Fernsprecher

In Sachen Image gibt es für die EU – nicht nur – in Deutschland noch viel zu tun. Das weiß keiner besser als Harald Händel, Pressesprecher der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland. Seit drei Jahren bringt er den Journalisten und Bürgern hierzulande nahe, was im fernen Brüssel passiert. Kein einfacher Job, den Händel täglich als Schnittstelle zwischen Brüssel und Deutschland mit ausgefeilten Prozessen und journalistischem Gespür managt.

Anfang September trafen scharfe EU-Geschütze die Kommunikationsbranche. So zumindest las sich im Aufmacher der Fachzeitung „Horizont“, was EU-Kommissar Kyprianou offensichtlich beim Thema Alkoholwerbeverbot plane: „EU-Werbeverbotspläne für Alkohol torpedieren Markt.“ Starke Worte also – für Harald Händel aber täglich Brot. „Fernsprecher“ weiterlesen

Raus mit der Wahrheit

Der Sinn von Rhetorik-Kursen und Executive Coaching besteht nicht darin, glaubwürdiger lügen zu lernen, sondern unbequeme Tatsachen zu vermitteln, ohne sich Vertrauen zu verscherzen. Der Bedarf an Nachhilfe ist erheblich.

Für den Bundespräsidenten war das Doppeljubiläum an der Eberhard-Karls-Universität eine willkommene Gelegenheit, ein paar unwillkommene Wahrheiten loszuwerden. Zum Stichwort »500 Jahre Rhetorik in Tübingen, 30 Jahre Seminar für Allgemeine Rhetorik« fielen dem Staatsoberhaupt nämlich vor allem Defizite ein. Defizite, die seiner Ansicht nach weniger eklatant wären, würde die „älteste Kommunikationswissenschaft der Welt“ an hiesigen Hochschulen noch so gepflegt wie in England oder Frankreich. „Einerseits beschreiben wir uns selbst als Kommunikationsgesellschaft, andererseits sind immer weniger Menschen in der Lage, verständlich zu kommunizieren“, befand Roman Herzog – und verriet den Festgästen, für ihn sei es manchmal „geradezu eine Strafe“, deutschen Wissenschaftlern, Experten und Politikern bei ihren öffentlichen Äußerungen zuzuhören.

Herzogs geschliffene Brand-Festrede über „Rhetorik in der Demokratie“ stammt aus dem Jahr 1997, aber sie wäre kaum weniger treffend, wenn sie neueren Datums wäre und „Rhetorik im Wirtschaftsleben“ hieße. „Raus mit der Wahrheit“ weiterlesen

»Nicht nach jedem Stöckchen springen«

Werner W. Klingberg, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für Baden-Württemberg, über seine Erfahrungen aus der Zeit als Konzernsprecher

Wenn es ein Großunternehmen in Deutschland gibt, das immer und immer wieder in die Schusslinie der Kritiker gerät, ist es die Bahn. Teure Großprojekte, technische Pannen, verspätete Züge, komplizierte Tarife, bedrohte Jobs, der Dauerstreit um den Börsengang mit oder ohne Schienennetz: An Medienthemen mit negativem Vorzeichen bestand in den vergangenen Jahren wahrlich kein Mangel in dem staatseigenen Großbetrieb, dessen oberster Chef Hartmut Mehdorn zudem dafür bekannt ist, dass er keinen Konflikt scheut. Werner W. Klingberg, Konzernsprecher von 2002 bis 2006 und seit kurzem Bahnchef im Ländle, gewährte »Profile« Einblicke in die Arbeit eines Bahn-Kommunikators, der die »andere Seite« bestens kennt: Bevor er zur DB wechselte, war er selbst Jahrzehnte lang als Wirtschaftsjournalist tätig. Das Gespräch führten Theres Essmann und Ulf J. Froitzheim. „»Nicht nach jedem Stöckchen springen«“ weiterlesen

Glossar: Von BSC bis VBCoM

Balanced Scorecard
Managementmodell der Wirtschaftswissenschaftler Norton und Kaplan (USA), das in vielen großen Unternehmen zur Steuerung und Erfolgskontrolle diverser Unternehmensfunktionen genutzt wird. Dabei setzen sich einzelne Mitarbeiter oder ganze Abteilungen konkrete Ziele; deren Einhaltung wird in einem Soll-Ist-Vergleich aus mehreren Blickwinkeln evaluiert (z. B. Finanz- und Kundensicht). Der Trend bei Scorecard-Nutzern geht dahin, die übergeordneten Ziele in einer »Strategy Map« festzulegen. Die Unternehmenskommunikation gehörte übrigens ursprünglich nicht zu den explizit angepeilten Einsatzgebieten.

Communication Control Cockpit (CCC)
Die »Focal Scorecard«-Lösung des Mainzer PR-Wissenschaftlers Professor Lothar Rolke stellt den Imagewert des Unternehmens und die Pflege seiner Reputation in den Mittelpunkt. Rolke strebt nicht die Maximierung einzelner Wertgrößen an, sondern die »Optimierung der Wertbeziehungen«. Hierzu setzt er die aggregierten Imagewerte bei den verschiedenen Stakeholdern ins Verhältnis zum EVA „Glossar: Von BSC bis VBCoM“ weiterlesen

Lasst Zahlen sprechen

Wie sich die Unternehmenskommunikation vorsichtig dem Controlling öffnet – und dabei verändert

Erbsenzähler waren den Kreativen schon immer verhasst, umgekehrt mokieren sich ernsthafte Zahlenmenschen seit jeher über die disziplinlosen Bohemiens.
In Unternehmen soll die traditionelle Antipathie keine Zukunft mehr haben: Die Ressorts Corporate Communications und Controlling, die oft wie die rechte und die linke Hand des Chefs erscheinen, müssten sich zusammenraufen, so will es die neue Doktrin. Kommunikation sei zu wichtig und zu teuer, um sich einer monetären Erfolgskontrolle zu entziehen. Über das Wie wird noch gestritten.
Die radikalste Idee: Die PR-Abteilung soll einen »Return on Communication« erwirtschaften – sich also wie ein Profit Center auf Euro und Cent an ihrem hochgerechneten Beitrag zu Rendite und Wertschöpfung messen lassen.

Wer glaubt, dass PR-Berater nichts lieber tun, als leicht verdauliche Geschichten über ihre Kunden in ausgewählten Medien zu platzieren, kennt vermutlich noch nicht die Abhandlungen, mit denen führende Köpfe der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) und des Gesamtverbandes Public Relations Agenturen (GPRA) in jüngster Zeit ihre Klientel in zunehmende Unruhe versetzen. Allein schon das Respekt gebietende Vokabular ist dazu angetan, jedes Vorurteil über die angeblich so oberflächliche PR-Szene auf der Stelle verdunsten zu lassen. Die Beiträge haben nichts von der Schwerelosigkeit flotter Pressetexte, eher gemahnen sie an den Lehrstoff eines betriebswirtschaftlichen Hauptseminars: „Lasst Zahlen sprechen“ weiterlesen