60 Jahre und kein bisschen weise
1949, vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, erlebte Deutschland eine Gründungswelle. Nicht nur die Bundesrepublik feierte daher dieses Jahr ihr 60-jähriges Bestehen, sondern auch eine ganze Reihe von gesellschaftlich mehr oder minder relevanten Institutionen und Organisationen – und unter ihnen auch die Deutsche Journalistenschule und der Deutsche Journalisten-Verband, kurz: DJS und DJV.
Welch ein Kontrast: Das DJS-Jubiläum war ein rauschendes Sommerfest im Münchner Prinzregententheater, die Festrede zelebrierte Angela Merkel höchstselbst mit sichtlichem Vergnügen, abends conferencierte Günther Jauch die Tombola. Die Fete war eigentümlich heiter, wenn man bedenkt, welche Berufsaussichten die Absolventen von heute haben.
Der DJV dagegen beging seinen Geburtstag, einen Monat verfrüht, im grauen November, und der Rest vom Fest passte zur Jahreszeit: Unprätentiöser Jubelakt Jubiläumsakt im Kongresstrakt einer städtebaulichen Missgeburt anonymen 90er-Jahre-Bettenburg in Neukölln, deren Adresse "Sonnenallee" der einzige Farbtupfer war – und mit dem für Kulturgedöns fragen zuständigen Staatsminister Bernd Neumann (einem jener Politiker, die man nur unter Androhung von Waffengewalt lächelnd aufs Foto bekommt) als Gesandtem der Obrigkeit. „60 Jahre und kein bisschen weise“ weiterlesen