Pressefoto Bayernklischee

„Bayern – Land und Leute“ heißt traditionell eine der Kategorien des Wettbewerbs „Pressefoto Bayern“, der vom Bayerische Journalisten-Verband ausgerichtet wird. Jedes Jahr verstehen das einige Teilnehmer absichtlich falsch als Aufforderung, landwirtschaftliche Motive einzureichen, die mehr den Lederhosen- als den Laptop-Freistaat abbilden. Es vergeht auch kaum ein Jahr, in dem der Betrachter des Katalogs oder der Besucher der Wanderausstellung nicht mindestens eine Kuh zu sehen bekommt. Nur: Auf dem Siegertreppchen landet man mit solchen Werken normalerweise nicht. Sie sind, wie so manches belanglose Schmunzelbild, nur Grundrauschen.

Dieses Jahr ließ sich die Jury hinreißen, einige sehr vertraut wirkende Rindvieh-Fotografien sogar mit dem Preis für die beste Serie zu würdigen. So bekommt das Ochsenrennen in Münsing, das alle Schaltjahre wieder ausgetragen wird, schöne Publicity. Dass man den Bildern nicht ansieht, ob sie 2012, 2008, 2004 oder noch viel früher aufgenommen wurden, kann man dem Urheber nicht anlasten, der handwerklich sauber gearbeitet hat, wohl aber der Jury. Wer das Klischee vom rückständigen Bajuwaren bedient, indem er sich ein touristisches Ereignis ausguckt, das nur alle 1461 Tage mal etwas mit einer örtlich sehr begrenzten Lebenswirklichkeit zu tun hat und dann wieder vier Jahre nichts mit bairischem Leben, der sollte nicht gerade mit einem solchen Preis belohnt werden. Pressefoto Bayern wurde mal gegründet, um der Bevölkerung zu vermitteln, wie wichtig die Arbeit von Bildjournalisten ist, um die Entwicklung des Landes und seiner Gesellschaft zu dokumentieren. Zeitlose Postkartenmotive mögen gefällig sein, aber sie sind: journalistisch irrelevant.

40 Millionen € für das Aus der FTD…

…sind eine Menge Holz.

Ich weiß jetzt nicht, was neben Abfindungen an Nebenkosten in dem Betrag steckt, aber die Größenordnung liegt bei mehr als 100.000 € pro Redaktionsmitglied (also weit mehr als einem durchschnittlichen Journalistengehalt) oder dem kumulierten Defizit mehrerer Jahre.

Die freien Mitarbeiter bekommen keinen Cent, dafür aber Konkurrenz durch die Geschassten, die noch keinen neuen Job haben und hoffen, dass bleibt, wer schreibt. Alle verlieren also – die einen die gut bezahlte Festanstellung, Verlag und Freie Geld. Klarer Fall von Managerismus.

Was wäre die Alternative (gewesen)?

Wo Anzeigenabteilungen von Profit Centers zu Loss Centers degenerieren, ist es schlau, das anzeigenlastige Geschäftsmodell zu verschrotten und dem Leser eine gute und eine schlechte Nachricht zu präsentieren. Die Gute: Jetzt ist ER der Kunde, er ist nicht mehr das Vermarktungsobjekt, das dem Inserenten verkauft wird. Die Schlechte: Er muss mehr bezahlen. Aber nicht so viel mehr, dass er Verluste im bisherigen Umfang ausbügeln müsste. „40 Millionen € für das Aus der FTD…“ weiterlesen

Was wusste ich über Jobs, das Isaacson noch nicht wusste?

Walter Isaacsons Steve-Jobs-Biografie hatte ich mir nicht geleistet, weil mir das nach dem Tod des Apple-Gründers nicht mehr wichtig war. Jetzt habe ich einen Hinweis darauf entdeckt, dass der Autor (der im Gegensatz zu mir persönlichen Zugang zu Jobs hatte) ein von mir kalt* geschriebenes Jobs-Porträt als Quelle verwendet haben soll – und zwar entnehme ich dies einer Website, die mir wie ein digitaler Raubdruck erscheint. Falls hier jemand das Original hat: Könnten Sie bitte mal im Quellenverzeichnis nachschauen? Laut der Schwarzkopie hätte Isaacson das Medium (die „Capital“) nicht erwähnt; statt dessen steht dort das Ressort („Unternehmen“).

Ich bin da einfach neugierig. Hätte Isaacson mich angemailt, hätte ich ihm natürlich verraten, wo ich meine Information gefunden hatte – in seinem Heimatland USA.

* „Kalt“ heißt vom Schreibtisch aus, also per Telefon und Internet recherchiert. So muss man leider arbeiten, wenn der zu Porträtierende für Journalisten keine Zeit und/oder die Redaktion für große Reisen kein Budget hat.

Nochmal pressw0rds

Gerade kam eine Mail rein: Auf pressw0rds stehe eine „neue“ Information über die Kolibri Power Systems AG:

Ein pressw0rds Leser lieferte folgenden Hinweis, dass Mirko Hannemann nicht mehr im Vorstand der Kolibri Power Systems AG ist.

Tja, wer dieser Leser war, dürfen sich die anderen Leser selbst zusammenreimen, falls ihnen mein Kürzel nicht geläufig ist. Die folgenden Informationen stammen übrigens nicht von mir – und sie stimmen auch nur teilweise. Frank Mattke ist beispielsweise bereits am 12.1.2011 (!) als Gesellschafter aus der DBM Enterprises ausgeschieden, die daraufhin zur Holding für die DBM Energy wurde.

Interessant ist aber der Hinweis auf die Vermögensbeteiligungsgesellschaft spv Energy. Von der hatte ich noch nichts gehört, obwohl sie schon fast ein Jahr alt ist. Der Hinweis muss von einem anderen Leser stammen.

Foulspiel bei Pressw0rds

Soso, das anonym betriebene, pseudo-medienkritische Blog „pressw0rds – Analyse einer Berichterstattung“ wird also tatsächlich von jemandem betrieben, der meint, dumme Spielchen treiben zu müssen. Wie hier schon dargestellt, unterstellt mir diese Person schlechte Recherche. Ich hatte nicht erwartet, dass sie meine Replik freischalten würde, denn sie hat schon einmal einen bissigen Kommentar von mir gelöscht. Quod erat demonstrandum.

Nun gut, meine Gegendarstellung ist online, und ich denke, wer an dem Thema interessiert ist, wird sie finden – und weiß spätestens jetzt, was von pressw0rds zu halten ist. (Wer die Berichterstattung über die Kolibri-Akkus selbst analysiert hat, weiß es natürlich schon länger.)