Es gibt Geschäfte, da zahlen wir drauf…

…da muss es dann die Masse bringen.

An dieses Kaufmanns-Bonmot erinnert eine Passage im Wirtschaftsteil der Süddeutschen vom 4. Dezember:

„…Lambertz … fertigt auch Artikel, die Handelsketten unter ihrem Logo verkaufen. Das sorgt für einen Ausgleich in dem knapp kalkulierten Geschäft mit Saisonartikeln. „Bei manchen Handelsmarken ist die Marge für die Hersteller nahe null“, klagt Hans Strohmaier, Vorstandsvorsitzender des Branchenverbandes Sweets Global Network.“

Noch mal zum Mitdenken: Obwohl der Hersteller an Hausmarken-Produkten praktisch nichts verdient, gleicht er damit die geringen Gewinne aus, die er mit dem unter Originalmarke verkauften Weihnachtsgebäck erzielt?

Das wirkt ähnlich überzeugend wie die Behauptung, Lambertz-Chef Hermann Bühlbecker habe die Lebkuchenmarken „Häberlein, Metzger und Weiss“ im Portfolio (Haeberlein-Metzger ist eine Marke, nicht zwei) oder die Aussage:

„Nach Heiligabend lassen sich Weihnachtsartikel, wenn überhaupt, nur noch mit großem Rabatt losschlagen. Was übrig bleibt, wird verschenkt oder weggeworfen.“

Das ist natürlich auch Unfug. Es würde bei einem kleineren Rabatt nur zu lange dauern, bis alle Reste abverkauft sind. So soll bis zur Inventur am Jahreswechsel die Saisonware aus dem Weg sein, vor allem müssen die fast leer gekauften Sonderverkaufspaletten im Weihnachtsdekor am Morgen des 27. Dezember verschwinden, weil der Platz für die Silvesterraketen benötigt wird. Deshalb kommt das Zuckerzeugs auf den Wühltisch, wo es grundsätzlich zum halben Preis verramscht wird – nicht zu irgendeinem „großen“ Rabatt. Es sind aber grundsätzlich nur geringe Restmengen, und die 50 Prozent Abverkaufsrabatt sind von vorneherein einkalkuliert und in die Kassen einprogrammiert. Wegwerfen oder verschenken muss kein Händler etwas, denn das Mindesthaltbarkeitsdatum ist stets noch Monate entfernt. Allenfalls stiftet er etwas den Tafeln.

Der Autor widerspricht sich überhaupt recht munter selbst. Den Aufhänger, nämlich den Rückzug von Bahlsen aus dem Saisongeschäft, erklärt er mit der pauschalen Begründung, die Weihnachtsware sei nicht rentabel genug, um dann fortzufahren, dass „Markenhersteller wie Lindt oder Kraft (Milka), die früher nur Ganzjahresartikel hergestellt haben“, sich „seit einigen Jahren immer stärker auf das Saisongeschäft“ stürzten. Was bitte ist Bahlsen, wenn kein Markenhersteller? Und wie lange verkaufen Lindt und Kraft schon Goldhasen an Ostern oder Weihnachtspralinen? 18 Jahre oder schon 25? „Früher“ ist verdammt lang her, und dass diese beiden Hersteller es verstehen, für sich selbst und den Handel damit wunderbar Geld zu verdienen, merkt jeder, der sich mal die 100-Gramm-Preise anschaut. Wenn Bahlsen das nicht schafft, liegt es nur an Bahlsen selbst, und nicht am bösen Handel.

Sie sind der oder die 1955. Leser/in dieses Beitrags.

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