Der Bär von Redmond tappst von dannen

Aus gegebenem Anlass aus dem Archiv hervorgeholt: ein Ballmer-Porträt von 2001. 

 

MICROSOFT-CHEF STEVE BALLMER MACHT SICH NIE WICHTIG. WARUM AUCH? SEIT 20 JAHREN IST ER UNERSETZLICH BEIM SOFTWARE-WELTMARKTFÜHRER.

Connie Ballmer hätte allen Grund zur Eifersucht. Steve, ihr Göttergatte, liebt nicht nur sie und ihre drei Söhne. Er hat noch eine Flamme nebenher. Seit die Kinder auf der Welt sind, verbringt er zwar ein Drittel weniger Zeit bei dieser – so etwa 60 Stunden pro Woche. Aber bis er 50 wird, also 2006, hat Steve Ballmer keinerlei Absicht, an dieser intensiven Liaison etwas zu ändern. Steves Gefühle sind so stark, dass er sie manchmal vor versammelter Mannschaft, sprich: vor seinen Untergebenen bei Microsoft, hinausposaunt: “Ich liebe diese Firma!!!!” Wobei vier Ausrufezeichen nötig sind, um nur ansatzweise einen Eindruck von der Stimmgewalt zu vermitteln, die diesem massigen Gefühlspaket von einem Mann zu Eigen ist.

Beklagen kann sich Mrs. Ballmer wegen ihrer Konkurrentin nicht. Als frühere PR-Expertin bei Microsoft musste Sie schon von Berufs wegen wissen, worauf sie sich – abgesehen von einer ultimativen finanziellen Sicherheit – einließ, als ihr der Top-Manager und drittgrößte Aktionär des mächtigsten IT-Unternehmens der Welt die Ehe antrug.

Steven Anthony Ballmer, geboren am 24. März 1956 im Detroiter Vorort Farmington Hills, hatte längst Erfahrungen über das Leben in Zweisamkeit gesammelt, bevor er und Connie sich näher kamen. Seit 1980 verbrachte er einen großen Teil seiner wachen Stunden in eheähnlicher Arbeitsgemeinschaft mit seinem besten Freund, dem Microsoft-Gründer William Henry Gates III… Mehr hier.

 

Post aus Seattle, Washington

Aus aktuellem Anlass kleine Rückblende ins Archiv: ein zwölf Jahre altes Porträt über Jeff Bezos

Fliesen-Verleger

Thomas Koch, Grandseigneur emeritus der deutschen Mediaplaner, „Mr. Media“ der w&v und ein besserer Kenner des Zeitschriftenhandwerks als die allermeisten Chefredakteure, teilt sehr zu recht aus. Eigentlich müsste man den ganzen Text mit dem Textmarker hervorheben, denn jedes Wort ist wahr und klug, richtig und wichtig.

Ich beginne das Zitat mit der Stelle, wo er aus dem Mut der Verzweiflung geborene suizidale Blödheit geißelt:

„Ganz Mutige – wie ein Großverlag in Hamburg – bemühen sich nicht einmal mehr, ihr Angebot zu verschlüsseln: Für zwei bis drei Anzeigenseiten gibt es eine redaktionelle Seite gratis. Basta.

Wenn diese Zeitschriften eingehen, werden wir ihnen nicht nachtrauern. Ich würde nicht einmal auf ihre Beerdigung gehen.

Aus Verlagen werden Fliesenleger

Das sind keine Verlage mehr. Denn Verlag kommt von Verlegen. Verleger waren früher Journalisten, die ihre redaktionelle Hoheit beschützten wie Jeanne d’Arc die Freiheit. Heute sind sie wie Fliesenleger, die schwarz arbeiten – ohne Mehrwertsteuer und ohne Qualitätsversprechen. Ihnen fehlt sogar die strategische Intelligenz zu begreifen, dass sie mit dem Geschäft „Redaktion gegen Anzeigen“ ihre wertvollsten Leser verlieren: Die einzigen, die sie in Zukunft noch zu Werbeerlösen machen könnten. Alle anderen Leser sind billig zu haben – bei den bekannten Gammel-Medien an jeder Straßenecke.“

Diesen Absatz fette ich aber jetzt wirklich, weil er mich stolz macht, schon Anfang 1998 erkannt zu haben, dass da im fernen Hamburg eine Chefredakteurin sitzt, die man eigentlich sofort klonen müsste.

„Der letzte Ausweg wäre für manche Verleger ein einstündiges Seminar bei einer in diesen Fragen fachkundigen Expertin, zum Beispiel bei Gabriele Fischer von „Brand eins“. Sie kann trefflich referieren über Positionierung, über Differenzierung, wie man den unmoralischen Rabattforderungen der Agenturen begegnet, über Nachhaltigkeit. Rechnen Sie bitte damit, dass sie ein moderates Honorar verlangt.“

Der pressw0rds-Kolibri schlägt wieder mit den Flügeln

Als ich die brandeins-Story „Kurzschluss“ über die obskure Batteriefirma DBM Energy recherchierte, war eine der zu beobachtenden Quellen ein anonym geführtes Blog namens pressw0rds. Von dort erhalte ich nach wie vor eine E-Mail, wenn ein neue Beitrag gepostet wird.

Gestern kamen zwei Nachrichten:

1.     Kolibri Akku und Raywaver

Die Firma Raywaver International bietet den Kolibri Akku in Kombination mit Ihrer Raywaver Vertikal-Kleinwindkraftanlage an (deutsch /english)…

Demnach wäre der rätselhafte Akku aus dem abgefackelten Audi A2 electric jetzt als Zubehör eines alternativen Energieprodukts lieferbar. Raywaver sagte mir nichts, aber ich schaute auf der Website nach – und entdeckte nichts zu dem Akku. Google meldet eine im Januar 2013 erstellte PDF als einzigen Treffer für die Kombination Kolibri und Raywaver. Das Dokument findet sich bei einem deutschen Unternehmer namens Dieter Müller, dessen spanische Firma mit kleinen deutschen Beteiligungsgesellschaften verbandelt ist, die auch keiner kennt, die auch schon lange keine Bilanzen mehr an den elektronischen Bundesanzeiger geschickt haben und zuletzt offenbar von einem Berliner Rechtsanwalt treuhänderisch geführt wurden.  „Der pressw0rds-Kolibri schlägt wieder mit den Flügeln“ weiterlesen

Telekom, Netzneutralität und DAUs

Voriges Jahr habe ich einige Prügel eingesteckt, weil ich in der brand eins die „Gute Frage“ zu beantworten versucht hatte, warum das Netz eigentlich neutral sein soll.

Jetzt bekommt die seinerzeit eher theoretisch geführte Debatte einen konkreten aktuellen Aufhänger: Die Deutsche Telekom will das Datenvolumen auch im Festnetz deckeln. Ich hatte das Stichwort „Verursacherprinzip“ angeführt: Wer viel konsumiert, sollte vielleicht auch mehr zahlen als der, der wenig konsumiert.

Leider ist die Telekom nicht wirklich konsequent. Sie deckelt das Volumen abhängig vom gewählten Bandbreitentarif. Dem Inhaber eines 16.000-DSL-Anschlusses stehen demnach weniger Gigabytes pro Monat zu als einem 50.000er-Kunden, der  einen höheren Tarif bezahlt. „Telekom, Netzneutralität und DAUs“ weiterlesen