Nette Post von Uschi Doppel-Name

Lieber André Zalbertus,

es ist schon interessant, was man heute für e-Post bekommt, wenn man bei Kollegenblogs seine Meinung samt Homepage-Link hinterlässt. Vorige Tage meldete sich eine mir fremde Dame namens Uschi – offenbar ein etwas älteres Semester, denn Doppel-Namen à la Kruse-Sonstwas sind ja, wie man hört, sowas von out – und flamete mir eine kostenlose ferndiagnostische Psychoanalyse in die Mailbox: „Nette Post von Uschi Doppel-Name“ weiterlesen

DFJV AG findet „dröge Hauspostille“ 250.000 Euro Strafgeld wert

Der „Fachjournalist“ ist – wer ihn je gelesen hat, weiß das – die überaus langweilige, journalistisch recht unprofessionell aufgemachte Kundenzeitschrift der DFJV Deutscher Fachjournalisten-Verband AG, also einer Kapitalgesellschaft, die von sich behauptet, ein Berufsverband zu sein. Wenn man eine kurze, knackige Formulierung für „überaus langweilige, journalistisch recht unprofessionell aufgemachte Kundenzeitschrift“ sucht, bietet sich die „dröge Hauspostille “ förmlich an. Das bringt zwar weniger Zeilengeld, liest sich aber besser. Es war gewiss keine nette Meinungsäußerung, die hätte das Printobjekt auch nicht verdient. Wäre hingegen eine Schmähkritik mein Ansinnen gewesen, so hätte ich eher zu Invektiven wie „Leser verachtendes Kasbladl“,  „druckfrisches Altpapier“ oder knapp „Totholz“ gegriffen.

Ich weiß nicht, ob ich mir irgendeine dieser Formulierungen künftig überhaupt noch leisten kann – egal wie kurz oder lang. Denn das besagte, ziemlich profitable Unternehmen hat einen jungen Diplom-Juristen aus Norderstedt mandatiert, mich zur Abgabe einer „Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung“ zu motivieren, die es mir bei Meidung einer Vertragsstrafe von einer Viertelmillion Euronen (in Zahlen: 250.000,00 €) unter vielem anderen verbieten würde, „DFJV AG findet „dröge Hauspostille“ 250.000 Euro Strafgeld wert“ weiterlesen

DFJV: Verbandsimitat aus der Retorte

aus: BJVreport 4/2009

Aktiengesellschaft baut perfekte Kulisse im Look eines Journalistenverbandes

 

Als es vor drei Jahren darum ging, wer künftig offiziell Presseausweise ausgeben darf, riefen zwei Außenseiter-Vereine, deren Chefs niemand kannte, lauthals „wir!“: der Deutsche Presseverband (DPV) und der Deutsche Fachjournalisten-Verband (DFJV). Die Folge war zwar keine amtliche Weihe ihrer Plastikkärtchen, sondern die komplette Deregulierung des „Markts“ für Presseausweise. Geschadet hat diese Abwertung des einstmals exklusiven Dokuments den ins Geschäft drängenden Kaufleuten nicht, die Nachfrage nach den vermeintlichen Türöffnern und Rabatthelfern floriert. 

Über den Hamburger DPV berichtete der BJVreport in Heft 3/2009. Hier folgt die nicht minder irritierende Erfolgsgeschichte seiner Berliner Rivalin, einer Aktiengesellschaft.

So kann man sich irren. Axel Milberg ein Schauspieler? Der Krimimann hat als Kultur-Fachjournalist einen „deutschen Presseausweis“, begehrt damit freien Eintritt in Wien und weint sich in Thorsten Ottos Mikro aus, weil sein Geschnorre nicht auf Gegenliebe stößt. Bayern3 Die Euro-Liberale Silvana Koch-Mehrin und die Hausfrauenrevolutionärin Marie-Theres Kroetz-Relin entpuppen sich als Politik-Fachjournalistinnen, Ex-Pfanni-Konsul Otto „Otec“ Eckart als Wirtschafts-Fachjournalist. Ballermann-Vermarkterin Annette Engelhardt kapriziert sich im Fachjournalisten-Textportal auf Justiz-, Kultur- und IT-Themen.

Fachjournalismus, Fachrichtung Tourismus-PR

Schlagerproduzentin Claudia Kohde-Kilsch offeriert dort Centrecourt-Memoiren; dafür hat sie sogar eine Fachjournalisten-Fernschule absolviert. „DFJV: Verbandsimitat aus der Retorte“ weiterlesen

Die geheimen Geschäfte des Vespisto

aus: BJVreport 4/2009

Wer steckt hinter dem „Journalistenzentrum Deutschland“? Eine Spurensuche.

Die Infobriefe kommen aus Hamburg, Absender ist das Journalistenzentrum Deutschland e.V., eine Art Ein-Mann-Dachverband. Er wirbt für Presseausweise, Kreditkarten, Versicherungen, Weiterbildung – genauer: für die Offerten des DPV (Deutscher Presse-Verband) und seines Klons bdfj (Bundesvereinigung der Fachjournalisten). Der Kaufmann, der diese und weitere Vereine hochgezogen hat, lässt sich nicht in die Karten schauen. Selbst seinen Namen verrät er nicht jedem: Christian Zarm.

Makler rühmen die Lagunensiedlung Carolands als bestgehüteten Geheimtip von Bonita Springs. Zur Grundausstattung gehören Palmen vor dem Haus und Bootsstege dahinter. In Minuten sind die Freizeit-Skipper im Golf von Mexiko. Eine typische Villa mit Pool im Wintergarten kostet trotz Rezession noch 1.999.995 Dollar.

Rückzüge in dieses Bilderbuch-Millionärsghetto in Südwestflorida kann sich Christian Zarm (43) seit 1997 erlauben. Damals bekam der Hamburger Kaufmann von der 83-jährigen Charlotte Parge-Zarm einen Bungalow in herrlicher Lage überschrieben. Später wertete der mutmaßliche Enkel Omas Ferienhaus durch ein Obergeschoss auf.

Nicht nur die US-Immobilie deutet darauf hin, dass Zarm – der Journalist sein will, aber noch nie durch Ehrgeiz auffiel, sich als Schreiber einen Namen zu machen – ein privilegiertes Leben führt. Wie es aussieht, lässt der Vespa-Freak gern mal alles stehen und liegen, um ganze Kontinente auf alten Motorrollern zu durchqueren – inkognito mit einem Vereinskameraden. „Die geheimen Geschäfte des Vespisto“ weiterlesen

Neulich im Tragikomödienstadl

Es ist einfach nur traurig, was Hass aus Menschen macht: Die einen erfinden und streuen bösartige Gerüchte über ihre Feinde. Die anderen denken sich Verbalinjurien aus. Dritte entwickeln sich zu Prozesshanseln, die wegen jeder Petitesse vor Gericht ziehen — zum Beispiel um sich von dem Verdacht reinzuwaschen, sie hätten ihre Gedanken auf mädchenhaft roséfarbenem Papier ausgedruckt, obwohl nachweislich andere schuldig waren an dem für jeden aufrechten Macho unerträglichen Fauxpas. Manchen Typen reicht eines dieser drei Werkzeuge nicht: Sie wechseln nach gusto zwischen Ehrabschneiderei, Mobbing und Hanseltum. Andere niederzumachen, wird ihnen zum Lebensinhalt, das Internet zum Lebensraum, die Camouflage zur Lebensart. Gegen ihre so miesen wie billigen Tricks hilft kein Reputation Defender.

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