VG Wort: Freischreiber auf Springprozession

Jetzt ist es raus: Freischreiber-Vorsitzender Benno Stieber hat zwar nur zu einem Absatz im Vorstandsentwurf der VG Wort für den Korrektur-Verteilungsplan eine Änderung beantragt, er bleibt jedoch bei seiner grundsätzlichen Anti-Haltung, die keinem Autor etwas bringt, aber vielen schadet.

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Jetzt mal konkret, Herr Hammerschmitt!

Manchmal weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll über meine Urheber-Genossen. Schön ist, dass sich jetzt mehr Kolleginnen und Kollegen denn je dafür interessieren, stimmberechtigte Mitglieder in dem Verein zu werden, dessen Schecks und Überweisungen sie immer gerne entgegen genommen haben. Der Vorstand der VG Wort bekommt bei seiner Sitzung diese Woche einen imposanten Stapel Anträge auf den Tisch, deren Annahme in fast allen Fällen reine Formsache sein dürfte. Journalisten, Drehbuchautoren, Schriftsteller, Übersetzer wollen mitreden, und wenn mein Eindruck mich nicht täuscht, kommt es dabei zu einer spürbaren Verjüngung unserer Mitgliedschaft. Dies ist nicht zuletzt deshalb schön, weil wir Ehrenamtlichen dafür die Vorarbeit geleistet haben, indem wir vor Jahren eine drastische Senkung der Eintrittshürde angeregt und durchgesetzt haben. Wir haben die Partizipationsmöglichkeiten für viele hauptberufliche Wortkünstler verbessert, die früher keinen barrierefreien Zutritt zur Mitgliederversammlung hatten (sie brauchten ein Delegiertenmandat von der Versammlung der Wahrnehmungsberechtigten) und nicht für Ämter kandidieren konnten.

Weniger schön ist, dass etliche Urheber auf Durchzug schalten, wenn Informationen aus der vermeintlich falschen Richtung auf sie einprasseln, sie sich aber dank ihres neu erworbenen Halbwissens bemüßigt fühlen, mit ihren Gedanken bereits an die Öffentlichkeit zu gehen – ganz egal, wie weit ihr Erkenntnisprozess denn nun gereift ist. „Jetzt mal konkret, Herr Hammerschmitt!“ weiterlesen

Wenn Journalisten blindlings unterschreiben

Es ist ein Kreuz mit den Kollegen. Man sollte meinen, dass Kommunikationsprofis – sprich: Journalisten und Schriftsteller – eine kritische Grundhaltung gegenüber Online-Petitionen haben, wie sie im Zeitalter organisierter Massenempörung so beliebt sind. Man denkt doch ein paar Sekunden nach, bevor man seinen Namen auf eine virtuelle Unterschriftenliste setzt, oder?

Offenbar kann man das nicht voraussetzen. So signierten bis dato weit über 1000 Autoren einen aufgeregten Brandbrief an Justizminister Heiko Maas, der mit „Urheberpauschale für Autoren“ überschrieben ist. Es geht darin um die Durchsetzung der Rechtsauffassung, dass Verlegern „kein Cent“ aus den Einnahmen der VG Wort zustehe.UrhPau1

Darüber, inwieweit das mit der Realität in Einklang zu bringen ist, könnte man kontrovers, aber sachlich diskutieren. Der nicht datierte Brief ist jedoch aus einer Perspektive geschrieben, die Autoren als jammernde Opfer erscheinen lässt…UrhPau2

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Wie arbeiten eigentlich Anzeigenblatt-Redaktionen?

Als ich vor langer Zeit meinen Beruf erlernte, gab es ein schönes Wort für die lästige Pflicht der bürgernahen Berichterstattung über die kleinen, unspektakulären Ereignisse aus der Lebenswelt der Bürger: Leser-Blatt-Bindung. Die Abonnenten liebten ihre Zeitung auch deshalb, weil sie darin Menschen fanden, die sie kannten – und dann und wann sich selbst. Als Lokaljournalist klapperte man die Termine der Vereine oder Kirchenchöre ab, knipste ein Bild und schrieb ein paar Zeilen für ein lausiges Honorar. Dann erfanden die Verleger das kostenlose Anzeigenblatt – und damit überhaupt jemand die Werbezeitungen durchblätterte, verfrachteten sie die kleinen Fotos und Meldungen zwischen deren Inserate. Da aber die Zeitungsverleger seit der Erfindung des Internets zu bettelarmen Menschen geworden sind, die sich keine Dienstboten mehr leisten können, schickten sie eines Tages keine Reporter mehr vorbei, sondern boten den Vereinen an, die Texte doch gleich selbst zu schreiben und die Fotos selbst zu schießen. So kam immer mehr User Generated Content aufs Papier.

Dass selbst in einem Anzeigenblatt eigentlich nicht ausschließlich PR den redaktionellen Teil füllen sollte: geschenkt. Daran stirbt die Leser-Blatt-Bindung nicht, und immerhin sind dann alle Namen richtig geschrieben und stehen an der richtigen Stelle. Dennoch frage ich mich inzwischen, was die Pressebeauftragten von Vereinen, Feuerwehren oder Chören denn noch alles leisten müssen, damit die Redaktion keine Fehler hineinbringt – und sei es „nur“ bei der Person des Fotografen. In Landsberg am Lech, so meine Erfahrung, kann man zum Beispiel gar nichts auf den Namen geben, der hinter „Text:“ oder „Foto:“ steht. Hier steht zum Beispiel „FKN“. Keine Ahnung, wer das sein soll, aber er oder sie hat weder den Text geschrieben noch das Foto gemacht.ggFKN „Wie arbeiten eigentlich Anzeigenblatt-Redaktionen?“ weiterlesen

Zeitungsverleger: Ja, wir beuten einen Teil der Zusteller aus

Derzeit ist es schwer, ein Zeitungsabo zu kündigen. Die Funke-Gruppe (WAZ) macht zum Beispiel sogar den Angehörigen alter Abonnenten Stress, wenn diese ins Pflegeheim müssen. Dann verlangt der Verlag ein ärztliches Attest oder den Pflegeheimvertrag, obwohl ihn beides nichts angeht.

Bald wird man Abos vermutlich leichter los. Zwei Millionen Abonnenten deutscher Tageszeitungen müssen damit rechnen, dass der Verlag ihnen kündigt. So zumindest stellt es der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) laut dpa (Quelle: Handelsblatt) dar: Der frisch beschlossene gesetzliche Mindestlohn bewirke eine jährliche Mehrbelastung von 220 Millionen Euro. „Das führt dazu, dass zwei Millionen Haushalte in Deutschland nicht mehr betriebswirtschaftlich sinnvoll mit Zeitungen beliefert werden können,“ so BDZV-Geschäftsführer Dietmar Wolff. 

Angeblicher Grund ist die Umstellung der Zustellervergütung auf das Stundenlohn-Prinzip. Die Arbeit der Zeitungsboten ist den Verlagen bei fairem Stundenlohn aber offensichtlich nur in Ausnahmefällen zu teuer. „Zeitungsverleger: Ja, wir beuten einen Teil der Zusteller aus“ weiterlesen