Dem „Sicherheitsrisiko Magnetstreifen“ (auf der ec- oder Maestro-Card) widmet sich der SZ-Wirtschaftsteil heute. Gute Idee eigentlich. Technisch hat der Kollege aber den Überblick verloren. So lässt er sich darüber aus, dass die Zahlung per Geheimzahl an der Kasse „sicher“ gegen Skimming sei, weil dies über den Chip der Karte funktioniere. Das Problem für den Kartenbesitzer sind aber gar nicht die Kassen (dabei geht es ausschließlich um Sicherheit für den Händler), sondern die Karten selbst. Jede Karte, auch die mit Chip, hat nun mal zusätzlich auch den Magnetstreifen drauf. Und der hat alle Daten drauf, die der Gangster braucht. „Verwirrt von PIN, Chip & Magnet“ weiterlesen
Groupon & die New-Economy-Blase 2.0
Ja, ich habe mich mal bei Groupon registriert, diesem Online-Laden für Schnäppchenjäger, über den jetzt alle schreiben, weil er so furchtbar wertvoll sein soll. Natürlich habe das nicht getan, weil ich meine, mich mit anderen Schnäppchenjägern sozialvernetzen zu müssen, sondern weil ich über die digitale Wirtschaft schreibe…
…und daher vieles teste, auch wenn ich es nicht überzeugend oder das Geschäftsmodell nicht plausibel finde.
Ich war jedenfalls froh, als ich mich wieder abmelden konnte vom Verteiler dieser konsumterroristischen Pseudo-Verbrauchervereinigung. Nichts, aber rein gar nichts von den Produkten oder Dienstleistungen, die mir in gnadenlosem Stakkato mit angeblich höchster Dringlichkeit (verpasse bloß nie wieder was!) ins ePostfach geballert wurden, hatte meine Aufmerksamkeit verdient. So gab es natürlich kein iPad mit 50 Prozent Gruppenrabatt, „Groupon & die New-Economy-Blase 2.0“ weiterlesen
Inaktuelle Ministerin
Das Handelsblatt berichtet über Reaktionen auf den NDR-Film von Christoph Lütgert über Ex-AWD-Chef Carsten Maschmeyer und schreibt:
Die aktuelle Familienministerin Kristina Köhler lässt sich von seinem Unternehmen beraten.
Aktuell? Wann? Was? Wie? Die vor Lütgert Reißaus nehmende Ministerin Köhler heißt seit elf Monaten Schröder. Und weder als Köhler noch als Schröder hat sie sich von AWD beraten lassen – sondern von Bert Rürup, Mitgründer der Maschmeyer Rürup AG. „Inaktuelle Ministerin“ weiterlesen
Technokratische Nachrichtenverwalter
Bernd Ziesemer war mal Chefredakteur des Handelsblattes, dann ging er zur Hamburger Ganske-Gruppe. Jetzt hat der Ex, der sich hauptberuflich nun mit Firmenheften befasst, ein Gastspiel bei seinem früheren Blatt gegeben – mit einer Rezension des Romans „Die Unperfekten“ von Tom Rachman. Unter der Headline „Tod einer Zeitung“ beschreibt Ziesemer das Werk als…
…kritische Schilderung eines schleichenden Niedergangs, der fälschlicherweise mit dem Wort „Medienkrise“ beschrieben wird, obwohl es im Kern um etwas anderes geht: um die Verdrängung der journalistischen Leidenschaft durch die technokratische Verwaltung von Nachrichten.
Ich weiß nicht, ob man den Roman gelesen haben sollte. Über das obige Zitat sollten jedenfalls einige Medienmacher mal nachdenken.
Bürokratie liebevoll nachempfunden
Heute ist es ganz normal, Computer über analoge Alltagsmetaphern zu bedienen. Apple hat es vorgemacht – denkt man. Allerdings waren deutsche Informatiker aus dem Behördenmilieu bereits Anfang der 1990er Jahre auf solche Ideen gekommen: Sie digitalisierten… die Umlaufmappe. So konnte der ganz normale Bürokratenwahnsinn mit sieben Unterschriften und drei Durchschlägen naturgetreu in Software abgebildet werden. Ein Seitenhieb hierauf ist hier zu lesen..
Im selben Special erschien ein sachlicheres Stück über das, was damals in Sachen Büroautomatisierung als „Großer Wurf“ galt. Computer-Telefonie-Integration per ISDN. Papierloses Büro. Heute, da wir ganz andere Würfe gewohnt sind, lächeln wir milde über solche Einschätzungen.
Zur Ehrenrettung der Programmierer sei aber darauf hingewiesen, dass die Idee, sich vor dem Schreiben von Verwaltungssoftware erst einmal Gedanken über die Sinnhaftigkeit und Effizienz der bestehenden Arbeitsabläufe zu machen, damals noch lange nicht Allgemeingut war. Sie setzte sich erst ein paar Jahre später durch, dafür umso nachhaltiger. Workflow Management und Business Process Optimization sind heute nicht nur etablierte Standardwerkzeuge der Betriebswirte. Die Geschäftsprozesse flutschen nur so dank flotter Software, die selbst eine globale Finanzkrise – wie sagen doch die IT-Profis – perfekt „unterstützt“.
Beide Texte waren Teil des WiWo-Specials im Heft 43/1992, das zur Münchener Computermesse Systems erschien. À proposgroße Würfe: Sie finden diesen Text endlos? Ich auch. Aber wir Autoren durften nicht nur weit ausholen, so als schrieben wir Bücher. Wir mussten. Es gab jede Menge Inserate, also auch jede Menge Zwischenraum, den die Redaktionen zu füllen hatten. Ich hatte einen eh schon langen Aufmacher geschrieben, der Redaktion stand noch nicht genug drin; sie fügte noch Passagen eines Kollegen ein. Am Ende erschien eine 100-Seiten-Strecke zu einer Messe, an die sich heute kaum mehr einer erinnert.
Ach, wie nostalgisch.