzieren, kennt vermutlich noch nicht die Abhandlungen, mit denen führende Köpfe der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) und des Gesamtverbandes Public Relations Agenturen (GPRA) in jüngster Zeit ihre Klientel in zunehmende Unruhe versetzen. Allein schon das Respekt gebietende Vokabular ist dazu angetan, jedes Vorurteil über die angeblich so oberflächliche PR-Szene auf der Stelle verdunsten zu lassen. Die Beiträge haben nichts von der Schwerelosigkeit flotter Pressetexte, eher gemahnen sie an den Lehrstoff eines betriebswirtschaftlichen Hauptseminars: „Lasst Zahlen sprechen“ weiterlesen