Die eigene EDV wird vielen Unternehmen zum Klotz am Bein. Gefragt ist preiswerter Außer-Haus-Service. Jetzt rangeln Dienstleister wie debis mit Computerherstellern wie IBM und Digital um Vorzeigeaufträge. Der Kunde profitiert.
Wenn am 16. Oktober um 18 Uhr die Wahllokale schließen, geht im Städtchen Kamenz, 35 Kilometer nordöstlich von Dresden, die Arbeit los. Im Rechenzentrum des Statistischen Landesamtes werden die Ergebnisse aus den sächsischen Stimmkreisen erfaßt und für die Medien aufbereitet. Das Ungewöhnliche daran: Das komplette Computernetz gehört nicht dem Freistaat Sachsen, sondern der VW-Gedas GmbH.
Die Berliner Volkswagen-Tochter, die auch die Informationstechnik der Golf-Fabrik in Mosel bei Zwickau unter ihren Fittichen hat, steht den Beamten für das Funktionieren der gesamten Hard- und Software gerade – und für das amtliche Endergebnis der Bundestagswahl. Erkundigt sich eine Bank bei der Schufa „Outsourcing: Informatik aus der Steckdose“ weiterlesen
Traditionell gestaltete Gebäude sind nicht mehr gefragt. Neue Konzepte mit üppigen Gemeinschaftsräumen fördern die Kommunikation und sparen dennoch Platz.
Wir kennen es alle: langer Korridor in der Mitte, links und rechts Einzel- oder Doppelzimmer. „Die Büros von heute sind meist von gestern“, so der Münchner Architekt Wolfram Fuchs, „hierarchisch, unbeweglich, unwirtschaftlich.“ Der Teilhaber der Congena Gesellschaft für Planung, Training und Organisation GmbH in München trifft meist auf überforderte Makler, wenn er für Klienten maßgeschneiderte Büroräume anmieten will. Nicht vertraut mit innovativen Ideen – etwa dem skandinavischen Kombibüro, bei dem großzügige Gemeinschaftsflächen von kleinen, raumhoch verglasten Einzelzellen umgeben sind – böten die Vermittler „teilweise wahllos“ ungeeignete Objekte an. Hätten sie endlich kapiert, was gewünscht wird, müßten sie mangels Masse meist passen.
Dieter Lorenz, Professor für Arbeitswissenschaft und Betriebslehre an der Fachhochschule Gießen, findet die gängigen Bürozellengebäude schlicht kommunikationsfeindlich. Sie böten „kaum eine Chance, neue Konzepte zu realisieren“.
Immer mehr Unternehmen sehen das offenbar ähnlich. Bauen sie neu, versuchen sie, ihre Gebäude als Katalysatoren für den betriebsinternen Gedankenaustausch zu gestalten. Seit die Kommunikationswissenschaft festgestellt hat, daß einem die besten Einfälle kaum im stillen Kämmerlein kommen, sondern eher beim Dialog mit anderen, gilt der Plausch unter Kollegen nicht mehr als vertane Arbeitszeit. Im Gegenteil, er wird sogar gefördert – durch einladende Sitzgruppen oder Espressobars. „Kommunikation“, definiert der Münchner Architekt Gunter Henn das neue Zauberwort der Baumeister, „ist der Austausch von Informationen, von denen man vorher nicht wußte, daß es sie gibt.“
Um dieses Potential zu erschließen, inszenierte Henn schon 1990 im Forschungs- und Ingenieurzentrum der BMW AG einen „geistigen Materialfluß“: Die an der Autoentwicklung beteiligten Arbeitsgruppen wurden so über das Gebäude verteilt, daß gerade diejenigen sich besonders oft über den Weg laufen, die sonst zu wenig miteinander reden. Wo er den Hebel ansetzen muß, ermittelt Henn anhand von Kommunikationszählungen, die per Computer visualisiert werden. Das Exempel BMW macht Schule: Inzwischen läuft eine Kommunikationszählung bei der Volkswagen AG in Wolfsburg.
Während die Unternehmen bereits umdenken, betonieren Deutschlands Baulöwen unbeirrt am Bedarf vorbei – ein Phänomen, das der Praktiker Fuchs auf Betriebsblindheit zurückführt: „Jahrzehntelang konnten die bauen, was sie wollten, die Makler brauchten nur das knappe Angebot zu verteilen.“ So manche der phantasielos hochgezogenen Büroburgen wird daher wohl bald zur Investitionsruine werden, denn auch als Mieter werden die Unternehmen wählerischer. Immer öfter stellen sie Ansprüche, die ein Objekt nach Baumuster 08/15 nicht erfüllen kann. Als das Freiburger Medizintechnikunternehmen PPG Hellige vor drei Jahren seinen Plan umsetzen wollte, zehn Geschäftsstellen als Kombibüros einzurichten, bekamen die Vermieter den Zuschlag, die bereit waren, ihre Baupläne zu ändern oder bereits bestehende Räume entsprechend umzubauen. Solche Arbeiten können die Mieteinnahmen von mehreren Jahren verschlingen: Experten veranschlagen für neue Zwischenwände und Installationen bis zu 1000 Mark pro Quadratmeter.
Die wohl gefährlichste Entwicklung für Immobilieninvestoren liegt allerdings darin, daß viele Finanzvorstände sündhaft teure Innenstadtquadratmeter nicht mehr hinnehmen wollen. Als besonders unproduktive Flächen haben die Kostenrechner die endlosen Flure konventioneller Bürohäuser entlarvt, auf denen aus Brandschutzgründen nicht einmal ein Fotokopierer stehen darf. Auch die geringe zeitliche Nutzung der Schreibstuben ist den Sparkommissaren ein Dorn im Auge – übers Jahr gerechnet, ist der Bürostuhl selbst bei reinen Innendienstjobs zu mehr als 80 Prozent der Zeit unbesetzt. Damit steigt zwangsläufig das Interesse an Alternativen: Fast alle neuen Raumnutzungskonzepte haben einen geringeren Platzbedarf als die konventionelle Lösung.
Flächenökonomie war auch die Triebfeder für den Umbau eines Gebäudes, das zuvor an IBM vermietet war. Derzeit wird es von Josef Schörghubers KG Bayerische Hausbau GmbH & Co. in München mit einem neuen Innenleben versehen, weil der neue Mieter die vorhandene Struktur mit Mittelkorridoren und Zellenbüros nicht akzeptierte. Er wünschte Kombibüros, bei denen großzügige Gemeinschaftsflächen von kleinen, verglasten Einzelabteilen umgeben sind, in die sich zurückziehen kann, wer konzentriert arbeiten muß. Bei der ursprünglichen Raumaufteilung hätte der neue Mieter pro Arbeitsplatz 24,1 Bruttoquadratmeter verbraucht. Nach dem Umbau genügen 19,2 Quadratmeter pro Kopf.
Nicht nur die Kaufleute freuen sich, auch die Belegschaft profitiert. Trotz der dichteren Belegung erhalten zwei von drei Beschäftigten ein Einzelbüro – ein größerer Anteil als früher.
Der besondere Reiz des verglasten Kombiabteils besteht in seiner Transparenz zur zentralen Gemeinschaftsfläche hin. Selbst wenn die Tür zu ist – was nach Aussagen von Kombibüro-Insassen nur selten vorkommt – , ist niemand isoliert. Außerdem dringt durch die Scheiben angenehmes Tageslicht in den Innenbereich. Womit dieser Zwischenraum gefüllt wird, bleibt der Phantasie des Managements überlassen, sofern es nur Kollegen zusammenführt: mit gemütlichen Sitzgruppen, Handbibliotheken, Konferenztischen, Bistros oder Poststationen mit Fax und Drucker. Manche Mitarbeiter schätzen den großen Durchblick jedoch nicht. „Die haben Angst, ständig überwacht zu werden“, weiß Fuchs.
Doch der Wandel der Bürolandschaft ist nicht aufzuhalten. Während das in Skandinavien schon seit vielen Jahren bekannte Kombibüro in Deutschland erst jetzt allmählich angenommen wird, sind die Schweden schon wieder einen Schritt weiter: Im Stockholmer Distrikt Sundbyberg testen die Elektronikfirmen Ericsson Radio Systems und Digital Equipment ein sogenanntes Lean Office, bei dem die Mitarbeiter keinen eigenen Schreibtisch mehr haben, sondern nur noch einen persönlichen Container. Wie im Hotel wird bei Bedarf ein Raum gebucht. Das reduziert den Flächenbedarf von Abteilungen, deren Mitarbeiter viel unterwegs sind, glatt um die Hälfte.
Die erste Euphorie über Fuzzy Logic und Neuronale Netze ist verflogen. Jetzt müssen sich die neuen Softwarekonzepte am Markt bewähren. Allerdings läuft der Transfer von der Theorie in die Praxis nur schleppend an. Dabei lassen sich mit den unkonventionellen Technologien trefflich Kosten senken.
Seine Waschmaschinen sind Rainer Stammingers ganzer Stolz. An erster Stelle steht bei ihm der „Öko-Lavamat 6953“, dessen neuartige elektronische Regelung seit vorigem Jahr neue Maßstäbe für geringen Wasser- und Stromverbrauch setzt. Inzwischen kann Stamminger, Entwicklungschef für Waschautomaten und Geschirrspüler bei der AEG Hausgeräte AG in Nürnberg, schon auf 40 Modellvarianten der umweltfreundlichen Generation verweisen. Die Jahresproduktion liegt bei stattlichen 70.000 Stück.
Damit ist die AEG deutscher Vorreiter beim Einsatz der Fuzzy Logic, einer jener „intelligenten“ Softwaretechniken, die seit Anfang der 90er Jahre das traditionelle Weltbild der Informatiker in Frage stellen. Im Gegensatz zur messerscharfen Präzision normaler Computer folgt die „unscharfe“ Logik einem pragmatischen Prinzip der Biologie – nämlich gerade soviel Genauigkeit zu verlangen, wie für ein akzeptables Ergebnis erforderlich ist. „Fuzzy Logic – Viel Geduld und Spucke“ weiterlesen
Beim Kampf um Marktanteile kennen die PC-Produzenten keine Tabus mehr. Mit jedem sich bietenden Vertriebsweg wird experimentiert. Die Kunden haben die Qual.
Es war immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. Jetzt nicht mehr. Zumindest für den, der einen Computer will. Denn die klassische Luxusmarke Apple gibt sich überhaupt nicht mehr elitär.
Schuld daran ist Michael H. Spindler. Seit der bullige Berliner (Spitzname: „Diesel“) im Sommer 1993 John Sculley als Apple-Chef abgelöst hat, zählt nur noch Masse. Macintosh-Modelle gehören seit Monaten zum Sortiment der Billigkette Escom Office, sind bald in Filialen des Metro-Ablegers Media Markt/Saturn-Hansa erhältlich und werden sogar im neuen Quelle-Katalog angepriesen.
Nicht nur das Apple-Management sagt der Exklusivität adieu. Hardware von Compaq oder IBM steht neuerdings fast überall im Regal, wo es Computer gibt – auch bei Vobis, Saturn-Hansa und Allkauf. „Wir können dem Kunden nicht vorschreiben, wo er unsere Produkte kaufen soll“, erklärt Peter Scholtes, Marketingleiter des IBM-Geschäftsbereichs Personal Systems (PS) in Stuttgart, „wir müssen da sein, wo die Leute uns wollen.“ Deshalb legte der EDV-Riese im vergangenen Herbst eigens für die deutschen Media-Märkte die Baureihe PS/1000 auf. Und Compaq-Chef Eckhard Pfeiffer zielt mit dem „Presario“-Label auf preisbewußte Käuferschichten und hohe Stückzahlen.
Das Chaos auf dem PC-Markt könnte größer nicht sein als im Vorfeld der CeBIT 1994: Während die Discounter mit hausgemachten Designer- und Premium-Marken ihre Rendite zu steigern versuchen, fluten traditionelle Computerproduzenten alle erreichbaren Absatzkanäle gleichzeitig. Aus Angst, weitere Marktanteile an die No-Names zu verlieren, liefern sie gar Ware für schrille Lockvogelangebote.
IBM-Flop mit Billig-Sbop
Bei den brachialen Schaukämpfen, Monat für Monat über eine Sintflut von Zeitungsbeilagen ausgetragen, halten sich die Preis-Boxer jedoch mit verbalen K.o.-Schlägen auffallend zurück. Keiner der Rivalen weiß, welchen Gegner er eines Tages als Verbündeten brauchen wird. So läßt sich Deutschlands PC-König Theo Lieven, Chef der Vobis Microcomputer AG in Würselen bei Aachen, um nichts in der Welt zu Spott über IBM hinreißen.
Auch nicht über den Pilotladen „Ambra – Computers 4 U“, mit dem ihn IBM-Topmanager Erwin Staudt 1993 herausgefordert hatte. „Wir werden bei den Preisen mitziehen“, drohte Staudt damals vor Branchengrößen auf der Konferenz PC trends ’94, „bis keiner am Markt mehr Lust hat, diese Spinnereien mitzumachen.“ Indes: Der als No-Name getarnte IBM-Shop – provozierend nah am Aachener Vobis-Stammhaus gelegen – fand so wenig Kunden, daß der Konzern den Aufbau einer deutschen Ambra-Kette kleinlaut von der Tagesordnung strich.
Theo Lievens diplomatische Zurückhaltung (“Da kann ich nix zu sagen“) könnte sich bald als klug erweisen. Werner Senger, stellvertretender Geschäftsführer des Bundesverbandes Büro- und Informationssysteme e. V. (BVB) in Bad Homburg, sieht nämlich angesichts dahinschmelzender Preisvorteile bereits die „Gefahr für die No-Names, daß der Konsument wieder ein Markengerät nimmt“ – was für Mitgliedsfirmen des BVB (wie IBM) eine erfreuliche Entwicklung wäre.
Lieven, der dieses „Worst-Case“-Szenario sehr ernst nimmt, hat dafür längst Notfallpläne auf der Festplatte. Deshalb finden Vobis-Kunden heute schon in allen Filialen eine kleine Auswahl gängiger Compaq-Modelle.
In den „Superstores“ der Kette in Berlin und Bielefeld sowie am Firmensitz in Würselen ist die Auswahl an Markencomputern reichhaltiger: Sie umfaßt neben Macintosh-Varianten von Apple und Notebooks von Toshiba sogar Geräte des texanischen Herstellers Dell, der sein angestammtes Direktmarketing damit um die Einzelhandelsschiene ergänzt.
Verkehrte Welt: Während Dell-Chef Nick Pike so die Stagnation im Versandgeschäft wettmachen will, experimentiert die Konkurrenz mit eigenen Mail-Order-Abteilungen. Ob IBM oder Vobis, Escom oder Digital Equipment – die Bestellung über Telefon, Fax oder Bildschirmtext soll zusätzliche Stückzahlen bringen, ohne große Kosten zu verursachen.
Ob dieser Vertriebsweg jemals mehr wird als ein Mitnahmegeschäft – bei Vobis und Escom jeweils deutlich unter fünf Prozent vom Umsatz -, wissen auch Insider nicht. Die deutsche IBM zumindest erwartet einiges von ihrer neuen Direktvertriebs-Tochter im hessischen Nieder-Roden: Dort regiert Kevin Moore, ein Mann mit Dell-Erfahrung.
“Es gibt kaum Hersteller, die eine Vertriebsform aussparen“, mokiert sich Fritz Jagoda, Geschäftsführer der Eschborner Unternehmensberatung Diebold Deutschland GmbH. BVB-Vize Senger hingegen verteidigt den mehrgleisigen Vertrieb mit Marktzwängen: „Den richtigen Weg gibt es nicht.“ In einer Befragungsaktion will sein Verband jetzt erstmals ermitteln, welcher Vertriebsweg welchen Kundenkreis am besten anspricht.
Wenige PC-Manager gestehen ihre Unsicherheit offen ein wie Werner Sülzer. Der Chef der deutschen Olivetti-Tochter in Frankfurt hält es für „sehr schwierig, das Verbraucherverhalten zu antizipieren“. Zu seinem Distributionsmix gehört auch Escom, doch auf keinen Fall will er auf jene Vertriebspartner verzichten, die den PC-Markt in den 80er Jahren aufgebaut haben: „Ich sehe momentan bei einigen Herstellern den fast manischen Drang, die Fachhändler, die man früher umworben hat, zu vergrätzen.“
Womöglich ein Fehler. Denn auf praxisgerechte Komplettlösungen, bei denen Software, Hardware, Zubehör und Kommunikation fertig gebündelt sind, verstehen sich die Discounter nicht. In vielen Billig-Shops bedienen Aushilfen, die nicht einmal bei gängiger Standardsoftware firm sind.
Fachhandels-Potentiale
Deshalb gibt Richard Seibt, Leiter der PC-Software-Sparte der deutschen IBM, dem Fachhandel eine Chance: „Der Weg geht zu qualifizierter Beratung.“ Allerdings gegen faire Bezahlung. Gerade Kunden, die schlechte Erfahrungen gemacht haben, so Seibt, sind jedoch gern bereit, diesen Service zu honorieren.
Stimmt die Prognose, dann liegt die Einkaufskooperative Comteam GmbH & Co. KG, Lilienthal, voll im Trend. Die meisten der 124 Mitglieder haben genau diesen Weg eingeschlagen: Ihre Stärken heißen Vernetzung und Software, die Hardware kommt meist aus deutschen Montagefabriken wie Actebis oder Aquarius. „Eine IBM- oder Compaq-Autorisierung“, so Comteam-Geschäftsführer Karl-Ulrich Schönemeyer, „hat kaum einer.“ Dieser Schönheitsfehler ist bald keiner mehr: Die IBM beliefert neuerdings die Großhändler Computer 2000 und Merisel, mit denen Comteam Rahmenverträge hat.
Und schon gehen die Discounter in die Gegenoffensive. Escom-Chef Manfred Schmitt will auf der CeBIT ein „Partnerkonzept“ promoten, das ihm auch Zugang zum ländlichen Raum verschaffen soll. „Wir wenden uns an Softwarefirmen, die preisaggressive Hardwarelieferanten suchen“, erklärt der Heppenheimer Unternehmer, „im Lauf des Jahres wollen wir auf 300 Escom-Partner kommen.“ Auch Theo Lieven werden ähnliche Ambitionen nachgesagt.
No-Name-Profite in der Provinz, Marken-Ramsch in der Großstadt. In der PC-Branche gilt vollends das Toyota-Motto: Nichts ist unmöglich.
Mit großem Raffinement verstecken die Netzbetreiber ihre Funktürme in den Städten.
Aus wie vielen Funkstationen sein Unternehmen Deutschlands drittes digitales Mobiltelefonnetz knüpft, behält Rudolf Rösler lieber für sich. Denn das wüßten auch die Mitbewerber der E-Plus Mobilfunk GmbH nur zu gerne. Mit schelmischem Unterton verrät der für den Netzaufbau in Südbayern zuständige Manager allerdings, warum seine Kollegen von DeTeMobil (D1) und Mannesmann Mobilfunk (D2) nicht in der Lage sein werden, auf die Schnelle nachzuzählen: „Wir können die Sender so anbringen, daß man sie nicht sieht.“
Kein Wunder: Beim Antennenhersteller Allgon GmbH in Brackel bei Hamburg heißt das kleinste Modell im Hausjargon nur „Ritter Sport“. Die quadratische Planarantenne mit einer Kantenlänge von 30 Zentimetern ist in beliebig vielen Farben und Mustern lieferbar. Allgon wirbt sogar mit dem Attribut „unauffälliges Design“. Bei Bedarf passen die Spezialisten die Antennen sogar individuell dem Untergrund an, indem sie etwa die Struktur einer Backsteinmauer auf das Blech kopieren. Oder sie motzen das biedere Stück Technik zum Designobjekt auf, indem sie es mit einem bunten Papagei verzieren. Selbst das Auffällige ist Tarnung: Eine Antenne stellt sich der Laie nun einmal anders vor.
Die Mimikry gehört im europäischen Mobilfunk zum alltäglichen Geschäft. Sendestationen, die unaufdringlich im Stadt- und Landschaftsbild versteckt sind, bringen den Netzbetreibern nur Vorteile. Abgesehen davon, daß ihnen die Konkurrenz nicht so leicht in die Karten gucken kann, halten sie damit auch die Landschaftspfleger und Denkmalschützer bei Laune. Und natürlich werden
auch die aufkeimenden Elektrosmog-Ängste nicht weiter geschürt, wenn ein Großteil der bislang 2500 Sendemasten je D-Netz im Verborgenen funkt.
Virtuos bauen die Hochfrequenztechniker inzwischen für jede Topographie und Umgebung ein maßgeschneidertes Gehäuse. Manche Tarnung ist so perfekt, daß ihre Urheber sie sogar voller
Stolz vorzeigen. So ist auf Schloß Berlepsch im Werratal die D2-Antenne im Fahnenmast des Schloßturms integriert. Und auch auf dem Dach des berühmten Bier-Klosters Andechs sieht der Laie nur einen unscheinbaren Blitzableiter. In Wirklichkeit handelt es sich dabei um eine Rundstrahleranlage von Mannesmann Mobilfunk, die Autofahrer im Ammerseegebiet und natürlich
Yuppies im Klosterbiergarten mit dem D2-Netz verbindet. Das historische Sakralbauwerk – von den Ausbreitungsbedingungen her ein idealer Standort – wurde nicht verschandelt: Das Kabel der Antenne, die im Ernstfall auch Blitze ableitet, führt hinter einer altmodischen Kupfer-Verblendung
hinunter zur Terrasse, wo der Umsetzer versteckt ist.
Denkmalpfleger arbeiten vielerorts aktiv mit den Mobilfunk-Ingenieuren zusammen – bis hin zur Komplizenschaft bei der Vorspiegelung falscher architektonischer Tatsachen. So wurde etwa im Schwarzwald neben einen alten, geschützten Bauernhof eine kleine Nebenhütte gebaut, die stilistisch perfekt zum Haupthaus paßt: das Quartier für eine D-Netz-Basisstation. In einem anderen Fall ließ die DeTeMobil aus optischen Gründen zusätzlich zur Antenne mehrere Attrappen installieren, um das Erscheinungsbild des Hauses zu wahren. Derart kostenträchtige Lösungen versuchen die Betreiber freilich zu vermeiden, wo es geht. Als billige Befestigungspunkte sehr beliebt sind deshalb Hochhausdächer, Kirchturmspitzen und mächtige Futtersilos.
Obwohl die Mobilfunkwellen von D 1 und D2 mittlerweile fast jeden Punkt der Bundesrepublik erreichen, werden in den nächsten Jahren mehrere tausend Sendeantennen montiert. Aufmerksame Bürger können derzeit in Berlin und Leipzig Montagetrupps beobachten, die den Start des neuen Mobilfunknetzes E-Plus vorbereiten. Währenddessen schließen DeTeMobil und Mannesmann Mobilfunk die letzten Versorgungslücken oder passen sich in allen Ballungszentren mit dem Bau von Kleinstzellennetzen an die schnell steigenden Teilnehmerzahlen an – vor allem mit unauffälligen Flachantennen à la „Ritter Sport“, die jeweils einen Sektor von 60 bis 120 Grad abdecken.
Den Verdacht, daß das Senderversteckspiel etwas mit dem wachsenden Widerstand gegen Elektromagnetische Umweltverschmutzung (EMUV) zu tun haben könnte, weisen die Erbauer der
Netze weit von sich. „Unsere Stationen in der Stadt haben nicht wesentlich mehr Sendeleistung als ein Handy“, kontert Roland Werb von der Münchner DeTeMobil-Filiale. Ein dichteres Netz verringere sogar die Belastung der Anwohner. Denn die kleinsten Funkzellen werden mit nur zwei Watt gefahren, größere dagegen benötigen 10 bis maximal 50 Watt.
Die Angst vor den unsichtbaren Strahlen erfaßte im vergangenen Jahr sogar den CDU-Generalsekretär Peter Hintze. Er wollte im Konrad-Adenauer-Haus partout keinen D2-Sender über dem Kopf haben. Inzwischen gab er den Widerstand gegen die gut sichtbare Anlage auf. Er ließ sich überzeugen, daß er direkt unter der seitlich abstrahlenden Antenne sogar am wenigsten abbekommt.
Ulf J. Froitzheim
Dezente Zwitter
Understatement ist in, auffällige Mobiltelefone sind out. Jetzt geht die Miniaturisierung in die zweite Runde: Wer als D-Netz-Kunde nicht auffallen will, kann jetzt auch seine Autoantenne verstecken und das leidige Loch in der Karosserie einsparen.
Hersteller wie die Kathrein-Werke AG in Hildesheim, die Richard Hirschmann GmbH in Esslingen und die Fuba Hans Kolbe & Co. in Hildesheim bieten Frequenzweichen an, die es erlauben, über eine einzige Antenne zu telefonieren und Radiosender zu empfangen. Diese dezente Lösung spart unter dem Strich allerdings kein Geld, denn die Weichen sind noch nicht billig. Auch raten manche Fachhändler mit dem Argument davon ab, der Rundfunkempfang sei nicht optimal. Dennoch könnte sich die neue Technik auszahlen. Denn inzwischen werden immer mehr Telefone aus Autos geklaut. So hat die Allgon GmbH in Brackel regelrechte Tarnantennen im Sortiment – die Ausführung für den Golf GTI sieht der ganz normalen Radioantenne des Sechzehnventilers zum Verwechseln ähnlich, ist aber mit einer Weiche und einem Verstärker ausgerüstet.
Käufer von Neuwagen können die Bescheidenheit künftig sogar auf die Spitze treiben. Denn die neuesten Entwicklungen verschwinden komplett in der Karosserie. Vorbild ist das Diversity-Konzept, das etwa BMW seit einigen Jahren für den UKW-Empfang nutzt: Mehrere Antennen werden dabei in Stoßstangen, Rückspiegeln und Heckscheiben eingelassen. Sensoren überprüfen im Millisekundentakt, welche von ihnen gerade den besten Empfang hat, und schalten blitzschnell um.
Der Hersteller Fuba Hans Kolbe nutzt diese Erfahrung jetzt für neuartige Mobilfunk-Scheibenantennen, die der Laie für eine Heckscheibenheizung hält. Die Neuheit, die in zwei bis drei Jahren in Serie gehen soll, hat einen zusätzlichen Vorteil: Die Strahlung geht ausschließlich nach außen. Die Fahrerzelle bleibt frei von elektromagnetischen Feldern. ujf
Willkommen in meiner Wortpresse. Ich muss Sie gemäß Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) warnen – nicht vor mir, sondern vor allem vor Google (s.u.), aber auch vor zwei Kleinigkeiten. Zuerst zu diesen: Ich setze auf diesen Seiten zwei Software-Komponenten (Wordpress-Plugins) ein, die Cookies setzen. Das eine kommt witzigerweise just von dem Plugin, das Sie gerade sehen, weil es Sie über Cookies informiert. Dieses Cookie dokumentiert die Tatsache, dass Sie den Cookie-Hinweis angezeigt bekommen haben; es hat eine Lebensdauer von nur einer Stunde, weniger kann ich nicht einstellen.
Diesen Aufwand muss ich aufgrund der DSGVO leider treiben, denn ich setze harmlose Session-Cookies ein, die es der Verwertungsgesesellschaft Wort erlauben, die Zugriffe auf Texte zu zählen; wenn genügend unterschiedliche Personen dieselbe Seite lesen, bekomme ich von der VG Wort Tantiemen. Das macht mich nicht reich, aber warum sollte ich auf Geld verzichten, das mir von Gesetz wegen zusteht?
Und was passiert da genau? Also: Session-Cookies sind kleine Informationseinheiten, die vollautomatisch im Arbeitsspeicher Ihres Computers abgelegt werden. Sie enthalten eine zufällig erzeugte eindeutige Identifikationsnummer, eine sogenannte Session-ID. Wie alle Cookies enthalten sie Angaben zu ihrer Herkunft und Speicherfrist. Session-Cookies können keine anderen Daten speichern.
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Falls Sie also zu den Wenigen gehören sollten, die Google aus Prinzip boykottieren, wäre das eine schlechte Nachricht für Sie. In dem Fall rate ich Ihnen, nicht weiterzulesen und Ihren Cache, Ihren Browserverlauf und das Cookie fonts.googleapis.com sofort zu löschen.Einverstanden, ich finde das nicht so schlimm!NeinWeiterlesen
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