Aus gegebenem Anlass ein paar Sätze zu Verwertungsgesellschaften, deren Sozialfonds und der Corona-Krise.
„Covid-19 sprengt den Rahmen von VG-Sozialfonds“ weiterlesen
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Ein Zeitgenosse dieses Schlages verbreitet seit längerer Zeit bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Mär, der DJV im Allgemeinen sowie der DJV-Bundesvorsitzende und ich im Besonderen seien für eine „Teil-Enteignung“ der Journalisten zugunsten der Verleger. Diese Behauptung steht im Kontext der Umsetzung der Europäischen Richtlinie zum Urheberrecht im Digitalen Binnenmarkt (DSM-RL) in deutsches Recht. Neuester Aufhänger für den Kollegen, der gerne seine eigenen Tweets retweetet, ist die Stellungnahme des DJV zum Entwurf des Bundesjustizministeriums. Darin heißt es, die gemäß Artikel 16 wieder einzuführende Beteiligung der Verleger an den Einnahmen der Verwertungsgesellschaften aus der Gesetzlichen Vergütung sei unter Journalistinnen und Journalisten nicht unumstritten, da „die Urheber“ etwas abgeben müssten.
Diese Formulierung in dem für kundige Mitarbeiter des BMJV geschriebenen Papier ist insofern etwas unglücklich, als der bestimmte Artikel hätte gestrichen werden sollen. Urheber werden etwas abgeben müssen, aber nicht DIE Urheber. Beispielsweise sind Rundfunkmitarbeiter – und um einen solchen handelt es sich bei dem eifernden Twitterer – nicht betroffen. Sendeanstalten wie sein Stammkunde, der Deutschlandfunk, sind keine Verleger (weder im richtigen Leben noch im Sinne des Gesetzes). Wenn sich also ein Radiojournalist in Szene setzt als Opfer einer (Teil-)Enteignung, lügt er.
Woher kommt überhaupt das Gerede von der Enteignung? Und was hat das mit dem DJV zu tun? Zunächst Letzteres: Der besagte Kollege wurde nach seinem pompös verkündeten Austritt aus dem DJV bei den Kollegen von ver.di gesichtet. Dabei vertreten die Autorengewerkschaften in ver.di die gleiche Position wie der DJV. Dass der Mann immer nur gegen den DJV schießt, hat lediglich etwas mit seinen persönlichen Animositäten zu tun. „Klarstellung zur Verlegerbeteiligung bei der VG Wort“ weiterlesen
Sein richtiger Vorname, der so griechisch klang, war eigentlich gar kein richtiger Vorname, sondern eine Erfindung seiner Eltern, die das Tuttlinger Standesamt durchgehen ließ. Gut 40 Jahre vor dem Suchmaschinenzeitalter hatten sie für ihren am ersten Weihnachtstag 1955 geborenen Sohn einen Namen gefunden, der bis heute so einzigartig ist, dass es genügt, „Syrthos“ zu googlen, und man findet prompt die vielen Spuren, die Floh im Netz hinterlassen hat; den Nachnamen braucht es nicht. Auch hier macht das kleine h den Unterschied: Syrtos ist ein griechischer Tanz.
Dass unser stets freundlicher, leiser Mitschüler und Kommilitone nicht mehr ist, dass sein geschwächtes Herz ihn im Sommerurlaub endgültig im Stich ließ, sprach sich nur langsam herum. Wie es leider so ist, schlafen auch Kontakte zu sehr lieben Menschen ein. Man verliert einander ungewollt aus den Augen und zuckt zusammen, wenn man beim DJV-Verbandstag auf die schwarz umrandete Liste schaut, die für die obligatorische Gedenkminute ausgelegt wird, und einen vertrauten Namen entdeckt. 63 ist doch kein Alter. Wann haben wir uns das letzte Mal gesehen? Vor zehn Jahren muss das gewesen sein, beim 60. Geburtstag der DJS. Wie die Zeit rennt.
Damals hatte der SWR-Redakteur, Regisseur, Produzent und Filmemacher gerade an der Musikhochschule Karlsruhe einen Studiengang für Fernseh-Musikjournalisten entwickelt und begonnen, als Dozent seine Erfahrungen weiterzugeben. Seine Spezialität waren einfühlsame Features und Künstler-Porträts. Er erzählte Zeitgeschichtliches entlang der Musik dieser Jahre (in der SDR-Sendereihe „Schön war die Zeit“) und ging als Redakteur der Tigerentenclubs auf Entdeckungsreise durch Manhattan.
Seine Bachelor- und Master-Studenten unterrichtete Syrthos bis 2017, dann zwang ihn eine Herzerkrankung zum Pausieren. Im laufenden Wintersemester wollte er wieder als Dozent einsteigen. Dazu kam es nicht mehr. Auch das Projekt seines Lebens, eine 90-minütige Doku über den Ausnahme-Pianisten Arturo Benedetti Michelangeli (1920-1995), konnte Syrthos nicht mehr abschließen. Er hinterließ nur den Rohschnitt des Films, mit dessen Planung er schon zu Lebzeiten des Virtuosen begonnen hatte. Das Werk sollte zu dessen 100. Geburtstag im Januar 2020 erscheinen – mit dem Untertitel: „Auf der Suche nach dem Absoluten.“
Die Faszination für Michelangeli passte zu Floh. Wie der Protagonist seines Films hatte er auch selbst eine perfektionistische Ader. Immer wieder habe er an dem Projekt gearbeitet, schrieben vier langjährige SWR-KollegInnen im Intranet des Senders: „Er zog für ein halbes Jahr nach Italien, um sich die Muttersprache des großen Pianisten anzueignen, nahm ein Sabbatical, um das Archiv des Genius zu sichten. Das war Syrthos. Nie war ihm etwas zu viel, wenn es um gutes Programm, um die Kunst und um die Lebenskunst ging, das ganz Große im Leben. Und gleichzeitig konnte keiner wie er solch eine Freude und Dankbarkeit in den kleinen Dingen des Alltags finden, und mehr noch, diese Freude ausdrücken und den Moment zum Fest machen.“
Am morgigen Sonntag, dem 100. Geburtstag Arturo Michelangelis, habe ich die Ehre, mir im Kabarett „Die Galgenstricke“ in Esslingen mit Weggefährten von Floh alias syr den Rohschnitt des Films anschauen zu dürfen. Eine Woche später – und damit seltsam unpünktlich – läuft die von einem anderen Regisseur fertiggestellte Fassung im Fernsehen. Schade, dass das, was über den Sender gehen wird, nicht die Handschrift von Syrthos J. Dreher trägt. Aber gut, dass all die liebevolle Kleinarbeit, die so ein Projekt ausmacht, nicht völlig vergebens war.
Unlängst berichtete die SZ über einen Beschluss des Bayerischen Landtags, der mit schwarzen und grünen Stimmen gefasst wurde, aber geeignet ist, Zweifel an der Rationalität der Mandatsträger zu wecken, welche mit Ja gestimmt haben:
„Mit einer medizinischen Studie soll die Staatsregierung klären, ob durch homöopathische Mittel der Einsatz von Antibiotika reduziert werden kann.“
Bei der Einführung der Masern-Impfpflicht konnten sich die Bundestags-Grünen nicht durchringen, Jens Spahn zuzustimmen, und vor ihrem Parteitag am Wochenende hat die Parteispitze der Grünen nun auch noch einen Antrag gegen die Kostenerstattung für homöopathische Behandlungen durch die Krankenkassen ausgebremst. Interne Kritiker beklagen sich schon länger über Parteifreunde, die bei der Wissenschaft Rosinenpickerei betrieben: Sind nur Erkenntnisse willkommen, die mit den eigenen Glaubenssätzen kompatibel sind? Eine Kommission soll sich nun damit befassen, was Wissenschaft eigentlich ist und soll.
Eines vorab: Es gibt keinen Grund zum Grünen-Bashing, weil jede Partei in diesem Land befürchten muss, nicht wenige Wähler zu verlieren, wenn sie sich offensiv für eine evidenzbasierte Gesundheitspolitik einsetzt. Die SPD-Fraktion im Maximilianeum hatte tapfer geschlossen gegen den Antrag votiert, „Was war noch mal Wissenschaft, liebe Politiker?“ weiterlesen