Wahrscheinlich sind alle Geräte erfunden, die die Menschheit braucht. Warum sonst denkt sich jemand so etwas wie den Moxie Showerhead aus?
Die Firma Kohler muss man nicht kennen, es sei denn, man arbeitet als Sanitär-Installateur in Amerika. Dann allerdings kommt man kaum vorbei an dem Unternehmen, das im 19. Jahrhundert vom österreichischen Milchbauernsohn Johann Michael Kohler in Wisconsin gegründet wurde und in einem Kaff residiert, das nach der Gründerfamilie benannt ist. Die Kohler Company aus Kohler, Wi. stellt Badezimmer-Armaturen her und wirbt mit dem Slogan „The Bold Look of Kohler“, zu deutsch: die verwegene Optik von Kohler.
Wer gelegentlich in den USA unterwegs ist und vielleicht schon mal im Privathaus transantlantischer Freunde nächtigen durfte, weiß natürlich, dass der Standard-Geschmack dortiger Eigenheimbesitzer nicht ganz mit progressiv-europäischen Auffassungen von verwegenem Design kompatibel ist. Was in deutschen Nasszellen allenfalls noch als Retro-Look durchginge, füllt bei Kohler noch ganze Katalogseiten. Opas Zweihebel-Mischbatterie ist noch quicklebendig, die Auswahl an Vintage-Wasserhähnen beeindruckend. (Wer unbedingt meint, die Wassertemperatur einhändig justieren zu müssen, findet mit etwas Geduld auch das eine oder andere Modell im Grohe- oder Hansa-Look.)
Ausgerechnet diese Traditionsfirma aus dem Land der erdbebenfest an der Wand verschraubten Duschköpfe beglückt uns jetzt auch in Deutschland via Metro mit einem Produkt, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. Das Neue am Moxie Showerhead ist aber nicht etwa eine besondere Düsengeometrie für stufenlos zwischen Nieselregen und Kärcher justierbare Strahlschärfe. Ja, man sieht eigentlich überhaupt nicht, wo man irgendetwas verstellen könnte. Moxie besteht nur aus einem äußeren Düsenkranz und einem Segment in der Mitte, dessen Lochmuster an die Deckenlautsprecher alter Linienbusse erinnert. Kein Wunder: Es IST ein Lautsprecher. Kohler beschert uns den ersten Brausekopf, der uns beim Haarewaschen nicht nur Wasser ins Ohr spritzt, sondern auch Musik. Für jemanden, der wie ich in der oberbayerischen Hartwasser-Zone wohnt, mag der MP3-Bluetooth-Duschkopf sogar ganz praktisch sein – als akustischer Verkalkungsindikator: Rauscht die Musik stärker als das Wasser, wird es Zeit, zur Zitronensäure zu greifen.
Für den Fall, dass mir Moxie (85 Euro) zu teuer ist oder Entkalken keinen Spaß macht, bot mir die Metro aber noch eine preiswertere Möglichkeit zur verwegenen Beschallung an: StriimLight, eine Kombination aus LED-Leuchtmittel und Bluetooth-Lautsprecher, passend für eine handelsübliche E-27-Lampenfassung. Die Herstellerfirma Awox scheint aber etwas missverstanden zu haben, denn sie wirbt mit dem Slogan „Connected Things For A Smarter Home“. Zumindest dachte ich, das Smart Home habe etwas zu tun mit dem Internet der Dinge, in dem ich dereinst jede Glühbirne (ja, so alt ist diese Idee schon, dass man noch von Glühbirnen sprach!) via Internet werde ein- oder ausschalten können. Um aber mit StriimLight am hellichtem Tag Musik hören zu können, ohne mehr Strom als nötig zu verbrauchen, muss ich zuerst den Lichtschalter betätigen und dann die LEDs mittels mitgelieferter Fernbedienung wieder ausschalten. Wie verzweifelt müssen Techniker eigentlich sein, wenn sie das für eine smarte Idee halten?
Da kommt mir ein erschreckender Gedanke: Es wird doch wohl nicht wahr sein, dass wirklich bereits alles erfunden ist, was die Menschheit weiterbringt.
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