Heikle Mission

Sage niemand was gegen die gute alte Bundesbahn: 1992 investierte der Staatskonzern in einen hochmodernen, also computergesteuerten Container-Umschlagbahnhof, der die Münchner Innenstadt von viel Güterverkehr entlastete. Was alles dazugehörte, dieses Projekt ans Laufen zu bringen, steht in meinem Bericht für das WiWo-Ressort Technik+Innovation (erschienen in der Ausgabe 36/1992). Bebildert ist der Text übrigens – was bei der WiWo sehr selten vorkommt – mit einem Foto, das der schreibende Reporter selbst aufgenommen hat. 🙂

Containerumschlag München-Riem: Im Minutentakt

Die Bundesbahn testet ein neues Logistikkonzept. Schnelle Abfertigung soll mehr Fracht auf die Schiene locken.

Wenn irgendwann in diesem Spätsommer ein paar hochspezialisierte Informatiker vom hessischen Sulzbach an den Bodensee fahren, dann geht es ihnen nicht um einen harmlosen Segeltörn. Das Team hat eine heikle Mission zu erfüllen. Drei Tage haben die Experten Zeit, mit den fiesesten Tricks eine Software zum Absturz zu bringen, auf die die Deutsche Bundesbahn große Hoffnungen setzt: Das Terminal-Informationssystem, kurz TIS genannt, soll die Spediteure animieren, mehr Fracht auf die Schiene zu schicken.

Einsatzort der berufsmäßigen Hacker aus dem Taunus, die alle im Sold des Computerkonzerns Unisys Deutschland GmbH stehen, ist die Abteilung Planungsberatung der Dornier GmbH in Friedrichshafen. „Heikle Mission“ weiterlesen

AUFTRAGSFORSCHUNG: Innovation als Dienstleistung

„Forschung und Entwicklung“ war das Motto des highTech-Specials in der WiWo 31/1992, das – wie damals alle diese Specials – extern vom Münchner Redaktionsbüro „Editor Network“ produziert wurde. Dessen Inhaber waren die vormaligen Chefredakteure des Magazins highTech, Fritz Bräuninger und Manfred Hasenbeck – und das Netzwerk dieser Editoren waren wir, die früheren Redakteure und Autoren von highTech. Mein Beitrag zum Thema F&E: die Rolle der „Fraunhoferei“ in der industriellen Forschung.

WirtschaftsWoche 31/1992

 

Im Hintertreffen

Vielen Unternehmen reichen die eigenen F&E-Kapazitäten nicht aus. Selbst Weltkonzerne kaufen Kompetenz von außen.

Gemessen an dem elitären Image, das sein Imperium in weiten Teilen der Wirtschaft genießt, klingt Max Syrbes Selbsteinschätzung überraschend nüchtern. „Wir verstehen uns primär als Dienstleister, als ein Unternehmen, das sich nach der Nachfrage aus dem Markt ausrichtet“, reiht der Münchner Manager seinen bundesweit tätigen Konzern bescheiden zwischen Zeitarbeitsfirmen, Steuerkanzleien und Gebäudereinigern ein. Ganz so alltäglich ist dessen Serviceangebot freilich nicht: Syrbe ist Professor und Präsident der gemeinnützigen Fraunhofer-Gesellschaft (FhG). Die Produkte, die erunterdie Leute bringen will, heißen Technologie, Innovation und Fortschritt.

Die Tiefstapelei des FhG-Chefs entspringt keineswegs einem Hang zur Koketterie. Im Gegenteil: Der Forschungsmanager, Chef von 46 über ganz Deutschland verstreuten Instituten der verschiedensten Fachrichtungen, bemüht sich seit jeher, bei seiner Zielgruppe Berührungsängste abzubauen. Wenn die Geschäftsführer vieler kleiner Unternehmen angesichts der Namen prominenter Fraunhofer-Professoren wie Günter Spur, Hans-Jürgen Warnecke oder Ingolf Ruge immer noch in Ehrfurcht erstarren, ist das gewiß nicht Syrbes Absicht. Denn gerade für Mittelständler mit mageren Forschungs- und Entwicklungsetats, so sein Credo, sei die Nutzung externer Kapazitäten „überlebenswichtig“.

Eine große Auswahl an dafür geeigneten Instituten steht den kooperationswilligen Unternehmern in Deutschland allerdings nicht zur Verfügung. Die Fraunhoferei, wie der halbstaatliche technologische Gemischtwarenladen im internen Sprachgebrauch flapsig genannt wird, bietet ihren Kunden nämlich unter dem Strich so günstige Konditionen, daß sich privatwirtschaftlich organisierte Institute fast nur in Nischen etablieren konnten – etwa in der klinischen Pharmaforschung. „AUFTRAGSFORSCHUNG: Innovation als Dienstleistung“ weiterlesen

München 2 FJS: Zug um Zug

Liebe Berliner & Brandenbürger, es ist kaum 20 Jahre her, dass der Münchner Flughafen der Neuen Messe Platz machte und von Riem ins Erdinger Moos zog – womit die bayerische Landeshauptstadt den Ruf bekam, die erste Metropole zu sein, deren Airport nur aus der Luft zu erreichen ist. Dabei stimmte das gar nicht, auch andere Großflughäfen waren schon eine gefühlte Weltreise von der jeweiligen Innenstadt entfernt. Wie der Umzug seinerzeit über Nacht gelang, beschreibt dieser Bericht, der in der WiWo 17/1992 im Ressort Management+Karriere erschien. Übrigens: Ich selbst bin kurz vor dem Umzug von Riem aus in die USA geflogen und bei der Heimkehr in Erding gelandet. Hat alles wunderbar geklappt.

WirtschaftsWoche 17/1992
LOGISTIK: Fliegender Wechsel von Riem nach München 2

Zug um Zug

Die Umzugsplaner des neuen Franz-Josef-Strauß-Flughafens führen ein Lehrstück in Sachen Projektmanagement auf.

Samstagsabends um 19 Uhr, wenn im Fernsehen das Abendprogramm beginnt, geht auf den Autobahnen rund um München das Verkehrsaufkommen rapide zurück. Erst am Sonntag um elf, so belegt die Statistik, schwillt der Automobilstrom wieder auf sein durchschnittliches Maß an. Genau in diesen 16 verkehrsarmen Stunden will Kuno Kirchner mit dem Münchner Flughafen umziehen.

Zwar verlassen bereits am Montag vor der Eröffnung die ersten Lastwagen München-Riem in Richtung Erdinger Moos. Aber 500 „Fahrzeugbewegungen“ (Kirchner) können ausschließlich in der Nacht zum Sonntag. dem 17. Mai, stattfinden – diese Geräte und Fahrzeuge werden bis zuletzt am alten Platz gebraucht und müssen pünktlich beim ersten Start in München 2 wieder einsatzbereit sein. Abgesehen von den 280 Vorfeldbussen, Tankwagen und sonstigen für den öffentlichen Straßenverkehr nicht zugelassenen „Selbstfahrern“, die mit einer pauschalen Sondergenehmigung des bayerischen Innenministers auf die Strecke gehen, handelt es sich vorwiegend um straßenuntaugliche Spezialfahrzeuge. „München 2 FJS: Zug um Zug“ weiterlesen

Abrüstung: Bombige Sache

Ein weiteres Beispiel aus dem Themenfeld Umwelt und Abrüstung: Wie kann man nach dem Ende des Kalten Krieges die nutzlosen Atomwaffen unschädlich machen und daraus vielleicht gar noch einen Nutzen ziehen? 

Falls sich jemand über den spitzen Unterton gegen die Exponenten des rot-grünen Lagers wundert: Der kam erst während des redaktionellen Bearbeitungsprozesses in den Text.

Erschienen im Heft 16/1992 der WirtschaftsWoche im Ressort Technik+Innovation..


ABRÜSTUNG: Was tun mit dem Plutonium aus Atomwaffen?

Bombige Sache

Hunderte Tonnen Nuklearmaterial müssen vernichtet werden. Der technisch mögliche Einsatz in Reaktoren ist jedoch umstritten.

Auf das Stichwort Bombe reagierten die Exponenten der bundesdeutschen Nuklearwirtschaft schon immer sehr gereizt. Gar zu oft unterstellten ihnen Kernkraftgegner und Mitglieder von Friedensbewegungen, sie leisteten mit dem Bau ihrer Stromfabriken der Verbreitung von Atomwaffen-Technologie Vorschub.

Neuerdings finden sich die einst argwöhnisch beäugten Nuklearspezialisten in einer ganz anderen Rolle wieder: Im Zuge der Abrüstung sollen sie mit ihrem Know-how dazu beitragen, mit Uran und Plutonium bestückte Sprengköpfe unschädlich zu machen. Mit der an sich bestechenden Idee, den Bombenstoff in kommerziellen Reaktoren zur Stromerzeugung zu nutzen, „Abrüstung: Bombige Sache“ weiterlesen

MUNITIONSMÜLL: Politischer Zündstoff

Für das Ressort Technik+Innovation recherchierte ich 1992 diesen Beitrag. Er erschien, von Ressortleiter Wolfgang Kempkens gekürzt und um eigene Informationen angereichert, unter dem Titel „Granaten für Mikroben“. Hier aus urheberrechtlichen Gründen mein Manuskript in der ursprünglichen Fassung. Der gedruckte Beitrag ist im gebührenpflichtigen Archiv der WiWo abrufbar.

MUNITIONSMÜLL: Fürs Recycling nicht geschaffen

Politischer Zündstoff

Unter höchstem Zeitdruck suchen Entsorgungsfachleute umweltschonende Techniken für eine brisante neue Aufgabe: Die explosive Erbmasse des Kalten Kriegs muß schnellstens unschädlich gemacht werden.

Namen sind manchmal nicht Omen, sondern die reinste Ironie. So heißt der Ort, an dem unter heftigem Getöse ein großer Teil der unerwünschten Hinterlassenschaften der Nationalen Volksarmee (NVA) aus der Welt geschafft wird, ausgerechnet Vogelgesang. Hier wiederholt sich tagtäglich ein Feuerwerk der Superlative, das dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) gehörig gegen den Strich geht. Zentnerweise jagen die Mitarbeiter der 1991 gegründeten Entsorgungs-Betriebsgesellschaft mbH Vogelgesang (EBV) überflüssiges Pulver aus Bomben und Granaten in die Luft – und setzen dabei unter anderem „große Mengen an Stickoxiden“ frei, wie BUND-Rüstungsexperte Michael Mehnert entrüstet konstatiert.

Der Abrüstungsbetrieb EBV, untergebracht auf dem weitläufigen Gelände des ehemaligen NVA-Munitionslagers Elsnig bei Torgau an der Elbe, ist nur eine der Zielscheiben von Mehnerts Kritik. Die für das Entschärfen von Blindgängern zuständigen Bombenräumkommandos der Bundesländer stehen ebenso in der Schußlinie wie ein Betrieb im niedersächsischen Wendland – jener Region, deren Bewohner seit ihren Protesten gegen den Bau einer Atommüll-Lagerstätte in Gorleben einen gewissen Ruf der Aufmüpfigkeit genießen. „MUNITIONSMÜLL: Politischer Zündstoff“ weiterlesen