Für Apple-Fans sind die Schattenseiten der Selbstständigkeit am schwärzesten. Wer sich an die intuitive Bedienung von iTunes, iPhone & Co gewöhnt hat, erlebt einen kleinen Kulturschock, wenn er auf die Suche nach einer kaufmännischen Software geht, die sich auch dem Nichtkaufmann spontan erschließt. Dass der typische Mac-Entwickler Buchhaltung nicht sexy findet, liegt nahe; die Auswahl ist daher bescheiden. Aber auch im dominanten Windows-Lager erbarmen sich nur selten wirklich pfiffige Softwerker der Existenzgründer, die eigentlich Dringenderes im Kopf haben, als sich tagelang durch Handbücher zu quälen.
Selbst Kleinunternehmer können aber ohne Computer nicht arbeiten – oder ohne drei Sorten von Software: eine für die Gründungsphase, in der es gilt, einen Businessplan aufzustellen, eine für die Präsentation des Unternehmens im Internet und schließlich das lebenswichtige Alltagspaket mit Komponenten wie Auftragsbearbeitung, Warenwirtschaft, Rechnungswesen, Finanzbuchhaltung, Steuern und vielleicht Lohnabrechnung. impulse zeigt auf den folgenden Seiten besonders hilfreiche Programme.
Die Inhalte mögen dröge sein wie Katzenstreu, aber immerhin dürfen die Kunden heute die meisten Business-Programme drei bis vier Wochen lang kostenlos ausprobieren, wenn sie bereit sind, den Verkäufern ihre Kontaktdaten zu verraten. Bewährt sich das Produkt, kauft man den Lizenzschlüssel und arbeitet nahtlos damit weiter. Die besten Voraussetzungen haben Gründer mit solider kaufmännischer Ausbildung. Sie kommen selbst mit den sprödesten Programmen klar, deren Funktionsfülle den Nichtbetriebswirt erschlägt.
Für alle Startups, die expandieren wollen, ist wichtig, dass die Software mitwächst. Viele Entwickler bieten deshalb technisch einheitliche Produkte in mehreren Ausbaustufen an, wobei die billige Einsteigerversion allenfalls rudimentäre Cheffunktionen mitbringt; für Funktionen wie den elektronischen Entgeltnachweis (Elena) muss meist eine Lohnsoftware zugekauft werden. Steuerberater mit ins Boot nehmen Die Erfahrung lehrt übrigens, dass man vor der Entscheidung für das kaufmännische Paket am besten seinen Steuerberater zu Rate zieht – wobei es sein kann, dass der fürs Erste zu einer Onlinelösung bei Datev rät. Die ist nicht chic, aber auch nicht teuer, und man kann nach einer kurzen Einweisung wenig falsch machen.
Dass eine Software elegant wirkt, heißt wiederum nicht, dass sie in der Praxis perfekt ist. Klassiker wie Quickbooks, das – aus den USA kommend – in den 90ern ein großer Fortschritt war, schleppen viel Ballast mit, den der Hersteller schlecht abwerfen kann, weil Finanzdaten ja zehn Jahre lang lesbar bleiben müssen. Derlei Probleme bleiben dem Gründer zumindest beim rechnergestützten Verkaufen erspart: Der eigene Onlineshop ist heute billig und schnell aus Fertigteilen montiert. Zwar kann der Service im Ernstfall etwas ins Geld gehen. Aber dafür ist es egal, ob der Gründer Microsoft, Apple oder Linux auf seinem PC bevorzugt: Für Web-Software genügt ein einfacher, kostenloser Browser.
Ulf J. Froitzheim
aus dem impulse-Sonderheft Gründerzeit 1/2010
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