Nabu hilft E-Plus beim Greenwashing

Der Naturschutzbund Nabu promotet neuerdings Handy-Verträge, aus denen der Kunde zwei Jahre lang nicht mehr herauskommt – offiziell handelt es sich um den „einzigen Mobilfunktarif für nachhaltigen Umweltschutz in Deutschland“. Bei diesem Angebot spendet der Provider E-Plus mindestens 1,25 Euro pro Kunde und Monat für den Naturschutz. Der gute Lohase halst sich damit aber eine Grundgebühr auf, die sich nur dann ein bisschen rentiert, wenn er ziemlich genau zwei Stunden pro Monat handyfoniert, davon aber – sagen wir mal – mindestens 60 Prozent zu Anschlüssen fremder Netzbetreiber. Oder wenn er vier mal täglich SMSt und nie telefoniert.

Wer nur soviel mobil quasselt wie nötig und damit sein Freikontingent gar nicht ausschöpft, hilft mehr E-Plus als dem Nabu. Wer mehr telefoniert, auch: Zusatzminuten oder SMSe jenseits der inkludierten 120 pro Monat kosten unverschämte 19 Cent (brutto). Davon bekommt der Nabu gerade einmal 2,4 Cents ab. E-Plus hingegen behält je Minute bzw. SMS-Nachricht netto 6 Cents oder 80 Prozent mehr in der Kasse, als wenn der Naturfreund den 9-Cent-brutto-Einheitstarif von Simyo nutzte (also der E-Plus-Discount-Tochter, die keinen Mindestumsatz verlangt und Vieltelefonierern keine Strafzuschläge aufbrummt, sondern im Gegenteil die Kosten kundenfreundlich deckelt).

Was an dem Nabu-Tarif nachhaltig sein soll? Ist doch klar: Die SIM-Card kommt auf einem Pappe-statt-Plastik-Träger daher, das spart Tausende Milligramm an unkompostierbarem Müll. Die Telefonate werden exklusiv mit zertifiziertem Grünstrom energetisiert, der, schätze ich mal, nur ganz wenig Elektrosmog erzeugt. Im Gegenzug steigt vermutlich bei den restlichen E-Plus-Kunden der Prozentsatz schmutziger Kohle-und-Atomstrom-Sendestrahlen entsprechend an, aber diese Leute sind ja selber schuld.

Sie glauben, ich will Sie veräppeln? Das mit der Papp-SIM und dem Ökostrom stimmt. Dass der Tarif für Dumme ist, allerdings auch. Wer ein bisschen rechnen kann, wählt einen Discount-Tarif ohne Grundgebühr und Mindestumsatz und spendet das gesparte Geld unmittelbar an einen Umweltschutzverband. Eine solche Spende kann er dann auch selber von der Steuer absetzen, statt auch diesen Extra-Bonus noch der Telefongesellschaft zuzuschanzen, die ihn schon mit überteuerten Gebühren schröpft.

A propos überteuert: Hat schon jemand entdeckt, wo E-Plus beim Nabu-Tarif die Roaming-Gebühren versteckt hat?

Sie sind der oder die 2973. Leser/in dieses Beitrags.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert