Wozu Urheberrecht? (9) – Definitionsfrage

Wer wissen möchte, wie Netzgemeinde, Contentmafia und Kreative ticken, findet im Weißen Rauschen ein aufklärendes Wörterbuch.

Wozu Urheberrecht? (7) – Konzertbesucher abzocken

Kurzes Intermezzo zum Thema Musik. Ich muss da leider mal als Nichtbetroffener polemisch werden:

In den Leserkommentaren bei Welt Online zu Sven Regener lese ich gerade zum 148.713ten Mal die hirnverbrannte Aussage, da sich Geschäftsmodelle  durchs Internet änderten, müssten Musiker ihren Lebensunterhalt heute halt mit Konzerten verdienen statt mit Platten.

Wo bleiben eigentlich die Konzertbesucher, die sich endlich mal darüber aufregen, dass sie mit ihren immer höheren Eintrittsgeldern die Gratismusikversorgung von Geilgeizhälsen quersubventionieren sollen?

Eintrittskarten sind – ZUFÄLLIG – sehr viel teurer geworden, seit für lau downgeloadet wird, was das Zeug hält. Das Geschäftsmodell verschiebt sich also schon seit Jahren genau in die geforderte Richtung. Der Endpunkt der Entwicklung wäre logischerweise dann erreicht, wenn Konzertbesucher alles und Zuhausehörer gar nichts mehr bezahlen. Geniale Studiomusiker, die für strapaziöse Liveauftritte und das aufreibende Tournee-Leben physisch oder psychisch nicht geschaffen sind, dürfen gefälligst den Beruf wechseln. Und der einmalige, vorübergehende Musikgenuss wird so teuer, dass ihn sich nur noch ein paar Bestverdiener leisten können. Und das nur, damit arrogant- ignorante Laumichel, die den Geizhals nie voll kriegen, sich die Festplatte vollschnorren können?

Meine Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit – wohlgemerkt aus der Perspektive des bereitwillig zahlenden Musikkonsumenten gesprochen, nicht des Urhebers – sieht anders aus. In meiner Jugend sah man im Konzertpublikum noch Taschengeldempfänger, die keine reichen Eltern hatten.

Meine Gegenforderung zur Re-Demokratisierung der Musikbranche: kostenlose Open-Air-Konzerte der Stars als Dank für kostenpflichtiges Herunterladen. Hat was, oder?

P.S.: Gez komme mir aber keiner mit den von ARD-Anstalten gesponserten Konzerten.

Fortsetzung folgt.

Wozu Urheberrecht? (6) – Neue Idee für einen Kompromiss

Wolfgang Michal präsentiert bei Carta eine interessante Idee zur Reform des Urheberrechts, die die Urheber aus dem Klammergriff der Verwerter befreien  könnte und zugleich den Nutzern entgegen käme.

Fortsetzung folgt

Wozu Urheberrecht? (5) – Gibt es Geistiges Eigentum?

Wissen Sie, was ich nicht mehr lesen kann ohne horizontal abstehende Nackenhaare?

Diese murmeltierhaft wiederkehrende Floskel, geistiges Eigentum könne es schon deshalb nicht geben, weil jede sprachliche Kommunikation auf einer vorhergehenden aufbaue und wir eigentlich alle nur bestehendes Gedankengut rekombinierten.

Demnach wären wir alle kleine axolotlige Guttenbergs.  „Wozu Urheberrecht? (5) – Gibt es Geistiges Eigentum?“ weiterlesen

Wozu Urheberrecht? (4) – Gibt es Raubkopierer?

Gemessen an der langen Geschichte des Terminus „Raubkopie“ ist erstaunlich, dass die Raubkopierer… Entschuldigung! …die mutmaßlichen Anfertiger illegaler Kopien sich erst neuerdings über den Begriff „Raubkopierer“ echauffieren. Und dass sie sogar Unterstützung von Rechtsanwälten erhalten.

Der Neologismus „Raubkopie“ kam vor über 20 Jahren auf, als Ableitung vom Raubdruck. 1988 gründeten Microsoft und andere Softwarehäuser die Business Software Alliance (BSA) als Lobbyorganisation. Sie ging gegen Leute vor, die Disketten mit Software vervielfältigten. Das war ein neues Phänomen; es gab damals allerdings schon Begriffe wie „Tonträger- und Videopiraterie“.

Lange hielten die „Räuber“ die Füße still. Die damaligen Täter waren allerdings oft Firmen, die nur eine Lizenz kauften und das Programm dann auf mehreren Rechnern installierten. Oder Mitarbeiter dieser Firmen, die sich die Disketten ausliehen und zu Hause auf den PC kopierten. Sie wussten, dass das strafbar ist, und waren einfach nur froh, wenn sie keiner erwischt.  „Wozu Urheberrecht? (4) – Gibt es Raubkopierer?“ weiterlesen