Folgenden Text schrieb ich 1994 – lange vor dem Verkauf des volkseigenen Milchbetriebs an Theo Müller – gemeinsam mit meiner Frau Angela, die ein paar Jahre zuvor in Weihenstephan ihr Diplom in Ökotrophologie abgelegt hatte, für die w&v werben & verkaufen:
Der bayerischen Staatsmolkerei Weihenstephan wird es im Süden zu eng. Mit einer neuer Firmenstruktur, einer erweiterten Produktpalette und professionellem Marketing will sie 1996 in ganz Deutschland die Nummer 1 unter den Premiummarken sein.*
Bayern, die auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof den ICE aus München verlassen, fühlen sich fast wie zu Hause. Pink leuchten ihnen von einer königsblauen Plakatwand zwei riesige Himbeeren entgegen – „der einzige Zusatz in unserem Quark“. Mit dieser bis zur Unwahrheit vereinfachten Aussage (die Zutaten Zucker und Joghurt werden verschwiegen) wirbt die Staatliche Molkerei Weihenstephan aus Freising jetzt überregional für ihr neues Leadprodukt.
Die Beeren sind die ersten Früchte einer Arbeit, für die der bayerische Staatsbetrieb im vorigen Jahr erfahrene Markenprofis engagiert hat. Zum 1. Juli kam Paul Ritter „Blaue Butter bringt Bayern beste Preise“ weiterlesen
Notebooks werden immer besser und beliebter. Kommt das Aus für stationäre Rechner im Büro?
Reisende mit mobilen Computern hat die Security-Truppe des Münchner Flughafens „Franz Josef Strauß“ ganz besonders auf dem Kieker. Während auf anderen deutschen Flughäfen das Handgepäck einfach geröntgt wird, müssen Reisende mit Rechner in München in eine extra Schleuse, ihr Gerät auspacken und auf eine Waage legen. Entspricht das Gewicht des Laptops oder Notebooks nicht dem offiziellen Sollwert, darf die kleine graue Kiste nicht an Bord – es könnte Sprengstoff drin sein.
Doch die amtlichen Aufpasser verlieren beim Wiegen zusehends den Überblick. Fast täglich kommen neue Modelle von DIN-A4-großen Notebooks, kleineren Sub-Notebooks und winzigen Palmtops auf den Markt, immer öfter blättern die Kontrolleure vergeblich in ihrer Liste. Notgedrungen, doch mit sichtlich schlechtem Dienstgewissen, lassen sie in solchen Fällen den Fluggast durch – und notieren fürs nächste Mal Typ und Gewicht der Rechenmaschine.
Die Ausstattungsvielfalt der neuesten Geräte läßt sich bald nur noch mit Hilfe einer umfangreichen Datenbank übersehen: Aus einem wachsenden Sortiment von Basismodellen, Zusatzspeichern, Modems und Reserveakkus kann inzwischen jeder Käufer seinen individuellen Mobilcomputer zusammenstellen ebenso unverwechselbar wie sein Auto. Die Extras, die dank eines weltweiten Standards mit dem Bandwurmkürzel PCMCIA (Personal Computer Memory Card International Association) auf fast alle Fabrikate und Modelle passen, sind ein zentrales Thema auf der diesjährigen Cebit.
Mit enormer Dynamik preschen die Tragbaren aus ihrer Marktnische hervor und machen den stationären Personalcomputern immer stärkere Konkurrenz. „Wir haben 1993 bei Notebooks europaweit etwa 35 Prozent zugelegt“, freut sich Werner Sülzer, der als Geschäftsführer der Deutschen Olivetti GmbH in Frankfurt unter anderem die Ladenkette Escom mit leistungsfähigen Leichtgewichten beliefert. Der US-Hersteller Apple, der dieses Marktsegment erst sehr spät entdeckte, macht inzwischen Milliardenumsätze mit seinen Powerbooks; im November war die erste Million der nicht ganz billigen Geräte verkauft. Auch andere führende Hersteller wie IBM, Compaq, Toshiba oder Hewlett-Packard liefern einander ein packendes Wettrennen um das jeweils leichteste, leistungsstärkste und preiswerteste Modell.
Der kompakte Notebook-PC entwickelt sich dabei zur treibenden Kraft der ganzen Hardwarebranche. Die Halbleiterhersteller sehen sich gezwungen, Prozessoren zu entwickeln, die immer weniger Strom verbrauchen und den Akku weniger schnell leeren. Ausgerüstet mit einem intelligenten Energiemanagement reicht eine Akkuladung inzwischen schon für bis zu zehn Stunden Betriebszeit.
Ähnliches gilt für die Entwicklung flacher Bildschirme, deren bedeutendstes Marktsegment im Bereich mobiler Computer liegt. Auch die Speicherproduzenten wurden zu Höchstleistungen getrieben. So glänzt das 1,8 Kilogramm leichte Sub-Notebook des japanischen Herstellers Toshiba mit einer Festplatte, auf die 120 Megabyte passen, mehr als viele Personalcomputer in Büros zu bieten haben. Apples neueste Version, die nur 100 Gramm schwerer ist, trumpft mit stolzen 200 Megabyte auf. Den Rekord hält Toshiba mit einem halben Gigabyte – mit diesem Volumen mußte vor zehn Jahren noch so manches Firmenrechenzentrum auskommen.
Die Mikrofestplatte hat dabei lediglich einen Durchmesser von 6,3 Zentimetern, ist zwei Zentimeter dick und wiegt ganze 220 Gramm. Alte Argumente fUr den Einsatz stationärer Rechner fallen derweil reihenweise der technischen Weiterentwicklung zum Opfer: Notebooks sind zunehmend grafik- und netzwerkfähig, Funktionen, die bisher Personalcomputern vorbehalten waren.
Um sich angesichts des hohen Ausstattungsniveaus selbst billiger Notebooks noch von der Konkurrenz abzuheben, investieren viele Hersteller jetzt in die Wettbewerbsfaktoren Ergonomie, Komfort und Robustheit. Der japanische Hersteller NEC machte voriges Jahr den Anfang mit einem intelligenten Verschlußriegel, der bequem mit einer Hand geöffnet werden kann, so daß der Laptop zum Aufmachen nicht abgelegt werden muß. In den Labors von AT&T wirft der Forscher Suresh Goyal immer wieder mutwillig nagelneue Computer auf den Fußboden, um das ideale Material für stabile Notebookgehäuse zu finden. Toshiba setzt auf Lithium-Batterien mit extralanger Betriebsdauer und eine Verschlüsselungskarte, ohne die der Rechner sich totstellt. Apple schließlich erfand für seine Duo-Zwitter die Powerlatch-Technik, die das Notebook solange im Dock festklammert, bis alle Dateien gesichert sind.
Kein Wunder, daß die Nachfrage nach Notebooks immer mehr anschwillt. Der Besitz der tragbaren Geräte ist längst kein Luxus oder Statussymbol mehr: Nach Einschätzung von Hans-Jörg Bullinger, dem Leiter des Fraunhofer-Instituts rur Arbeitswirtschaft und Organisation (lAO) in Stuttgart, ist „mobiles Computing eine der wichtigsten Herausforderungen für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit in den späten neunziger Jahren“.
Schon heute müssen sich die Unternehmen überlegen, wie sie künftig die Flexibilität nutzen wollen, die ihnen die mobilen elektronischen Gehilfen erlauben. „Fundamentale Änderungen der Arbeitsgewohnheiten“ seien dringend geboten, fordert Professor Ludwig Nastansky von der Universität-Gesamthochschule Paderborn: „Die vorhandenen Infrastrukturen können die neue, preisgünstige Technologie noch gar nicht verkraften“, so der Wirtschaftsinformatiker vom Institut für Kommunikation, Organisation und Planung. Mit anderen Worten: Die Anschaffung von Notebooks für den Außendienst zwingt dazu, den Innendienst entsprechend zu modernisieren.
So sind es vorerst die jungen Unternehmen, die die Vorteile der mobilen Datenverarbeitung konsequent ausnutzen. Als die Hamburger Verlagsgruppe Hoffmann & Campe vor einem Jahr ein Redaktionssystem für ihre neue Zeitung „Die Woche“ anschaffen mußte, verzichtete sie weitestgehend auf stationäre Computer. Statt dessen benutzen die Mitarbeiter sogenannte Duo-Modelle von Apple: Diese Zwitter bestehen aus einem Notebook und einer sogenannten Docking Station, die das Gerät am Büroarbeitsplatz bei Bedarf mit einem großen Bildschirm, einer normalen Tastatur, dem Stromnetz und dem redaktionellen Datennetz koppelt.
Dieser Hybridlösung, die in ähnlicher Form auch von Herstellern wie Zenith Data, Toshiba und Compaq propagiert wird, gehört die Zukunft. Denn damit sparen sich die Redakteure der „Woche“ die umständliche und zeitraubende doppelte Datenhaltung – das größte Ärgernis all jener, die im Büro einen stationären Computer und unterwegs ein Notebook benutzen.
Nur die Münchner Flughafenwache ist noch nicht auf den Dreh gekommen. Statt mühsam lange Listen zu führen, könnte sie die Gewichtsdaten sämtlicher Notebook-Komponenten elektronisch abspeichern. Am besten auf einem Notebook.
In das allgemeine Lamento über den technologischen Rückstand Deutschlands stimmt Andreas Rößler nicht ein. „Bei industriellen Anwendungen haben wir weltweit die Nase vorn“, triumphiert der Stuttgarter Arbeitswissenschaftler. Sein Fachgebiet wirkt auf den ersten Blick exotisch: Mit Hilfe „virtueller Realität“ simuliert er beispielsweise das Interieur von Häusern, die noch gar nicht gebaut sind.
Stuttgart gilt bei Insidern als Mekka des Cyberspace, wie die künstliche Welt aus dem Computer auch genannt wird. Dort suchen Wissenschaftler der Fraunhofer-Institute für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) sowie des Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) nach Abkürzungen des Weges von der Idee zum Produkt. Erste Nutznießer des ungewöhnlichen Know-hows sind Büro-Einrichter, die in imaginären Räumen Möbel rücken können, oder der Mannheimer Pharmakonzern Boehringer, dessen neue Abfüllanlage für Diagnostik in der synthetischen Bilderwelt des Cyberspace optimiert wurde.
Im kommenden Jahr werden nun auch Forscher von Mercedes-Benz die klobigen Bildschirmbrillen aufsetzen. Der Konzern ist industrieller Partner eines Sonderforschungsbereichs, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft eingerichtet hat. Das Ziel: „Rapid Prototyping“, zu deutsch: „Verkürzung von Entwicklungszeiten“.
Unter Federführung des Instituts für Arbeitswissenschaften und Technologiemanagement der Universität Stuttgart soll eine Software entstehen, die den Entwickler eines Produkts intuitiv arbeiten läßt. Mit imaginärer Knetmasse perfektioniert er per Handbewegung die Form des Gegenstands, der vor seinen Augen im Raum zu schweben scheint – in diesem Fall eines Autoteils. Der Computer checkt Abmessungen und Montagefreundlichkeit, schließlich werden die Daten an einen Roboter übermittelt, der ein maßstabgetreues Formmodell fräst.
Bisher werden, wenn sich ein Produkt entwicklungsbedingt ändert, mit hohem Zeitaufwand jeweils neue Prototypen hergestellt.
Das Mercedes-Engagement ist bisher noch eine Ausnahme in der Cyberspace-Szene. Denn die deutsche Großindustrie nähert sich der neuen Simulationstechnik nur sehr zögernd. „Aus diesem Grund können wir viele Ideen momentan nicht umsetzen“, hält Rößler den Konzernen vor. UJF
Weltweite Multimedianetze revolutionieren Arbeit und Freizeit. In den USA und Großbritannien fiel bereits der Startschuß.
AI Gore hatte nie viele Freunde in der Industrie. Das änderte sich schlagartig, als der einstige US-Senator an der Seite von Bill Clinton in den Wahlkampf zog. Mit seinem Rezept für eine Datenautobahn, ein weiträumiges Netz von Rennpisten für digitale Informationen aller Art, machte er der High-Tech-Elite des Landes den Mund wäßrig. Heute, nur ein Jahr später, sind viele Industriebosse schwer enttäuscht von dem grünen Vize: Den schönen Worten sind keine Taten gefolgt.
Gore, der zu diesem Thema neben einer Regierungskommission bisher nicht viel Konkretes vorweisen kann, scheint die Kritik allerdings nicht sonderlich zu beeindrucken. Im Gegenteil: Der Chefintellektuelle der demokratischen Partei legt es geradezu darauf an, daß die Industrie beim Aufbau der „nationalen Informationsinfrastruktur“ dem Staat die Initiative abnimmt.
Für die Wirtschaft – und das gilt für alle Industriestaaten – gibt es Gründe genug, das elektronische Wegenetz des globalen Dorfs von morgen mitzugestalten. Experten vergleichen den langfristigen Einfluß der neuen Technik auf die Gesellschaft bereits mit dem des Fernstraßenbaus in Deutschland nach dem Krieg.
So wird sich in der neuen, von der Informationstechnik bestimmten Welt nicht nur das Konsumverhalten der privaten Verbraucher wandeln. Auch viele Arbeitsabläufe werden sich dramatisch verändern.
Die Innovationen sind wie geschaffen für Gehbehinderte, Automuffel und notorische Stubenhocker. Unter anderem wird es im Jahre 2000 möglich sein, mittels fernsehtauglichem Personalcomputer, Telefon und Modem einen Film aus einer Videodatenbank ins Pantoffelkino zu zaubern, Waren zu bestellen, sich an interaktiven Fortbildungskursen zu beteiligen und vom heimischen Arbeitszimmer aus an einer Telekonferenz mit Kollegen und Geschäftspartnern teilzunehmen.
Die Infrastruktur – von Kabelfemsehnetzen über das Datenkommunikationssystem Internet bis zum Supercomputerverbund der National Science Foundation (NSFnet) – steht bereits zum Teil.
Europa, heute noch besser mit Hochleistungsnetzen bestückt als die USA, dürfte von den Staaten in dem Rennen um die Datenautobahn in den kommenden Jahren überholt werden. Auf dem alten Kontinent geht erst 1998 die Ära der staatlichen Fernmeldemonopole endgültig zu Ende – nach Ansicht von Experten um Jahre zu spät.
„Europa müßte den Telekommunikationsmarkt so schnell wie möglich liberalisieren“, so Gerhard Sundt von der Frankfurter Unternehmensberatung Gartner Group GmbH. Dann erst könnten sich schlagkräftige paneuropäische Allianzen formieren, die in der Lage wären, den Kontinent flächendeckend mit Multimediarennstrecken zu überziehen. Das neue Zweckbündnis zwischen France Telecom und ihrem Bonner Pendant Deutsche Bundespost Telekom erscheint Sundt dafür nicht potent genug.
Während Telekom-Chef Helmut Ricke noch Jahre warten muß, bis er seinem Unternehmen an der Börse Kapital für Investitionen besorgen darf, hat die Vision vom grenzenlosen Informationsverkehr an der New Yorker Wall Street bereits einen Goldrausch ausgelöst. Spekulanten – selbst eifrige Nutzer schneller Datennetze – jagen die Aktien potentieller Profiteure des Multimediarausches auf Rekordniveau. Besonders hoch im Kurs stehen die „Baby-Bells“, jene sieben regionalen Telekom-Netzbetreiber, die bei der Deregulierung des US-Telefonmarktes vor zehn Jahren aus dem Bell-System (heute AT&T Corp.) herausgelöst worden waren.
Am schärfsten beäugt wird derzeit die Bell Atlantic Corp. in Philadelphia. Denn Atlantic-Kapitän Raymond Smith hat im Oktober das Aufgebot für eine Elefantenhochzeit bestellt: Das Riesenbaby von der Ostküste (Jahresumsatz: 12,6 Milliarden Dollar) hat sich einen Kabelfernsehjumbo angelacht. Die beantragte Fusion mit der Tele-Communications Inc. (TCI), deren Wert auf 13,2 Milliarden Dollar taxiert wird, hat gute Chancen, im Guinness-Buch der Rekorde zu landen. Der Kaufpreis liegt bei umgerechnet 50 Milliarden Mark. Selbst Alfred Sikes, unter US-Präsident Ronald Reagan Chairman der Telecom-Kontrollbehörde FCC und heute Technologiechef des Verlagshauses Hearst in New York, schwärmt schon jetzt vom „Deal des Jahrhunderts“.
Der von langer Hand geplante Coup verändert die amerikanische Telekommunikationsindustrie grundlegend. So macht erstmals eines der Baby-Bells seinen Schwestern vor der eigenen Haustür Konkurrenz: Über die Fernsehkabel des Marktführers TCI will Smith auch Telefongespräche, Faxe und Daten übertragen. Das spült zusätzliche Dollar in die Kassen und bedeutet für über zehn Millionen Haushalte in 49 Bundesstaaten den Einstieg in die Multimedia-Ära. Während die europäische Telekom-Industrie bei diesem Thema fast ausschließlich professionelle Anwender im Visier hat, vertraut Smith dabei voll auf Computersimulation den Massenmarkt, Stichwort Video-on-Demand: Aus einer elektronischen Videothek kann der Benutzer per Fernbedienung fast jeden beliebigen Film bestellen.
Innerhalb der Europäischen Union sind derartige Ansätze bisher nur auf dem liberalisierten britischen Markt zu beobachten. Dort testen mehrere amerikanische Anbieter neue Kommunikationsangebote – selbst solche, die es nicht einmal in den Vereinigten Staaten gibt. So beliefert Videotron Corp., eine Tochter der kanadischen Telekom-Holding BCE, von London aus eine halbe Million Teilnehmer mit ihrem Zweiwegfernsehen Videoway. Es ermöglicht das Einkaufen am heimischen Bildschirm, interaktive Computerspiele und Sportübertragungen, bei denen der Zuschauer per Fernbedienung selbst Regie führen kann. Die Monatsgebühr von etwa 80 Mark ist keine Hürde, weil man über dieselbe Leitung billig telefonieren kann.
Auch in Manchester, Liverpool und Birmingham werden die Straßen für neue Kabel aufgerissen. Mit Southwestern Bell, US West und Nynex tummeln sich dort gleich drei Baby-Bells. Insgesamt wollen die Anbieter binnen drei Jahren zwei Milliarden Dollar in den Ausbau der Technik stecken. Weitere zehn Milliarden Dollar sind angepeilt.
Europäischer Vorreiter ist Großbritannien auch bei der Telearbeit: Gartner-Mann Sundt schätzt, daß dort jeder fünfte Arbeitnehmer – zumindest gelegentlich – daheim am Computer arbeitet; die Hälfte davon kann bereits per Modem mit dem Büro kommunizieren. „Der Produktivitätszuwachs ist erheblich“, hat Sundt beobachtet, „denn die 75 Minuten, die der Pendler pro Tag durchschnittlich im Auto verbringt, nutzt er lieber produktiv für den Arbeitgeber.“
Die britische Marktforschungsgesellschaft Ovum Ltd. sagt denn auch einen anhaltenden Boom der elektronischen Heimarbeit voraus: Die Zahl der festen Tele-Arbeitsplätze in Europa und Nordamerika soll von heute 600.000 auf 5,3 Millionen im Jahr 1997 und 11,7 Millionen im Jahr 2000 steigen. Das jährliche Geschäft mit Hardware, Software und Gebühren explodiert laut Ovum in den kommenden sechs Jahren von 2 auf 33 Milliarden Dollar.
Den Bewohnern von Telluride im US-Bundesstaat Colorado machen derlei Prognosen Angst: Seit US West einen Internet-Anschluß für Fernarbeiter in ihr stilles Bergdorf gelegt hat, befürchten sie einen massiven Zuzug aus der Stadt.
Viele Wissenschaftler, Ingenieure und Computerspezialisten arbeiten via Internet bereits heute in virtuellen Teams weltweit zusammen. Softwareprogrammierer in Indien oder Osteuropa sind so mit ihren Auftraggebern in Deutschland oder den USA elektronisch vernetzt. Selbst das abgelegenste Dorf wird so direkter Nachbar von Berlin, Tokio und New York.
Dieser Archiv-Beitrag ist nur noch unter branchenhistorischen Gesichtspunkten von Bedeutung und hat keinerlei Bezug zur Software AG der Gegenwart. Die Software AG ist inzwischen an der Börse notiert und wird nicht mehr wie beschrieben von zwei Stiftungen beherrscht.
Software AG
SCHNELL AUF TALFAHRT
Die Darmstädter Software AG, langjährige deutsche Programmierperle, gerät zunehmend in Bedrängnis. Die Ursachen: unklare Produktstrategie, autokratische Führung, Fluktuation im Management und eine eigentümliche Rechtskonstruktion.
Auf eine Vorlesung über quantenphysikalische Phänomene waren die Wirtschaftsjournalisten nicht gefasst, die zur diesjährigen Bilanzpressekonferenz der Software AG nach Frankfurt gekommen waren. Doch Peter Schnell (55), Vorstand und quasi Alleinherrscher in Deutschlands exportstärkstem Softwarehaus, war in seinem Eifer nicht zu bremsen.
Alles durchdringende kosmische Strahlen, dozierte der Darmstädter Unternehmer und Diplom-Mathematiker, würden eines Tages der Entwicklung immer leistungsstärkerer Computerchips ein Ende bereiten. „Vor Höhenstrahlung kann man sich nicht schützen“, echauffierte sich Schnell über den seines Erachtens unsinnigen Fortschritt in der Siliziumtechnik, „da müssen Sie schon in Bergwerke gehen, bis in 8000 Meter Tiefe.“
Dabei waren esoterische Hardware-Fragen so ziemlich das letzte, was die Presseleute von Schnell beantwortet haben wollten. Kopfschüttelnd verließ einer nach dem anderen den Saal. Doch verbissen zog der Firmenpatriarch sein Referat durch – und erläuterte anhand von Bits und Bytes seine höchst individuelle Sicht der EDV-Welt. „Software AG: Schnell auf Talfahrt“ weiterlesen
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Diesen Aufwand muss ich aufgrund der DSGVO leider treiben, denn ich setze harmlose Session-Cookies ein, die es der Verwertungsgesesellschaft Wort erlauben, die Zugriffe auf Texte zu zählen; wenn genügend unterschiedliche Personen dieselbe Seite lesen, bekomme ich von der VG Wort Tantiemen. Das macht mich nicht reich, aber warum sollte ich auf Geld verzichten, das mir von Gesetz wegen zusteht?
Und was passiert da genau? Also: Session-Cookies sind kleine Informationseinheiten, die vollautomatisch im Arbeitsspeicher Ihres Computers abgelegt werden. Sie enthalten eine zufällig erzeugte eindeutige Identifikationsnummer, eine sogenannte Session-ID. Wie alle Cookies enthalten sie Angaben zu ihrer Herkunft und Speicherfrist. Session-Cookies können keine anderen Daten speichern.
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