Fossil verstümpert Kundendialog

Irgendwann Anfang des Jahrtausends habe ich mir eine sehr schöne Uhr geleistet, sehr flach, unaufdringlich, dänisches Design. Skagen heißt die Marke. Leider war das Teil von Anfang an nicht ganz dicht. Bös gesagt: Die Uhr sparte die Wünschelrute. Sobald man auch nur eine gedachte Wasserader überschritt, beschlug das Glas von innen. Eine Uhr, die als „wassergeschützt“ klassifiziert ist, sollte man nicht bei jedem Händewaschen ablegen müssen. Jedenfalls wurde die Skagen mehrfach vom Uhrmachermeister trockengelegt – und dampfte immer wieder zu. Jetzt blieb sie stehen, vermutlich Korrosion im Uhrwerk.

Was der Hersteller Fossil damit zu tun hat? Nun, er vermarktet seit ein paar Jahren das pseudoskandinavische Fabrikat. Dazu gehört die Behauptung, für Skagen gelte eine „lebenslange“ Garantie, sofern kein „unautorisiertes“ Personal die Uhr gewartet oder repariert habe. Das ist natürlich Grund, nachzufragen, wie das konkret zu verstehen ist. Bis ans Ende meiner Tage oder das der eher gezählten Tage meiner Uhr? Hätte ich bei jedem Batteriewechsel das Zertifikat des Wechslers verlangen müssen? Mit einer pfiffigen Antwort auf solche spitzen Fragen kann ein Unternehmen nicht nur bei mir punkten. Bei Fossil sind sie aber alles andere als pfiffig. Damit ist auch Skagen bei mir durch. Schade.

Hier der Kundendialog im Wortlaut – als Beispiel, wie man nicht reagieren sollte: „Fossil verstümpert Kundendialog“ weiterlesen

SZ vergurkt Mindestlohn-Aufmacher

„Mindestlohn treibt die Preise“, konstatierte die Süddeutsche in ihrem gestrigen Aufmacher. Taxifahren könnte im Bundesdurchschnitt um 25 Prozent teurer werden, in manchen Regionen auch um mehr als die Hälfte, schreibt das Blatt unter Berufung auf den Taxler-Präsidenten Michael Müller.

Dann rechnen wir doch mal nach, ob das plausibel ist. Die Fahrer werden derzeit nicht pro Stunde bezahlt, sondern nach Umsatz. Umgerechnet soll der Stundenlohn bei 6 bis 6,50 Euro liegen. Nehmen wir die Mitte, also 6,25 Euro, so steht eine Erhöhung der Lohnkosten um 36 Prozent an. Damit 36 Prozent mehr Lohn die Dienstleistung um 25 Prozent verteuern, müsste der Lohnkostenanteil bei etwa 70 Prozent liegen. Aber ist das so?

Schauen wir mal in einem Taxi-Branchenportal nach den Laufleistungen der Fahrzeuge. „SZ vergurkt Mindestlohn-Aufmacher“ weiterlesen

dm Drogeriemarkt spielt mit falschen Karten

dm-GewinnspielBisher habe ich dem dm-Drogeriemarkt immer vertraut. Seit heute tue ich das nicht mehr.

Heute lag nämlich ein Flyer für ein Werbe-Preisausschreiben im Briefkasten, der zum Himmel stinkt. Zwar steht unter „Datenschutz“ folgende Behauptung:

„Für die Teilnahme am Gewinnspiel ist die vollständige Angabe von Namen und Adresse erforderlich. Diese Daten werden von dm (sic!) ausschließlich zur Durchführung des Gewinnspiels genutzt, insbesondere (sic!) zum Versand der Gewinne. Nach Abschluss des Gewinnspiels werden sämtliche Teilnehmer-Daten vollständig gelöscht.“

Glaubwürdig ist das leider überhaupt nicht. Verräterisch ist schon mal die Einschränkung „insbesondere“. Wenn etwas „insbesondere“ auf eine Weise genutzt wird, dann wird es gerade nicht ausschließlich so genutzt. Der Satz ist also ein Widerspruch in sich. „dm Drogeriemarkt spielt mit falschen Karten“ weiterlesen

Bei ebay liegt Hongkong in Deutschland

Heute habe ich bei ebay Speicherchips gesucht. Die erste Ergebnisseite füllte sich mit Angeboten eines und desselben Anbieters, der auf einer britischen Kanalinsel sitzt – nicht unbedingt eine Standortwahl, die mein Vertrauen weckt. Also schränkte ich die Auswahl auf „Deutschland“ ein, fand gute Ware am Standort Moers am Niederrhein und klickte angesichts von 99,und Prozent positiven Bewertungen, einem Text in gutem Deutsch und einem denglischen Namen auf „Kaufen“.

Ich war zu schnell. Wie sich herausstellte, sitzt der Anbieter in Hongkong, „Bei ebay liegt Hongkong in Deutschland“ weiterlesen

Call-by-Call abzuschaffen ist Verbraucherschutz

Wer mal wieder Lust auf eine richtig scheinheilige PR-Nachricht hat, sollte mal hier zu Tele 2 klicken. Oder hier.

Das ist ein Anbieter so genannter Sparvorwahlen, mit denen Menschen, die sich in der Telekommunikation nicht so gut auskennen, mit etwas Glück ein bisschen weniger, oft aber sehr viel mehr fürs Telefonieren bezahlen als beim Magenta-Riesen. Zeh-nTele 2, das sind die mit der hirn zehenamputierten Werbung: Null Zeh’n am linken Fuß, drei Zeh’n am rechten. Man möchte fast schon vor dem Beschreiten der Eselsbrücke laut i-aaah schreien, weil einem der Phantomschmerz in die Zehn, äh, Zehen schießt.

Das Unternehmen, in den Frühtagen der Liberalisierung des Telefoniemarkts von der schwedischen Kinnevik-Gruppe gegründet, hat jetzt Angst, dass es seine Vorwahl 01013 bald nicht mehr nutzen darf, die man Gespräch für Gespräch („Call-by-Call“) vor der eigentlichen Rufnummer wählen kann, sofern man Telekom-Kunde ist. Die böse Kommission in Brüssel ist schuld. Sie rät den Mitgliedsstaaten der EU, die Vorwahl vor der Vorwahl abzuschaffen. Und die Bundesnetzagentur wäre sehr gut beraten, dem Rat zu folgen. „Call-by-Call abzuschaffen ist Verbraucherschutz“ weiterlesen