Eine bemerkenswert absurde Überschrift hat sich soeben die Handelsblatt-Online-Redaktion aus den Fingern gesogen: „Asien hängt Europa beim Lebensmittel-Onlinekauf ab“. Das liest sich erstens so, als sei es in irgendeiner Weise ein sinnvolles Ziel für eine Volkswirtschaft, dass die Menschen nicht mehr einkaufen gehen, sondern sich alles vom Postboten liefern lassen, und zweitens so, als gebe es ein Wettrennen europäischer und asiatischer Handelsunternehmen um die Weltmarktführerschaft in der Mini-Mini-Nische des Online-Lebensmittelvertriebs.
Bei genauerem Lesen kommt man dann dahinter, dass in Wirklichkeit gar nicht von Lebensmitteln die Rede ist, sondern von den FMCG, den Fast Moving Consumer Goods, auf gut Altmodisch-Deutsch auch „Güter des täglichen Bedarfs“ genannt (nicht „Dinge“, wie das HB meint). Dazu gehören auch Drogerieartikel wie Seife, Windeln, Waschmittel und Kosmetik, die sich im Gegensatz zu verderblicher und auf eine durchgängige Kühlkette angewiesener Frischware sehr gut im Paket verschicken lassen. Es werden also nicht Äpfel und Birnen in einen Topf geworfen – das ginge ja noch – sondern ungenießbarerweise Äpfel und Nagellackentferner.
Dass in Asien 37 Prozent der Onliner zumindest gelegentlich FMCG im Netz ordern, ist in dieser Oberflächlichkeit – man verzeihe mir die Platitüde, hier passt sie wirklich – so interessant für die Handelsblatt-Leser wie der Sack Reis, der im Befragungsgebiet umfällt.