BR wirbt für Henri – nicht Maske, sondern 4

Was einem so alles unterkommen kann, wenn man am ersten Sommerzeitmorgen durch die Wohnung geistert, um all die eingebauten Uhren seiner Geräte umzustellen, und dann beim DVD-Rekorder ankommt: Da läuft dann im Bayerischen Fernsehen eine Sendung, in der eine so gereifte wie landhausmodische Fitness-Trainerin neben zwei belederhosten Statisten hockt – auf wackligen Biergartenstühlen! – und bettflüchtigen Senioren vormacht, wie sie sich, auch ohne Sport zu treiben, gelenkschonend ein Minimum an Beweglichkeit erhalten können: mit angedeuteter Schuhplattlerei im Sitzen. Eine wunderbare Lästervorlage für Kalkofe, Welke, Priol oder Raab.

Gleich danach der nächste Kulturschock für den Gebührenzahler: Ein Werbespot. Am heiligen Sonntag just in dem Sender, der künftig von einem christlichsozialen Ex-Bundesregierungssprecher in spe geleitet werden soll, welchselbiger einst ein treuer Adlatus von Edmund Stoiber war, der wiederum die Reklame ganz aus dem öffentlich-rechtlichen Programm verbannt wissen wollte. Noch mal: Werbung sonntags, im an sich werbefreien Dritten. Kinowerbung, ein gekürzter Trailer für das aktuelle Werk von Josef-Albert („Jo“) Baier, getarnt als „Kinotipp“ ohne jegliche redaktionelle Alibi-Vertonung.

Wie das? Nun, der Bayerische Rundfunk hat den beworbenen Historienschinken mit dem weichkäsehaften Titel subventioniert. Noch schlimmer, der Film wird als „Henri Vier“ – also „Hännnrie“ wie Nannen oder Maske – angepriesen, und die Vier wird auch noch mit der arabischen Zahl 4 dargestellt. Daran mag ja primär Produzentin Regina Ziegler schuld sein, aber wer zahlt, schafft an – und Zahlmeister waren nicht unmaßgeblich die ARD-Anstalten. Ohne deren Zuschüsse hätte die 20-Millionen-Euro-Produktion nicht in dieser Form funktioniert.

Wenn ich mich also schon am Sonntagmorgen vom BR mit Werbespots belästigen lassen muss, bestehe ich darauf, dass der Bourbone aus der Gascogne wenigstens korrekt benannt wird, getreu dem Bildungsauftrag der Anstalt. Zur Auswahl stehen:

– Heinrich IV. (sprich: Heinrich der Vierte )

– Henri IV (sprich: ãri‘ katr)

– Henri de Bourbon

– Henri le Béarnais

– Enric

Aber bitte nichts auf dem sprachlich-kulturellen Niewo von Marie-Antäunätte, Luuies Vierzehn oder Tscharls Atznawur!

Der Film scheint übrigens Werbung dringend nötig zu haben:

„In erster Linie erzählt Baier Henris Leben als das Leben eines Wollüstlings, der immer wieder mit neuen Frauen im Bett gezeigt wird. Diesen Szenen und hier wieder den zweifellos wohlgeformten Brüsten der diversen Darstellerinnen widmet die insgesamt sehr geschmäcklerische Kamera Gernot Rolls besondere Aufmerksamkeit – da hätte manches besser ins bayerische Lederhosenkino der frühen 70er gepasst, als zu diesem Stoff.“

„Ein billig wirkender, langatmiger, in vielem hundsmiserabler Film, und eine Verschwendung von Fördergeld, wie man sie lange nicht erlebt hat.“

Rüdiger Suchsland auf artechock.de

Konter-Revolution (Blaue Tonne IV)

Elke und Thomas Konter, eifrige Unterschriftensammler aus Kaufering pro Blaue Tonne, haben die Tagblatt-Redaktion besucht. Dort scheint man noch zu glauben, es gebe auch Gegner der Papiertonnen (außerhalb des Kreistags und der Vereinsvorstände, meine ich). Natürlich müssen die Contras der Konters zu Wort kommen. Audiatur et altera pars. Allein: Wenn es diese Leute gibt, sind sie sehr schweigsam und nicht gerade kämpferisch – oder sie sind Internet-abstinent. In meiner Wortpresse ist jedenfalls noch nicht ein einziges Argument GEGEN die Tonne gepostet worden – und ich habe ALLE Kommentare freigeschaltet. Stimmen pro Tonne dagegen kommen aus dem ganzen Landkreis: Leeder, Pürgen, Weil, Landsberg, Dießen, Kaufering, Windach und und und…

Für diejenigen, die sich noch nicht zur Blaue-Tonne-Mailingliste angemeldet haben, hier die Kontersche Rundmail zu dem Gespräch: „Konter-Revolution (Blaue Tonne IV)“ weiterlesen

Venceremos, Fidel Eichner (Blaue Tonne III)

Die Leser-Kommentare hier und beim Kreisboten zeigen überdeutlich, dass für den Landrat und den Kreistag der Schuss nach hinten losgegangen ist.

Die Aufgabe von Kommunalpolitikern besteht ganz sicher nicht darin, mit formaljuristischen Filibustereien den Bürgern klarzumachen, dass sie Untertanen sind und gefälligst der Obrigkeit (die es laut Grundgesetz gar nicht mehr geben dürfte) zu gehorchen haben. Genauso fühlen sich die Leute aber behandelt: von oben herab. Es ist bezeichnend, dass niemand, wirklich niemand Partei für unsere kommunalen Führungskräfte ergreift.

Bedauerlich, dass die Verantwortlichen nicht die Chance nutzen, zur Kritik Stellung zu nehmen. „Venceremos, Fidel Eichner (Blaue Tonne III)“ weiterlesen

Kommunalpolitik für die Mülltonne (Blaue Tonne II)

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.


.

.

.

.

Wenn man aus gegebenem Anlass erst mal anfängt, sich näher mit einem so …ähem… spannenden Thema wie Abfallwirtschaft zu befassen, kommt man zu erstaunlichen Erkenntnissen. Dass wir jetzt wieder unser Papier und unsere Pappe selbst wegfahren und dabei manchen Liter Benzin verheizen dürfen, hat eine juristische, eine politische und eine wirtschaftliche Vorgeschichte – und die sind miteinander verknüpft.

Was da alles im Spiel ist, fällt dem Normalbürger aber nur auf, wenn er zufällig einmal bei der Entleerung seiner Mülltonne anwesend war und den Laster (bzw. dessen Logo) genau angeschaut hat und/oder die Lokalpresse ständig aufmerksam verfolgt. (Ich gestehe zu meiner Schande, dass ich aus alter Gewohnheit die Süddeutsche lese, aber leider nicht das Landsberger Tagblatt – und dass ich den Kreisboten, den mir Herr Ippen freundlicherweise wöchentlich kostenlos zukommen lässt, nicht immer von vorn bis hinten studiere.) „Kommunalpolitik für die Mülltonne (Blaue Tonne II)“ weiterlesen

Klimaschutz Landsberger Art (Blaue Tonne I)

Es war einmal eine Firma Remondis, die stellte allen Bürgern, die das wollten, eine große Mülltonne mit blauem Deckel gratis vors Haus. Die konnte man mit alten Zeitungen, zerlegten Pappkartons und Reißwolfschnitzeln vollstopfen und gratis leeren lassen. Das aber missfiel dem Kreistag von Landsberg am Lech, und so beschlossen die Volksvertreter, damit müsse wieder Schluss sein. Das Altpapier und die Pappe der Bürger sind nach Auffassung des Landkreises dessen Eigentum, welches der Bürger an einem der dafür bereit gehaltenen Wertstoffhöfe abzuliefern hat. Statt eines einsamen Lastwagens, der sich nur alle paar Wochen in den Gemeinden blicken ließ, fahren jetzt wieder Tausende Privatautos durch die Gegend, machen Lärm und Abgas, Bürger vertun Zeit und verpulvern Geld für Sprit.

So ist das hier bei uns: Die Firma, die mir kostenlos eine umweltfreundliche und ausdrücklich erwünschte Dienstleistung erbrachte, wird verjagt, während die Behörden tatenlos zusehen, wie uns irgendwelche dubiosen Lumpensammler regelmäßig grässliche Plastikwaschkörbe vor die Haustür schmeißen, in die wir aber bitte nur gut erhaltene Schuhe oder Textilien legen sollen.

Und jetzt frage bitte niemand, wer in unserem Kreistag die Mehrheit stellt. Wir leben in Bayern.