Tonnenweise – na was sonst? Grammweise etwa?

„Tonnenweise“ sind laut einer Überschrift auf der „Panorama“-Seite der Süddeutschen gefälschte Bio-Futtermittel aus Italien nach Deutschland importiert worden. Ja sicher, denn den Nachrichtenwert eines grammweise oder kilogrammweise begangenen Agrarbetrugs müsste man in Milligramm messen.

Insgesamt sind es laut der Meldung 550 Tonnen gewesen. Das entspricht grob geschätzt der Zuladung  von 20 Lastzügen – bei einem Betrug, der sich über mehrere Jahre hinzog. Also geht es um einen Lkw alle paar Monate. Viel ist das nicht, aber die Wortwahl suggeriert dies. „Tonnenweise“ ist ein Quasi-Kommentar in der Nachrichten-Überschrift: Das Wort steckt in unseren Köpfen, wir verstehen es als Synonym für „viel“ oder „maßlos“. Es ist so etwas Ähnliches wie der pompös daherkommende, bei heutigem Geldwert allerdings längst nichtssagende „Millionenschaden“: Es gibt in München kaum noch Immobilien, bei deren Brand diese Vokabel nicht passen würde.

Was lernen wir daraus? Vor dem Formulieren Gehirn einschalten. 😉

P.S.: Viele Zeitungsredakteure haben einfach kein Verhältnis zu Zahlen. Die Beispiele für die Verwechslung von Millionen und Milliarden oder amerikanischen Billions (= Milliarden) mit europäischen Billionen gehen sicherlich in die Tausende. Neulich musste die SZ sich korrigieren, weil jemand beim Gegenlesen einen vermeintlichen Fehler korrigiert hatte: Es waren tatsächlich echte Billionen, keine Billions gemeint – im Blatt standen dann harmlose Milliarden.

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