SZ.de kommentiert anonym

Wer hat's erfunden?

Im Web unter Pseudonym Kommentare abzugeben,  ist ja gang und gäbe bei Leuten, deren Mitteilungsbedürfnis stärker ausgeprägt ist als die Bereitschaft, zu ihrer Meinung auch zu stehen.

Ausgerechnet die Online-Ausgabe der Süddeutschen fügt dem jetzt den völlig anonymen Kommentar hinzu – etwas, was technisch nur der eigenen Redaktion möglich ist.

Worum geht’s? Um die Nachfolge von Wolf-Dieter Ring als Chef der BLM. Der oder die Urheberin ist darin so begeistert von seiner/ihrer an sich vernünftigen Idee, jemanden mit der Kompetenz und dem Auftreten einer Frauke Ancker an die Spitze der Landesmedienanstalt zu wählen, dass er/sie vergisst, dass die Gute seit ein paar Monaten im Ruhestand ist. Nun gut, Ring wird demnächst 70, ist also knapp vier Jahre älter als Ancker, die übermorgen 66 wird. Doch ihm hatte man – ähnlich wie dem früheren VG-Wort-Chef Ferdinand Melichar – den Vertrag verlängert, nachdem er den Job schon eine halbe Ewigkeit gemacht hatte. Die langjährige, oft unbequeme Medienrätin Ancker würde, so sie es denn machen wollte, aus einer kaum vergleichbaren Position starten, und selbst wenn ihre Kontrahenten im Medienrat über ihre Schatten sprängen, wäre spätestens 2015 Schluss.

Ohne die „Anckerin“ fragen zu können (sie ist derzeit im Urlaub) wage ich die Behauptung, dass sie über die sympathische Schnapsidee der SZ-Kollegen herzhaft lachen würde.

(Dank an Thomas Mrazek für den Hinweis.)

Eine Laudatio, wie man sie gern gehört hätte…

…hält Annette Ramelsberger in der heutigen SZ (offline, Leute-Seite im Bayernmünchenteil, S. 38 der Bayern-Ausgabe) auf die scheidende BJV-Geschäftsführerin Frauke Ancker.

Die Kollegin hatte sich am Montag den Redemarathon am Salvatorplatz angetan – und war von den Festrednern und -rednerinnen, wie sie in ihre eigene Girlande einflicht, heftig enttäuscht:

Der BJV-Vorsitzende Wolfgang Stöckel rief ihr nach, sie sei "preußisch", "manchmal unbequem" und "von entwaffnender Direktheit" gewesen. So richtig innig hörte sich das nicht an.

Man hätte ihr einen inspirierteren Abschied gewünscht. Nicht vier Pflichtreden. Nicht vier Funktionäre, die immer wieder das Gleiche sagen…

Man hätte ihr eine Veranstaltung gegönnt, die nicht den Charme eines Kleingärtner-Vereinsabends versprühte, bei der auch noch der letzte Würdenträger begrüßt wurde…

Unter Frauke Ancker ist der immer ein wenig bräsig daherkommende Verband eine schlagkräftige Kampforganisation geworden. Ob er das auch nach ihr bleibt, ist eine ganz andere Frage.

Diese Frage stellen sich einige im Verband in der Tat schon länger.

Um Himmels Willen: Ancker geht von Bord!

Wer den Namen Ancker trägt, kann sich vor Wortspielen kaum retten, vor allem wenn er/sie soviel mit uns, nun ja, Kreativen zu hat wie Frauke Ancker. Die langjährige Geschäftsführerin des Bayerischen Journalisten-Verbandes hat die Einfälle „ihrer“ Journalisten immer gut ertragen – egal, ob jemand, dem etwas nicht passte, vor Ancker ging oder ein Scherzkeks drohte, Ancker zu werfen. Ab August ist die Geschäftsstelle des BJV kein Anckerplatz mehr: Nach 35 Jahren legt die Oberbayerin mit niederländischem Migrationshintergrund ab und steuert in Richtung Privatleben.

Das Ancker-Lichten zelebrierte der Verband mit einem Empfang vor großer Kulisse, nämlich den Panoramafenstern im 3. Stock des Literaturhauses München, die der Theatinerkirche zugewandt sind. ARD-Zuschauern ist der Anblick auf das gelbe Gotteshaus vertraut: Die Location dient der TV-Produktionsfirma ndF seit Jahren als Set für Szenen im Büro der erzkatholischen Spekulantin und Fußballnärrin Dr. Dr. Elisabeth Reuter (Rosel Zech), Schwester Oberin des Ordens, dem das marode Kloster von Kaltenthal gehört, einer Kreisstadt, die wie Landshut aussieht und von der Amigo-Bürgermeister-Karikatur Wolfgang Wöller (Fritz Wepper) regiert wird.

Um Himmels Willen!, stoßseufzen passenderweise nun viele Weggefährten von Frauke Ancker, für die diese Frau nicht weniger war als der personifizierte BJV, quasi die Schwester Hanna der bayerischen Journalisten. „Um Himmels Willen: Ancker geht von Bord!“ weiterlesen