TUI, Neckermann & Co. bauen ihre Vertriebsnetze aus. Exklusivverträge für Reisebüros gibt es nicht mehr. Mit Überkapazitäten steuern die Reiseriesen die Branche in den Verdrängungswettbewerb. Kleine fürchten um ihre Existenz.
Schlechte Nachricht für Freunde des sanften Tourismus: 1994 fielen sehr viel mehr Bäume der Reiselust der Deutschen zum Opfer als in früheren Jahren. Freilich mußten sie nicht pompösen Hotelneubauten weichen. Sie dienten als Rohstoff für eine wahre Papierflut, von der noch niemand ahnt, wieviel davon ungenutzt im Altpapiercontainer verschwinden wird. Niemals zuvor haben die Reiseveranstalter so viele Kataloge ausgeliefert wie zum Auftakt der Buchungssaison 1995.
Die Zusatzauflage – allein Marktführer TUI stückte um sechs auf 30 Millionen Exemplare auf – ist für Tausende neuer Verkaufsstellen bestimmt: Zum 1. November kippte TUI die Konkurrenzausschlußklausel, mit der sie bisher ihren Reisebüropartnern verboten hatte, parallel die Programme von NUR Touristic (Neckermann/Karstadt) oder ITS (Kaufhof-GruppeJ zu führen. „Sonderangebote der Sonderklasse“ weiterlesen
Interaktive Medien sind der Gegentrend zum Zapping. Wer jetzt seinen Führerschein für den digitalen Information Superhighway macht, hat noch Chancen auf Pole-Positionen.
Herbst 1994: In Bremen geht eine „Kabelzeitung“ an den Start – die erste in Deutschland. Die örtlichen Tageszeitungsverleger wappnen sich für die multimediale Zukunft, indem sie einen der letzten freien Kabel-TV-Kanäle zum lokalen Werbeträger umfunktionieren. Schon bald sollen dje Sonderangebote der Supermärkte, Warenhäuser und Fachgeschäfte – garniert mit bunten Fotos der Ware samt redaktionellem Umfeld – über die Bremer Bildschirme flimmern.
Währenddessen sendet Sat1 auf Tafel 807 seines Videotext-Programms juristisches Kauderwelsch: In einer Endlosschleife aus 13 eng beschriebenen Bildschirmseiten zirkulieren die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) von Deutschlands erstem TV-Kleinanzeigenmarkt. Wer über ein Tastentelefon verfügt, kann sein altes Auto in Sat1-Text feilbieten, die Liebste grüßen oder im ganzen Sendegebiet Brieffreunde suchen: Direct-Response-Fernsehen für jedermann, sechs Zeilen für nur 50 Mark.„Fahrversuche auf der Infobahn“ weiterlesen
Die Hotelkette Mercure steuert einen aggressiven Expansionskurs. Ihr französischer Mutterkonzern Accor will ihr per Franchising 80 deutsche Drei-Sterne-Häuser einverleiben. Der Werbekuchen ist noch nicht verteilt.
Mit Speck fängt man Mäuse. Managermäuse. So jedenfalls dachten die Kreativen der Karlsruher Agentur Specktakulär, als sie für die Hotelkette Merceure ein Mousepad als Werbegag für Geschäftsreiscnde gestalteten. „Wir haben eine eigene Zentralreservierung“, verraten zartgraue Versalien den Sinn der wuchtigen Telefonnummer in der Mitte der Plastikmatte. Darunter, schüchtern: „Hotel Mercure“. Und rechts in der Ecke ein mageres Logo: Fünf Graugänse symbolisieren „L’esprit Accor“.
Der „Accor-Geist“ weht seit einiger Zeit bei jedem öffentlichen Auftritt der Hotelkette Mercure – wie auch bei denen ihrer Schwesterfirmen Novotel, Sofitel, Ibis und Formule 1. „Lokalkolorit ohne Lederhosen“ weiterlesen
Die Zeit der Massenmedien ist vorüber. Elektronische Individualdienste werden sie ersetzen. Die Vision der Anhänger des Multimedia-Rummels zieht Werber an: Sie folgen mit maßgeschneiderten Angeboten für den elektronischen Haushalt.
Brian Ek hütet die Umsatzkurve seines Arbeitgebers wie Kronjuwelen. „Wir sind eine private Firma und veröffentlichen so etwas nicht“, weist der Sprecher des amerikanischen Computernetzes „Prodigy“ indiskrete Fragen ab. Einziges Zugeständnis an die Neugier: Das Joint-venture des Computerriesen IBM mit dem Versandhauskonzern Sears, Roebuck & Co. – Anlaufverluste: über 800 Millionen Dollar – sei aus dem Gröbsten heraus. „1994 schaffen wir den Break-even“, verkündet Ek siegessicher, denn schon „über eine Million amerikanischer Haushalte“ hätten Prodigy abonniert.
Auch Branchenveteran Eric Danke von der Generaldirektion Telekom (GDT) sieht die traditionell tiefroten Zahlen seines Fachbereichs plötzlich verblassen. 1995 soll das Konto „Bildschirmtext“ (Btx) nach anderthalb Jahrzehnten hoher Verluste erstmals eine „schwarze Null“ ausweisen. Denn seit sich die Telekom bei der Vermarktung externer Partnerfirmen bedient, geht die Nachfrage nach dem in Datex-J umbenannten Computerservice steil nach oben.
Anfang Januar klinkte in München der halbmillionste Teilnehmer seinen PC ins Netz – Zuwachs 1993: 46 Prozent. „Schleichwege nach Cybercity“ weiterlesen
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