Neues aus der Redaktion: Lieblos, witzlos, sinnlos

„Fast 1.000 angemeldete Journalisten, aber wenig Interaktion.“

„963 registrierte Journalisten, aber nur zwei ausgeschriebene Aufträge. Ein belebter Basar funktioniert anders. Gut vier Wochen nach dem Start kommt es noch selten zu Geschäften zwischen den Medienschaffenden auf dem neuen Presseportal, das die Deutsche Post Anfang März ins Leben gerufen hat.“

Zwischenbilanz auf journalist.de

Leider kann man nicht online mitverfolgen, ob – und wenn ja: wieviele – Fertigartikel verkauft wurden. Auf jeden Fall fühle ich mich in meiner Skepsis und Kritik bestätigt. Bis dato ist dieredaktion.de eine Contentschleuder, die vor allem vom Springer-Verlag „Neues aus der Redaktion: Lieblos, witzlos, sinnlos“ weiterlesen

Das Recht an der eigenen Pose

Konrad R.(ufus) Müller, bekannter Polit-Fotografen-Divus (oder wie heißt eine männliche Diva in korrektem Latein?) regt sich darüber auf, dass der Focus seine Titelseite zur Story „Kohls Sohn“ nicht mit einem Kohl-Porträt von ihm, sondern einem ähnlichen – ich würde sagen: besseren – Schwarzweißschuss seines Kollegen Daniel Biskup geschmückt hat. Müller reklamiert, wenn ich die Nachricht richtig verstanden habe, für sich die Exklusivrechte an Kohls Pose. Laut SZ fordert er – inklusiver Verletzerzuschlag – 20.000 Euro vom Focus und will auch Biskup verklagen. Solche Klagen kennt man eigentlich nur von Fällen, in denen ein Werk des Klägers unerlaubt gedruckt wurde. Das Werk stammt aber unstrittig von Biskup. Der beteuert, den Kanzler nicht in eine Pose dirigiert zu haben: „Kohl saß einfach so da.“ Was natürlich nicht ausschließt, dass der CDU-Mann zuvor von Müller gelernt haben könnte, wie man so posiert, dass es den Fotografen gefällt.

Man könnte seitenlang darüber philosophieren, was es hieße, wenn Müller Recht bekäme. Kurzfassung: Jeder Fotograf müsste bei jedem Motiv vorher prüfen, ob eventuell irgendein Kollege schon mal ein Bild veröffentlicht hat, für das er bei ähnlichem Licht einen ähnlichen Ausschnitt gewählt hatte.

Ich erlaube mir nur kurz die Anmerkung, dass sich Biskup und Müller kennen. Die beiden haben nicht nur parallel Helmut Kohls Kanzlerschaft fotografisch dokumentiert, die zwei „Fotografen-Legenden“ haben ihre besten Werke aus dieser Zeit sogar gemeinsam im Heyne-Verlag publiziert – in einem Doppel-Bildband. Es wäre aber reine Spekulation, anzunehmen, dass der Kläger seinen Rivalen Kollegen für weniger legendär hält als sich selbst und ihm daher nicht gönnt, an dem Bücher-Schuber mitzuverdienen, der sich selbstredend vor allem aufgrund des zugkräftigen Namens Konrad R. Müller verkauft.

Leistungsschutzrecht? Gefällt wohl niemandem.

Meldung aus dem na-Presseportal

Vor genau einer Woche hat der Zeitungsverlegerverband zum Abschluss der Münchner Medientage Google wegen Äußerungen zum Leistungsschutzrecht attackiert – per Pressemitteilung, die auch über „news aktuell“ verbreitet wurde, eine Tochter der dpa.

Dort kann die Zielgruppe – Journalisten und andere Menschen, die aus beruflichen Gründen PR-Texte freiwillig lesen – inzwischen ihr Gefallen via Facebook bekunden. Wie man sieht, gab es in dieser Woche niemanden, der fand: „Gefällt mir.“

WAZ-Co-Boss: Rundfunkgebühr an Freie ausschütten

Kabarettistischer Vorschlag von WAZ-Geschäftsführer Christian Nienhaus: Alle, die journalistisch hochwertige Angebote online stellen, sollen etwas von der Rundfunkgebühr abbekommen. Dass er damit die Verlage, deutsche Verlage und nichts als Verlage meint, kann man ihm zwar unterstellen, gesagt hat er’s nicht. Darum deute ich ihn so, dass er Altruist ist und uns Freien etwas Gutes tun will. Nienhaus zu Ende gedacht heißt: Wir brauchen die Verlage nicht mehr und er macht Lobbyarbeit dafür, dass wir trotzdem Geld bekommen. DANKE!

Freischreiber: Jetzt wird’s ZEIT für Widerstand

Der Freienverein Freischreiber attackiert zu Recht die ziemlich dreisten Fullbuyout-Anmaßungen des ZEIT-Verlags. Aber manche Kollegen meinen sich in der Kommentarspalte über Grammatikschwächen des Juristen auslassen zu müssen. Mein Senf dazu: siehe Kommentar mit Zeitmarke 29 April, 2010 – 16:11.