Journalisten sind das Letzte…

…für manche Leserbriefschreiber, die dank der Erfindung des zeitungseigenen Onlineforums jetzt endlich anonym ihr Gift verspritzen können.

Beim "Standard" in Wien tobt sich eine dieser feigen Intelligenzbestien unter dem ach so lustigen Nickname "Papst Benedikt" aus. Was er durch die Wahl dieses Anonyms – „Journalisten sind das Letzte…“ weiterlesen

Von Luft & Liebe leben

Als Chefredakteur des Guardian bekommt Alan Rusbridger jeden Monat ein Gehalt, vermutlich auch kein ganz schlechtes. Das sollte man im Hinterkopf haben, wenn man auf der Website des Wiener Standard in einem Interview diese Äußerung des Briten zum Thema Gratiskultur und Onlinejournalismus liest (Grammatik- und Interpunktionskorrektur von mir):

"Den Der schlimmsten Fehler, den man derzeit machen kann, ist, paralysiert zu sein vom Gedanken, woher das Geld dafür kommen soll, und darum zu versuchen, t, finanzielle Barrieren für die Leser durchzusetzen, die einen abschneiden von der Welt."

Ja klar, Paralyse ist immer schlecht, noch schlechter als diese Übersetzung aus dem Englischen*. Aber vor allem ist der Gedanke, ein Leser sei abgeschnitten von der Welt, wenn er fürs Lesen wieder – wie jahrhundertelang – ein bisschen Geld bezahlen sollte, noch pathologischer als jeder Paid-Content-Aktionismus à la Springer. Es geht nicht darum, Barrieren oder Schranken aufzubauen, sondern Kassenhäuschen. Im Kino und Theater muss man da sogar Schlange stehen, und niemand regt sich deshalb auf, sondern man zahlt gerne zwölffuffzich für einmal "Avatar" in 3D. Wir wäre es denn mal mit einem Ziel für unsere Zunft: Nicht "Content" verscherbeln (also irgendwelchen Inhalt, egal was, damit der Container voll wird), sondern großes Kino veranstalten! Journalistische Blockbuster, die den Beckmessern und Kurzsehern, die alle Massenmedien am liebsten sofort abschaffen würden, mal beweisen, dass wir’s drauf haben…

* Wen schneiden Leser von der Welt ab? 😉

VG Springer vs. VG Wort

Christoph Keese war mal Journalist, jetzt ist er Manager. Beim Springer-Konzern. Als solcher will er von gewerblichen Lesern des Springerschen Onlinecontents Gebühren kassieren; sein Traum ist eine Verwertungsgesellschaft der Verlage, die ein bislang nicht bestehendes Leistungsschutzrecht der Medienunternehmen monetarisieren soll. Diese neue VG Onlineverlage unterschiede sich aber, wenn sie denn zustande kommen sollte, von einer klassischen VG wie Wort oder Bild-Kunst dadurch, dass sie keine Autorenrechte, sondern ausschließlich Verwerteransprüche im Blick hätte.

Hierüber berichtet mein Jonet-Kollege Torsten Kleinz bei Heise. Dies kommentieren Heise-Foren-typisch viele Zeitgenossen, die mit mehr Häme als Sachverstand ausgestattet sind und es deshalb für nötig halten, Journalisten mit Springermanagern in einen Topf zu werfen. Hier habe ich mir erlaubt, dagegenzuhalten.

Pfusch am Satzbau

Die Frage, ob der Wirtschaftsjournalismus in der Krise versagt hat , ist zu wichtig, um sie teils in der Fachsprache Soziologisch zu verhandeln und ansonsten mit schiefen Bildern um sich zu werfen. Dies tun leider der Kommunikationswissenschaftler Hans-Jürgen Arlt und der Ex-FR-Chefredakteur Wolfgang Storz in einer Studie für die gewerkschaftsnahe Otto-Brenner-Stiftung, die jetzt unter dem Titel “Wirtschaftsjournalismus in der Krise: Zum massenmedialen Umgang mit Finanzmarktpolitik” erschienen ist.

Kernthese: Was die Medien rund um die Finanzkrise abgeliefert haben, war Pfusch am Bau. Vor allem ARD aktuell und dpa bekommen ihr Fett weg. Die dpa keilte gleich zurück und hielt den Autoren methodische Fehler vor: Arlt und Storz hätten willkürlich die Erklärstücke der Agentur außer Acht gelassen und sich auf die oberflächlicheren Zusammenfassungen gestützt.

Um auf carta.info über die Studie diskutieren zu können, muss man sich zwar durch manchen Pfusch am Satzbau quälen… „Pfusch am Satzbau“ weiterlesen

Ulrike Simon fühlt Bodo Hombach auf den Zahn

Man muss als Journalist einen Bodo Hombach wirklich nicht lieben. Aber was in seinem Kopf vorgeht, hat in unserer Branche meist Nachrichtenwert (außer wenn er als Keynotespeaker bzw. Podiumsteilnehmer sein Repertoire an altbewährten Pointen rezykliert).

Kollegin Ulrike Simon hat dem OberWAZzer in einem Interview für die FR auf den Zahn gefühlt. Das verlegerische Schwergewicht versteigt sich darin unter anderem zu der Behauptung, sein personell stark verdünnisiertes Unternehmen sei eine „Journalismus-Manufaktur“.

Lesenswert.