Hiob und das Happy-end

Die meisten »Hiobsbotschaften« sind eigentlich keine.

Die wohl gebräuchlichste Metapher für »schlechte Nachricht« im Deutschen heißt Hiobsbotschaft. Wie so viele Redewendungen geht sie auf Johann Wolfgang von Goethe zurück, dem die biblische Figur des Hiob (auch Ijob, Job) unter anderem als Inspiration für den »Faust« diente. Der »Prolog im Himmel«, in dem Mephisto seinen Plan darlegt, den Doktor Faust in Versuchung zu führen, spielt an auf eine Wette Satans mit Gott, er werde dem erfolgreichen Viehzüchter Hiob seine unerschütterliche Frömmigkeit schon austreiben (Altes Testament, Buch Hiob). Gott ist sicher, dass sich Hiob auch dann nicht von ihm abwenden werde, wenn es ihm schlecht gehe, und gibt Satan freie Hand, dem braven Mann die schlimmsten Schicksalsschläge anzutun, dann werde er schon sehen. Einzige Bedingung: Ihn selbst müsse er am Leben lassen. „Hiob und das Happy-end“ weiterlesen

Raus mit der Wahrheit

Der Sinn von Rhetorik-Kursen und Executive Coaching besteht nicht darin, glaubwürdiger lügen zu lernen, sondern unbequeme Tatsachen zu vermitteln, ohne sich Vertrauen zu verscherzen. Der Bedarf an Nachhilfe ist erheblich.

Für den Bundespräsidenten war das Doppeljubiläum an der Eberhard-Karls-Universität eine willkommene Gelegenheit, ein paar unwillkommene Wahrheiten loszuwerden. Zum Stichwort »500 Jahre Rhetorik in Tübingen, 30 Jahre Seminar für Allgemeine Rhetorik« fielen dem Staatsoberhaupt nämlich vor allem Defizite ein. Defizite, die seiner Ansicht nach weniger eklatant wären, würde die „älteste Kommunikationswissenschaft der Welt“ an hiesigen Hochschulen noch so gepflegt wie in England oder Frankreich. „Einerseits beschreiben wir uns selbst als Kommunikationsgesellschaft, andererseits sind immer weniger Menschen in der Lage, verständlich zu kommunizieren“, befand Roman Herzog – und verriet den Festgästen, für ihn sei es manchmal „geradezu eine Strafe“, deutschen Wissenschaftlern, Experten und Politikern bei ihren öffentlichen Äußerungen zuzuhören.

Herzogs geschliffene Brand-Festrede über „Rhetorik in der Demokratie“ stammt aus dem Jahr 1997, aber sie wäre kaum weniger treffend, wenn sie neueren Datums wäre und „Rhetorik im Wirtschaftsleben“ hieße. „Raus mit der Wahrheit“ weiterlesen