Weniger Pathos, mehr Tacheles!

„Mein“ Verband, der Bayerische Journalisten-Verband (BJV), und sein gesamtdeutscher Dachverband DJV haben eine seltsame Angewohnheit. Von Zeit zu Zeit nutzen sie ihre „innerverbandlichen“ Versammlungen zur Verabschiedung mehr oder weniger pathetischer Deklarationen, die den gesammelten Frust der Delegierten über alle halbwegs relevanten Missstände des Medienwesens auf einem Blatt Papier konzentrieren und von den Adressaten zuverlässigst ignoriert werden.

Diese gut gemeinten Statements, denen man gemeinhin aus falscher Höflichkeit zustimmt, kommen zumeist als nach dem Tagungsort benannte Erklärungen daher. Da der diesjährige DJV-Verbandstag in Würzburg zusammentrat, also auf dem Hoheitsgebiet des BJV, bescherte uns der Verband also diesmal auf maßgebliches Betreiben des BJV eine „Würzburger Erklärung“.

Ich weiß, dass ich mir jetzt wieder Feinde mache, aber mir ist diese Deklaration peinlich.

Sie ist mir peinlich, weil sie – nicht zum ersten Mal – offenbart, wie unproduktiv und wie wenig kreativ diese ritualisierten Hauptversammlungen sind. Wenn der Verbandstag ein Berg ist, dann kam er in Würzburg mit einem rhetorischen Mäuslein nieder. Bestenfalls erwecken wir mit diesem Text Mitleid. Man muss sich das vorstellen: Wir Journalisten appellieren an den Gesetzgeber, dass er bitte für anständige Arbeitsmöglichkeiten in/bei anständigen Medienunternehmen sorgen möge!?!?! Wie naiv ist das denn?

Machen Sie sich, macht Euch einfach selbst ein Bild davon, wie die größte Journalistenvereinigung im Land zum x-ten Mal über längst bekannte Entwicklungen lamentiert, statt konkrete und realistische Forderungen an diejenigen zu richten, die etwas ändern könnten.

Hier noch mal der Link zum Original – und wenn Sie mein Senf dazu interessiert, gibt’s hier noch mehr zum Thema: „Weniger Pathos, mehr Tacheles!“ weiterlesen

SZ verschenkt Medienseite

„Auch diese Themenseite wird wieder ganz sinnlos sein.“

Wunderbar wahrer Einstiegssatz des Beitrags „Im Land der verseuchten Begriffe“ von Tobias Kniebe auf der heutigen Medienseite der Süddeutschen Zeitung.

SZ-Medienredakteur Christopher Keil hatte sich in den Kopf gesetzt, mittels fünf Texten – verfasst von ihm selbst, dem Kollegen Kniebe, Heyse-Tochter Katharina Riehl, Martin Zips und Roger Willemsen – zu ergründen, warum das öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht besser ist. Dabei hat er lediglich gezeigt, wie unterschiedlich die Erwartungen an das Fernsehen sind. Die Autoren sind sich selbst nicht darin einig, was Qualität, Kultur und Unterhaltung überhaupt sind. Ergebnis: Eine ganze Zeitungsseite ohne neue Erkenntnis, ohne Perspektive, ohne Sinn.

Handelsblatt verwirbelt Content

Beim Handelsblatt sind da wohl zwei Beiträge durcheinander geraten. Und keiner merkt’s. „Handelsblatt verwirbelt Content“ weiterlesen

Smartphone Killed the PC Star? Aber nein.

„Allerdings gerät der Markt für klassische Personal Computer immer stärker unter Druck, weil Kunden häufiger zu Smartphones und Tablet-Computern greifen.“

Behauptung im Handelsblatt vom 12.10.2011

Keine Ahnung, woher dieser Unsinn immer wieder kommt. Nicht nur das Handelsblatt hängt dieser Theorie an, auch in der Süddeutschen lese ich ähnliches immer wieder.

Diese angebliche Kausalität wird allerdings durch ständige Wiederholung auch nicht wahrer. In Wirklichkeit ist es so: Der PC-Markt ist gesättigt, der Leistungshunger gestillt und auch durch neue Software nicht wiederzubeleben. Die Wintel-Spirale – fettere Betriebssysteme bereiten den Markt für schnellere Hardware, schnellere Hardware reizt zur Entwicklung noch opulenterer Software – hat sich ausgedreht. Wir fahren quasi mit 500-PS-Boliden durch die Tempo-130-Zone.

Es geht deshalb bei PCs nur noch ums Ersatzgeschäft. Selbst dieses geht zurück, weil Note- oder gar Netbooks heute ein vollwertiger Ersatz für den stromfressenden Tower oder Desktop sind. Wer früher beides hatte, kommt heute im Prinzip mit einem (also dem tragbaren) Computer aus.

Smartphones und Tablets sind nicht der Grund für den Nachfragerückgang. Im Gegenteil: Dadurch haben die Kunden wieder einen Kaufanreiz bekommen. Gäbe es die schicken kleinen Mobilapparate nicht, besäßen wir alle nur noch ein einziges Gerät. So aber haben wir weiterhin einen Grund, mehrere zu behalten.

Noch mal: Ein Mobil-Gadget ersetzt keinen PC. Es schmeißt doch niemand seinen alten Computer weg, nur weil er ein iPad oder Nexus hat. Richtig ist allerdings, dass der PC tendentiell weniger benutzt wird und deshalb zum Leidwesen der Industrie noch länger hält als ohnehin schon.

Macht billig reich?

„Billig macht reich“, behauptet die Süddeutsche Zeitung, sich auf das Reiche-Leute-Ranking des Managermagazins berufend. Die Aldibrechts und Lidl-Unternehmer Dieter Schwarz seien die reichsten Milliardäre des Landes.

Wie die Kollegen vom MM den Wohlstand der Herren ermittelt haben, erfährt man nicht. Es wäre aber dumm, anzunehmen, die Discounterbosse (und ihre familiären Stiftungen) hätten 11 oder gar 16 Milliarden Euro auf irgendwelchen Konten, in Fonds oder Aktien angelegt.

Den Großteil des Vermögens bilden bei solchen Unternehmern die Firmenanteile. Deren Wert lässt sich nur ungefähr schätzen, denn es handelt sich nicht um Aktiengesellschaften, sondern um Stiftungen und Kommanditgesellschaften, die ihre Finanzen recht gut vor neugierigen Blicken abschirmen können. Sowohl Schwarz als auch die Albrechts sind dafür bekannt, dass sie ihre Gewinne zum großen Teil wieder in ihre Firmen gesteckt haben – anders bringt man es nicht zu 8000 Filialen.

Wahrhaftig reich wird ein Discounter also nicht, solange er billige Lebensmittel verkauft, sondern erst dann, wenn er seine Ladenkette verkauft.